Neue Studie heizt Diskussion über den Wert von PSA-Tests an

WEST HAVEN (ner). Die Kontroverse zum Sinn des Prostatakarzinom-Screenings per PSA-Test wird durch die Publikation einer neuen Studie erneut angeheizt. Demnach bringt der PSA-Screening-Test für Männer über 50 keine Überlebensvorteile.

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Für eine Fall-Kontroll-Studie haben US-Forscher aus West Haven die Krankenakten von 501 Männern über 50 Jahre analysiert. Die Männer waren zwischen 1991 und 1995 an einem Prostata-Ca erkrankt und bis 1999 gestorben (Fall-Gruppe).

Ebenfalls analysiert wurden die Daten von 501 gleichaltrigen und gleich behandelten Prostata-Ca-Patienten, die noch lebten (Kontroll-Gruppe). Dann schauten Dr. John Concato und seine Mitarbeiter, ob die Patienten per PSA-Test oder digital-rektaler Untersuchung (DRU) gescreent worden waren (Arch Intern Med 166, 2006, 38).

Wenn die Tests und dann die Therapie das Leben verlängern sollten, sollte unter den noch lebenden Männern ein höherer Anteil per PSA-Test untersucht worden sein als unter den bereits gestorbenen. Das war jedoch nicht der Fall. Der Anteil der Karzinom-Patienten mit vorangegangenen PSA-Tests war mit 14 und 13 Prozent in beiden Gruppen etwa gleich groß.

Ähnlich fielen die Ergebnisse bei Analyse der Zahl der Patienten mit DRU oder PSA-Test aus: Das Screening vor der Diagnose hatte keinen Einfluß auf die Lebenszeit. Es konnten auch keine Subgruppen von Patienten identifiziert werden, die eventuell vom Screening profitierten.

Im Patienten-Gespräch über das Prostata-Ca-Screening sollte nach derzeitiger Datenlage nicht mit der Reduktion der Mortalität geworben werden, so die US-Ärzte. Ob die PSA-Tests tatsächlich dazu beitragen, die Lebenszeit von Patienten mit Prostata-Ca zu verlängern, läßt sich aber nur in prospektiven Studien klären.

Derzeit laufen weitere Fall-Kontroll-Studien sowie zwei randomisierte Studien, die die Bedeutung des PSA-Tests und der DRU ermitteln sollen, unter anderem die EORTC-Studie (European Organisation for Research and Treatment of Cancer). Deren Ergebnisse werden im Jahr 2008 erwartet.

International arbeiten Forscher an Biomarkern, mit denen die Tumoren besser als bisher beschrieben und klassifiziert werden können. Dabei macht man sich genetische Merkmale der Krebszellen zunutze. Diese könnten gegebenenfalls auch Auskunft darüber geben, wie schnell ein Prostata-Ca wachsen wird.

Eine solche Aussage ist mit den bisherigen Methoden nicht möglich - ein Grund dafür, weshalb in frühen Krebsstadien aggressive Therapie-Optionen bei dem oft sehr langsam wachsenden Prostata-Ca umstritten sind.

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