Verhütung

Hormonfreie Pille für den Mann in der Entwicklung

Wissenschaftler aus Australien arbeiten daran, ein Medikament zu entwickeln, das den Spermientransport während der Ejakulation verhindern soll.

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Bei der Entwicklung der Pille für den Mann arbeiten die australischen Forscher daran, bei Spermien das chemische Signal, sich zu bewegen, zu blockieren.

Bei der Entwicklung der Pille für den Mann arbeiten die australischen Forscher daran, bei Spermien das chemische Signal, sich zu bewegen, zu blockieren.

© Sebastian Schreiter / Springer Medizin Verlag GmbH

MELBOURNE. Die Vorstellung, dass medikamentöse Verhütung allein Frauensache ist, könnte bald auf den Kopf gestellt werden. Neueste Forschungsergebnisse der Monash University in Melbourne stellen eine hormonfreie Verhütungspille für den Mann innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre in Aussicht.

Dabei ist besonders hervorzuheben, dass Libido und Fruchtbarkeit von der neuen Verhütungsmethode nicht beeinflusst werden, heißt es in einer Mitteilung des Instituts Ranke-Heinemann.

Die Forscher arbeiten daran, ein oral einzunehmendes Medikament zu entwickeln, das den Spermientransport während der Ejakulation verhindern soll. Die hormonfreie Verhütungsmethode könnte die bisherigen Nebenwirkungen umgehen, die eine Entwicklung der männlichen Empfängnisverhütung bislang verhindert haben.

Nebenwirkungen, die durch den Eingriff in den männlichen Hormonhaushalt entstehen können, umfassen etwa langfristige Unfruchtbarkeit, Geburtsfehler bei zukünftigen Nachkommen und Libidostörungen.

Das chemische Signal, sich zu bewegen, wird bei Spermien geblockt

Die Wissenschaftler hatten zuvor bewiesen, dass männliche Unfruchtbarkeit genetisch erreicht werden kann, indem man zeitgleich zwei Proteine (a1A-Adrenozeptor und P2X1-Purinozeptor) hemmt, die den Spermientransport auslösen, ohne aber die langfristige Funktionsfähigkeit der Spermien und die sexuelle und allgemeine Gesundheit zu gefährden.

Die Spermien sind also weiterhin vorhanden, erhalten nur nicht das chemische Signal, sich zu bewegen. Es gibt bereits ein weit verbreitetes Medikament, das eines der beiden Proteine erfolgreich hemmt, nun wollen die Wissenschaftler einen Weg finden, auch das zweite Protein zu blockieren.

Laut Dr. Sab Ventura, dem führenden Wissenschaftler des Vorhabens vom Monash Institute of Pharmaceutical Sciences (MIPS), könnten die ersten Versuchsreihen beginnen, wenn der nächste Schritt der Medikamentenentwicklung erfolgreich ist.

Anschließend könnte die erste hormonfreie Pille für den Mann innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre auf den Markt kommen.

"Wir nähern uns der Entwicklung eines überzeugenden, sicheren, effektiven und hormonfreien oralen Verhütungspräparats für Männer", wird Ventura in der Mitteilung zitiert.

"Unser Ziel ist es nicht, die Spermienproduktion zu hemmen, sondern den Spermientransport zu unterbinden."

Unbeeinflusste Libido

Weitere genetische Studien hätten bewiesen, dass die Spermien bei Medikamenteneinnahme langfristig gesund und funktionsfähig bleiben, da nur der Transport blockiert wird.

Auch die Libido und die sexuelle Aktivität seien unbeeinflusst, so Ventura.

"Bisherige Herangehensweisen zielten meist darauf ab, Hormone oder Mechanismen zu beeinflussen, die dann zu nicht überlebensfähige oder unfruchtbare Spermien führten.

Hierbei wurde jedoch häufig die Sexualität und die langfristige Fruchtbarkeit der Männer in Mitleidenschaft gezogen.

Durch unseren hormonfreien Ansatz werden die Spermien nicht geschädigt, und die Fruchtbarkeit ist nach Absetzen der Medikamente wieder hergestellt." (eb)

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