Nur jede fünfte Rheumakranke ist früh beim Facharzt
BONN (eb). Auch politisch sieht sich die Deutsche Rheuma-Liga in der Pflicht. Sie setzt sich ein für die Interessen chronisch Kranker. Soeben noch protestierten Aktivisten gegen das GKV-Finanzierungsgesetz und seine unsolidarische Lastenverteilung vor dem Berliner Reichstag.
Mehr als 28 000 Protestunterschriften will man Kanzlerin Merkel überreichen, teilt die Liga aus Anlass ihres 40-jährigen Jubiläums mit. Bei gesundheitspolitischen Entscheidungen wie im Gemeinsamen Bundesausschuss, bei Stellungnahmen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen und in anderen Gremien würden die Stimmen der Betroffenen heute beachtet.
Durch gesundheitspolitisches und wissenschaftliches Engagement konnte in der Vergangenheit die Versorgungssituation der Rheumabetroffenen in Deutschland erheblich verbessert werden, so die Rheuma-Liga. "Der wissenschaftliche Fortschritt kommt aber noch viel zu wenig bei den Betroffenen an", beklagt Präsidentin Professor Erika Gromnica-Ihle.
Nur ein Fünftel der Neuerkrankten mit entzündlichem Gelenkrheuma werde innerhalb der ersten drei Monate vom Rheumatologen versorgt. Damit riskiere man bleibende Gelenkzerstörungen. Ein Rheumatologe auf 50 000 erwachsene Einwohner wäre nach Einschätzung der wissenschaftlichen Gesellschaft nötig. Das sind 1 200 Fachärzte. Nur die Hälfte stünde jedoch aktuell zur Verfügung.
Gemeinsame Anstrengungen der Rheumatologen und Orthopäden, Veränderungen bei der Bedarfszulassung sowie die Förderung des Nachwuchses an den Hochschulen seien dringend geboten, so die Liga. Über neun Millionen Menschen leben in Deutschland mit einer rheumatischen Erkrankung.