Intensivierte Insulintherapie

CGM-System misst über 90 Tage

Die Digitalisierung ist in der Diabetesversorgung auf dem Vormarsch: Ein Sensor kann bis zu 90 Tage die Blutzuckerwerte messen, eine neue Software verbessert das Auslesen der Insulin- und Glukosedaten.

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HAMBURG. Immer noch erreichen bisher nur etwa 15 Prozent der Diabetiker dauerhaft den Zielbereich der Glukoseeinstellung, so Lars Kalfhaus, Geschäftsführer von Roche Diabetes Care Deutschland bei einer Pressekonferenz des Unternehmens im Vorfeld der 52. Jahrestagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft. Als Grund nannte er auch therapeutische Trägheit seitens Behandler und Patienten. Technische Lösungen sollen solche Defizite ausgleichen, insbesondere bei Patienten mit intensivierter Insulintherapie.

Dr. Oliver Haferbeck vom US-Unternehmen Senseonics in Germantown stellte das erste Langzeit-CGM-Gerät vor, das unter die Haut implantiert wird. Das Eversense® CGM System, das 2016 gemeinsam mit Roche in Deutschland auf den Markt gebracht wurde, misst die Blutzuckerwerte bis zu 90 Tage lang. Das System besteht aus drei Komponenten: einem rund 2 cm großen Sensor, der am Oberarm eingesetzt wird, einem handlichen Transmitter ,der über den Sensor mit einem wasserfesten Pflaster fest platziert wird, und einer Smartphone-App, die die Glukosewerte und den Entwicklungstrend anzeigt. Der Transmitter funktioniert aber auch ohne Smartphone, betonte Haferbeck und warnt über unterschiedliche Vibrationen vor Hyper- und Hypoglykämien. Das gebe den Patienten Sicherheit. "Nachts wird man von der Vibration wach", sagte Haferbeck. Die Blutzuckermessung erfolge über Fluoreszenz alle fünf Minuten mit hoher Genauigkeit. Dr. Hansjörg Mühlen, niedergelassener Diabetologe in Duisburg, hat mit dem neuen Gerät bisher nur gute Erfahrungen gemacht: Alle Patienten, die an der Pilotphase teilgenommen hätten, wollten nach 90 Tagen einen Folgesensor. Die Implantation sei einfach, es habe keine Wundheilungsstörungen oder Entzündungen gegeben.

Verbessert wurde die Accu-Chek® Smart Pix Software für das Auslesen von CGM-und Insulindaten. Die 3.0-Version bringe neue Features wie individuell einstellbarer Startbildschirm und bessere Fehlererkennung, sagte Dr. Stefan Gölz, niedergelassener Diabetologe in Esslingen, etwa einer falsch eingestellten Basalrate. In Verbindung mit dem Smart Pen Pendiq 2.0, der Insulindaten speichert und wohl im zweiten Halbjahr 2017 in Deutschland verfügbar sein wird, könnten Zusammenhänge zwischen Glukose- und Insulindaten schneller erkannt und so individuelle Therapieprobleme gelöst werden. (rf),

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