Transplantation über Blutgruppengrenzen hinweg

FREIBURG (nsi). Die Transplantation von Nieren trotz Blutgruppen-Unverträglichkeit wird immer erfolgreicher. Möglich wurde das durch ein Verfahren, bei dem schädliche Antikörper durch Immunadsorption aus dem Blut des Empfängers entfernt werden.

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Seit 2004 sind in Deutschland 55 Nieren von Lebendspendern über die Blutgruppengrenze hinweg transplantiert worden, zuerst an der Uniklinik Freiburg. Bei den ersten 8 von inzwischen 27 Patienten, die in Freiburg ein ABO-inkompatibles Organ erhalten haben, seien häufiger Nachblutungen, Lymphozelen, Ureterstenosen und Narbenhernien aufgetreten als bei Empfängern einer Blutgruppen-verträglichen lebend gespendeten Niere. Darauf hat Privatdozent Przemyslaw Pisarski bei der Jahrestagung der Deutschen Transplantationsgesellschaft in Mainz hingewiesen. Danach sei das Verfahren gemeinsam mit Kollegen an der Karolinska-Uniklinik in Stockholm verbessert worden. Jetzt sind die Ergebnisse - zumindest im überschaubaren Zeitraum von einigen Jahren - ähnlich denen bei Blutgruppen-verträglichen Transplantationen: Etwa 90 Prozent der Nieren funktionieren bei den Patienten, die ab 2005 ein neues Organ erhalten haben.

Das optimierte Verfahren: Die gegen die Blutgruppe des Spenders gerichteten Antikörper im Empfänger werden mit der Immunadsorption entfernt. Wie häufig die Prozedur wiederholt werden muss, hängt vom Titer der Anti-A- oder Anti-B-Antikörper ab.

Vier Wochen vor Beginn der Immunadsorption erhalten die Empfänger den Anti-CD20-Antikörper Rituximab, der die Antikörperproduktion mehrere Monate lang hemmt. CD20 ist ein Antigen auf der Oberfläche von B-Zellen. 7 bis 10 Tage vor dem Eingriff beginnt der Patient mit der üblichen Tripel-Immunsuppression, also der Therapie mit Tacrolimus, Mycophenolat-Mofetil und Prednisolon.

Vor kurzem sind die Daten von 60 Patienten analysiert worden, die nach diesem Protokoll an zwei schwedischen Zentren in Uppsala und Stockholm sowie an der chirurgischen Uniklinik in Freiburg behandelt worden sind (Transplantation 83, 2007, 1153). Die Ein-Jahres-Organfunktionsraten betrugen 97 Prozent bei den Patienten, die eine Blutgruppen-inkompatible, lebend gespendete Niere erhalten hatten. Kein Organ ging aufgrund der unterschiedlichen Blutgruppen verloren. Auch das Überleben der Patienten unterschied sich nicht zwischen den beiden Gruppen.

"Das Verfahren ist eine gute Möglichkeit für Nierenkranke, die einen Blutgruppen-inkompatiblen Nierenspender haben", sagte Pisarski. Es wird daher auch als Alternative zur Überkreuz-Lebendspende gesehen. Allerdings müsse häufiger mit Lymphozelen gerechnet werden, so Pisarski. Insgesamt acht Zentren in Deutschland wenden inzwischen das Verfahren an.

Mehr Infos: www.aerztezeitung.de - suchen mit "Transplantation"

STICHWORT

Immunadsorption

Bei der Immunadsorption werden die Immunglobuline aus dem Blut des Patienten entfernt. Das Verfahren wird vor allem zur Therapie bei Autoimmunerkrankungen angewendet. Bei einer Transplantation über Blutgruppengrenzen hinweg werden mit Immunadsorption auch die gegen die Blutgruppe des Spenders gerichteten Antikörper aus dem Blut des Empfängers eliminiert.

(eb)

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