Ein Blick auf die Haut gibt wichtige Hinweise auf möglicherweise entzündete Gefäße und führt so auf die Spur von Vaskulitiden. Früh erkannt und behandelt können Folgen einer Vaskulitis wie Schlaganfall, Erblinden und Organversagen verhindert werden.

Für die genaue Beurteilung von Vaskulitiden - bekanntlich immunologisch verursachte Entzündungen der Blutgefäße - gibt die Haut des Patienten entscheidende Hinweise.

Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) weist darauf hin, dass eine frühe Diagnose einer Vaskulitis wichtig ist, um ihren mitunter bis zum Tode führenden Folgen vorzubeugen: Dazu gehören das Absterben und völlige Versagen betroffener Organe wie etwa Lunge oder Nieren, aber auch Schlaganfall und Erblinden. Welche Bedeutung charakteristische Hautbefunde für die Behandlung von Patienten mit diesen vielfältigen Erkrankungen haben, ist eines der Themen auf dem 115. Internistenkongress, der vom 18. bis 21. April 2009 in Wiesbaden stattfindet.

Vaskulitiden befallen aufgrund einer fehlgeleiteten Immunabwehr die Wände großer und kleiner Blutgefäße in verschiedenen Regionen des Körpers. Bei der Arteriitis temporalis etwa entzünden, verhärten und verdicken sich die Arterien der Schläfen. An dieser häufigen Form erkranken jährlich in Deutschland 10 000 bis 20 000 Menschen. Früh diagnostiziert sind Patienten mit dieser so genannten Riesenzellarteriitis gut behandelbar. Bleibt sie dagegen unerkannt, können Betroffene daran erblinden.

Andere systemische Vaskulitiden sind mit deutschlandweit weniger als 1000 neuen Erkrankungen pro Jahr eher selten, "aber sie sind nicht minder gefährlich", sagte Professor Cord Sunderkötter von der Universitätsklinik Münster im Vorfeld des Internistenkongresses. Bei vielen Formen klagen Betroffene über Fieber, Gelenk- oder Kopfschmerzen. "Aufgrund dieser unspezifischen Symptome gestaltet sich die Diagnose oft schwierig", erläutert der Experte von der Klinik für Dermatologie und Venerologie.

Eine genaue Analyse des Hautbildes helfe jedoch bei der Diagnose. Denn Vaskulitiden kleiner Gefäße gemeinsam sind kleine Knötchen und Flecken mit Einblutungen auf der Haut. Diese entstehen, weil Blut durch die entzündeten und dadurch geschädigten Gefäße unter die Haut austritt. An ihrer Zahl und Ausbreitung, an mikroskopischen Besonderheiten und an den Begleitsymptomen erkennt Professor Sunderkötter, um welche Form der Vaskulitis es sich handelt und ob lebenswichtige Organe beteiligt sein könnten: "Gehen die Hauterscheinungen beispielsweise über die Gürtellinie hinaus, so sollte der Kollege daran denken, dass ein Befall der Niere wahrscheinlicher ist", erklärt der Hautspezialist. "Insbesondere weil viele dieser Vaskulitiden folgenlos verlaufen, müssen die schweren Verlaufsformen erkannt werden".

Zu solch einer ernsten Vaskulitis der kleineren Gefäße gehört die Wegenersche Granulomatose: In Nase und Lunge bilden sich Knötchen, die Organe sind schlecht durchblutet. Ohne Behandlung führt die Krankheit innerhalb weniger Monate zum Tod. Auch hier kann die Haut erste Hinweise geben: "Denn Patienten zeigen an der Haut oft ein gemischtes Bild aus einzelnen, größeren Knoten mit Geschwüren und tastbaren Einblutungen", erklärt Sunderkötter.

Nach der korrekten Beurteilung des Hautbildes können Ärzte gezielt weiterführende Verfahren einsetzen. Sie verringern dadurch auch die Risiken und Kosten unnötiger Röntgen- und Blutuntersuchungen. Ist die Diagnose sicher, kann in vielen Fällen eine Therapie die tödliche Krankheit zurückdrängen.

Weitere aktuelle Erkenntnisse zur Früherkennung und Therapie bei verschiedenen Vaskulitiden und anderer immunologisch bedingten Erkrankungen diskutieren die Teilnehmer im Rahmen des 115. Internistenkongresses in Wiesbaden. (eb)

Symposium: Gefäße und Immunsystem, mit "Haut als diagnostischer Spiegel"

Zeit und Ort: Dienstag, 21. April 2009, 14.30 bis 18.00 Uhr, Saal 6/2

Referent: Cord Sunderkötter, Münster

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