Drei Arzneien schützen bei hohem Risiko vor Brustkrebs

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Medikamente verringern das Risiko, dass Brustkrebs entsteht um mindestens 50 Prozent. Erfolgreich klinisch erprobt wurden bisher drei Substanzen bei Frauen mit erhöhtem Brustkrebsrisiko.

Von Ingrid Kreutz

NEU-ISENBURG. Das Risiko für Brustkrebs lässt sich nicht nur durch Sport und Minimierung des Alkoholkonsums deutlich verringern, sondern auch durch Arzneien. Erfolgreich in klinischen Studien getestet wurde für die Primärprävention von Brustkrebs zunächst Tamoxifen.

Mit dem Antiöstrogen lässt sich die Brustkrebs-Inzidenz nach den Ergebnissen von vier Präventionsstudien mit insgesamt mehr als 25.000 Frauen im Vergleich zu Placebo um 38 Prozent senken (Lancet 2003; 361: 296).

Zur Prävention von Brustkrebs gibt es mittlerweile einige Optionen - von gesundem Lebensstil bis zur Medikation.

Zur Prävention von Brustkrebs gibt es mittlerweile einige Optionen - von gesundem Lebensstil bis zur Medikation.

© Dr. Matthias Eberhardt / Arteria Photography

Rate der Östrogen-Rezeptor-positive Mamma-Karzinome wurde reduziert

Reduziert wurde jedoch nur die Rate der Östrogen-Rezeptor-positiven Mamma-Karzinome, und zwar um 48 Prozent, die der Östrogen-Rezeptor-negativen Brusttumoren blieb unbeeinflusst. In allen Präventionsstudien mit der Substanz war die Rate der Endometrium-Karzinome um den Faktor 2,4 und die Rate thromboembolischer Ereignisse um den Faktor 1,9 erhöht.

In den USA ist Tamoxifen bereits seit längerem zur Brustkrebs-Primärprävention bei erhöhtem Risiko zugelassen. In Deutschland hat Tamoxifen bisher nur die Zulassung zur adjuvanten Therapie nach der Primärbehandlung eines Mammakarzinoms sowie bei metastasierendem Brustkrebs.

Die Brustkrebs-Prävention funktioniert auch mit dem selektiven Östrogen-Rezeptor-Modulator Raloxifen - in Deutschland bisher nur zur Osteoporose-Therapie bei Frauen in der Postmenopause zugelassen.

Raloxifen schützt ähnlich gut vor Brustkrebs wie Tamoxifen, wie die Studie STAR (Study of Tamoxifen and Raloxifene) bei 19.747 Frauen mit erhöhtem Brustkrebsrisiko ergeben hat. Sie erhielten fünf Jahre lang täglich entweder 20 mg Tamoxifen oder 60 mg Raloxifen (JAMA 2006; 295: 2727).

Brustkrebsrate um 50 Prozent reduziert und geringere Thomboembolie-Rate

Nach einer ersten Analyse der Daten war die Brustkrebsrate mit beiden Substanzen um etwa 50 Prozent reduziert im Vergleich zu unbehandelten Frauen aus einer historischen Kontrollgruppe. Mit Tamoxifen gab es 163 Mammakarzinome, mit Raloxifen 168.

Die Thromboembolie-Rate war mit Raloxifen signifikant geringer und die Endometriumkrebs-Rate etwas, aber nicht signifikant geringer. Die FDA in den USA hatte Raloxifen im Jahre 2007 zur Brustkrebs-Prävention bei Frauen nach der Menopause zugelassen, wenn entweder eine Osteoporose vorliegt oder ein hohes Risiko für invasiven Brustkrebs.

Eine weitere Analyse von Daten der STAR-Studie nach fast sieben Jahren Nachbeobachtung bestätigte die gute Wirksamkeit von Tamoxifen und Raloxifen in der Primärprävention (Cancer Prev Res 2010; 3: 696). Raloxifen erzielte noch 76 Prozent des Effektes von Tamoxifen, was den Schutz vor Brustkrebs betraf.

Raloxifen erwies sich jedoch als verträglicher im Vergleich zu Tamoxifen: Es gab weniger Endometriumkarzinome und weniger Thromboembolien.

Studie mit Exemestan mit 4.560 Frauen in der Postmenopause

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Zur Primärprävention von Brustkrebs eignet sich nach aktuellen Studiendaten auch der Aromatasehemmer Exemestan. In einer randomisierten Studie erhielten 4.560 Frauen in der Postmenopause 25 mg Exemestan täglich oder Placebo (NEJM 2011; 364: 2381).

Alle Frauen hatten ein mäßig bis stark erhöhtes Brustkrebsrisiko, das heißt sie hatten mindestens einen der folgenden Risikofaktoren: Alter über 60 Jahre, Gail-Risiko-Score > 1,66 Prozent, atypische Hyperplasie, In-situ-Mamma-Ca in der Anamnese. Die Ergebnisse der Studie sind auch bei der Krebstagung ASCO in Chicago vorgestellt worden.

Relative Risikoreduktion um 65 Prozent

Innerhalb von im Median drei Jahren wurden bei den Frauen, die Exemestan erhalten hatten, 11 invasive Mammakarzinome diagnostiziert, in der Placebo-Gruppe hingegen 32. Das bedeutet eine signifikante relative Risikoreduktion um 65 Prozent, haben die Forscher errechnet.

Arthritis und Hitzewallungen traten in der Exemestan-Gruppe häufiger auf als mit Placebo. Allerdings gab es kaum Unterschiede bezüglich der höhergradigen Symptome dieser Art. Und: Osteoporose, Frakturen und kardiovaskuläre Ereignisse wurden unter der Einnahme des Aromatasehemmers nicht signifikant häufiger diagnostiziert als unter Placebo.

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