HIV, Syphilis & Co.

Symptome auch an unerwarteten Stellen

Sexuell übertragbare Erkrankungen manifestieren sich nicht nur an den Genitalien. Häufiger als vermutet kommt es zu Symptomen im Kopf-Hals-Bereich. Daher ist bei HIV-Infektionen, Syphilis & Co. auch der HNO-Arzt gefragt.

Von Angelika Bauer-Delto Veröffentlicht:
Zu den Erkrankungen, die über den Speichel übertragen werden, zählen Infektionen mit Herpes-Viren sowie mit dem Epstein-Barr-Virus.

Zu den Erkrankungen, die über den Speichel übertragen werden, zählen Infektionen mit Herpes-Viren sowie mit dem Epstein-Barr-Virus.

© freshidea / fotolia.com

MANNHEIM. Eine Reihe sexuell übertragbarer Erkrankungen (sexually transmitted diseases, STDs) können sich auch im HNO-Bereich manifestieren, erinnerte Privatdozent Dr. Rainer Lundershausen, Internistische Gemeinschaftspraxis Erfurt.

Dazu zählt unter anderem eine Infektion mit humanen Papilloma-Viren (HPV). Infektionen mit Hochrisikotypen, besonders HPV 16, 18, und 31, können nicht nur zu Zervix-, Vulva-, Penis- und Analkarzinomen führen, sondern begünstigen auch die Entstehung von Oropharynxkarzinomen.

Andere HPV-Typen verursachen Viruswarzen im Mund. Zu den Erkrankungen, die über den Speichel besondere beim Küssen übertragen werden, zählen Infektionen mit Herpes-Viren sowie mit dem Epstein-Barr-Virus (EBV). Das EBV ist Ursache der infektiösen Mononukleose und zudem ein Risikofaktor für Nasopharynxkarzinome.

Syphilis auf dem Vormarsch

In den letzten Jahren wird in Deutschland eine steigende Inzidenz der Syphilis beobachtet, berichtete Lundershausen bei einer Fortbildungsveranstaltung in Mannheim. Im Jahr 2015 wurden dem Robert Koch-Institut 6834 Syphilis-Fälle gemeldet und damit fast ein Fünftel mehr als im Vorjahr.

Der Anteil der Fälle, die vermutlich über sexuelle Kontakte zwischen Männern (MSM) übertragen wurden, lag 2015 dem Infektionsepidemiologischen Jahrbuch meldepflichtiger Krankheiten zufolge bei 85 Prozent.

Bei oralsexuellen Praktiken können Primärläsionen einer Infektion mit Treponema pallidum im Bereich der Mundschleimhaut auftreten, gefolgt von regionalen Lymphknotenschwellungen im Halsbereich.

Besonders wenn anamnestische Hinweise vorliegen, dass der Patient zur Risikogruppe der MSM zählt, sollte an eine Syphilis gedacht werden, die gut mit Penicillin zu behandeln sei, so Lundershausen. Auch neurologische Symptome der Spätsyphilis können den Kopf-Hals-Bereich betreffen, wie beispielsweise eine Fazialisparese.

Herpes: Steckt HIV dahinter?

Die Zahl der gemeldeten HIV-Neudiagnosen ist 2015 ebenfalls erneut gestiegen, und zwar um 5 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 3674 Fälle.

Eine akute HIV-Infektion verläuft initial wie ein grippaler Infekt mit Symptomen wie Fieber, Abgeschlagenheit, Lymphadenopathie und Pharyngitis, ein makulopapulöses Exanthem, Diarrhoe und Gewichtsverlust können hinzukommen.

Die unspezifische Symptomatik allein ist diagnostisch nicht wegweisend, nach einem Risikokontakt sollte jedoch an eine mögliche Ansteckung gedacht werden, riet Lundershausen.

Auf eine Immundefizienz infolge einer HIV-Infektion können Haut- und Schleimhautbefunde hinweisen, die auch in der Kopf-Hals-Region auftreten, zum Beispiel eine ausgedehnte Herpes-Infektion, Ulzerationen an der Mundschleimhaut oder ein ausgeprägter Mundsoor.

HIV-assoziierte neurologische Befunde können ebenfalls den HNO-Bereich betreffen, etwa eine Fazialisparese, Otalgie, Tinnitus oder Innenohrschwerhörigkeit.

Frühzeitig an eine HIV-Infektion zu denken sei besonders wichtig, um einerseits eine Weiterverbreitung zu verhüten, aber auch, da heute hervorragende Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen, erinnerte Lundershausen.

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