Zwischen Leidenschaft und Dienst nach Vorschrift

Engagierte Mitarbeiter sind rar. Was Einsatzbereitschaft fördert, haben Psychologen untersucht.

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Nur 13 Prozent der Beschäftigten in Deutschland sind in ihrem Job engagiert bei der Sache. Das fand die Beratungsfirma Gallup heraus. Der große Rest macht entweder Dienst nach Vorschrift oder hat gedanklich schon gekündigt. Psychologen beschäftigen sich seit Jahrzehnten damit, wie die Einsatzbereitschaft von Mitarbeitern gesteigert werden kann, und haben interessante Erkenntnisse gewonnen. So können Menschen zum einen durch äußere Faktoren wie Geld, Sachwerte, Status oder auch die Sicherheit des Arbeitsplatzes motiviert werden. Psychologen sprechen dann von extrinsischer Motivation. Hier setzen variable Vergütungen oder Gehaltserhöhungen an. Ulrike Niedhammer, Apothekerin und Organisationsberaterin, aber warnt: "Man weiß heute, dass sich leistungsbezogene Bezahlung leicht abnutzt und oft nicht zu mehr oder besserer Leistung führt. Auch eine Gehaltserhöhung empfinden Menschen schnell als selbstverständlich, sodass die vorübergehend stärkere Leistung wieder abfällt auf das vorherige Niveau."

Intrinsische Motivation dagegen entsteht aus der Arbeit selbst heraus. Etwa dann, wenn ein Mensch Freude an der Arbeit hat, sich mit ihr identifiziert, weil er sich verwirklichen oder anderen Menschen helfen kann. Auch ein guter sozialer Kontakt zu Kollegen fällt in diese Kategorie. Besonders deutlich wird intrinsische Motivation beim sogenannten Flow-Effekt: Der Arbeitende wird eins mit seiner Aufgabe, vergisst die Umwelt, die Arbeit geht ihm von der Hand. Wenn Angestellte intrinsisch motiviert sind, bedarf es meist keiner weiteren Anreize. Im Gegenteil: Wissenschaftler haben herausgefunden, dass äußere Anreize die ursprüngliche Leidenschaft für eine Arbeit beeinträchtigen können. Als Ursache vermuten sie die geringere Selbstbestimmung: Der Mitarbeiter fühlt sich durch Belohnungssysteme fremdgesteuert, die intrinsische Motivation sinkt.   (rki)

Thema Mitarbeitermotivation

Wie individuelle Motivation funktioniert, macht Erika Regnet, Professorin für Personalwirtschaft, in dem Buch "Mitarbeitermotivation ist lernbar" (Springer 2010, ISBN 978-3642051210, 34,96 €) deutlich. Während den einen die Weiterbildung motiviere, könne sich ein anderer überfordert fühlen. Der eine schätze zum Beispiel Nachtdienste wegen des Zusatzeinkommens, der andere fürchte sie, weil er nachts lieber bei seiner Familie ist. Motivationsmanagement sei, so Regnet, immer auch eine "Ausrichtung auf den Einzelnen".

Interessante Einblicke ins Thema Motivation liefert auch Wilhelm Oliver. In seinem im April erschienenen Buch "Motivation und Führung von Mitarbeitern" (Diplomica, ISBN 9783836688-581, 28 €) untersucht er aktuelle Strömungen und stellt fest, dass in den zurückliegenden Jahren ein Wertewandel stattgefunden hat. Externe Anreize motivieren weniger als ein gutes Arbeitsklima und die Identifikation mit einer Aufgabe. (rki)

Lesen Sie dazu auch: Das kleine 1 x 1 der Anreizmöglichkeiten

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