Erektile Dysfunktion

Erste Erfolge bei ED mit transplantierten Stammzellen

Die Stammzelltransplantation könnte eine neue Option für Männer mit erektiler Dysfunktion sein, bei denen die Kontinenz erhalten ist. Darauf deuten Ergebnisse einer Phase-I-Studie hin.

Von Petra Eiden Veröffentlicht:
Eine Stammzelltherapie könnte in Zukunft Männern mit ED den Spaß zurück ins Bett bringen.

Eine Stammzelltherapie könnte in Zukunft Männern mit ED den Spaß zurück ins Bett bringen.

© Ivan Kmit / Getty Images / iStock

LONDON. In den letzten Jahren haben mehrere Arbeitsgruppen an der Entwicklung von Stammzellen zur Behandlung von ED-Patienten gearbeitet. Jetzt ist es gelungen, dass betroffene Männer nach dieser Therapie wieder spontan Geschlechtsverkehr haben konnten.

An der einarmigen, monozentrischen Studie, die beim 32. Kongress der Europäischen Gesellschaft für Urologie in London präsentiert wurde, nahmen 21 Patienten mit ED nach radikaler Prostatektomie teil, bei denen konventionelle ED-Therapien inklusive der Anwendung von PDE-5-Hemmern und PGE1-Analoga nicht gewirkt hatten (EBioMedicine 2016; 5:204-210).

Die Autoren isolierten autologe regenerative Stammzellen aus dem Fettgewebe ("autologous adipose derived regenerative stem cells", ADRC) der Teilnehmer – unter Vollnarkose mit Liposuktion – und injizierten die Zellen anschließend in deren Corpus cavernosum. Kontrollen erfolgten ein, drei, sechs und zwölf Monate nach der ADRC-Transplantation. Hierbei wurden die erektile Funktion anhand des Fragebogens IIEF-5 ("international index of erectile function") sowie alle Nebenwirkungen erfasst.

Schwere Nebenwirkungen traten nicht auf, nur über acht kleinere Vorfälle in Zusammenhang mit der Liposuktion wurden berichtet, unter anderem Hämatome und empfindliche Haut im Abdominalbereich. Insgesamt ließ sich die Erektionsfunktion bei acht von 15 Männern, also 53 Prozent, wieder herstellen, die vor dem Eingriff kontinent gewesen waren. Sie konnten nach sechs Monaten wieder Sex haben, dieser Effekt hielt bis zwölf Monate nach der Transplantation an.

Kein Erfolg bei ED plus Inkontinenz

In der Gruppe der kontinenten Männer stieg der mittlere IIEF-5-Score von 7,6 zu Beginn nach sechs Monaten signifikant auf 14,3. Nach zwölf Monaten war er weiterhin signifikant erhöht (13,2). Bei diesen Werten gelang es den Männern, spontan oder mit medizinischer Unterstützung eine Erektion zu bekommen — bei Männern mit normaler Erektionsfunktion liegt der IIEF-5-Score im Mittel bei 25. Männer, die vor der Transplantation inkontinent gewesen waren, erlangten ihre Erektionsfunktion nicht zurück.

Nach Ansicht der Autoren ist die ADRC-Transplantation eine vielversprechende ED-Therapieoption, die eine langfristige Besserung der Erektionsfunktion nach radikaler Prostatektomie ermöglichen kann. Sie weisen jedoch einschränkend darauf hin, dass es sich um vorläufige Ergebnisse handelt und es noch einige Zeit dauern wird, bis die Methode verfügbar sein könnte.

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