Galenus-Preis 2012: Das sind die nominierten Kandidaten

Veröffentlicht:

Für den von Springer Medizin Ärzte Zeitung gestifteten nationalen Galenus-von-Pergamon-Preis 2012 sind 13 innovative Arzneimittel nominiert worden. In der Kategorie Primary Care sind es fünf Medikamente und in der Kategorie Specialist Care acht Arzneimittel. In der Kategorie für herausragende Grundlagenforschung in der Pharmakologie sind fünf Bewerber in die Endrunde gekommen. Die Gewinner des Galenus-Preises werden am 18. Oktober im Rahmen der Springer Medizin-Gala in Berlin bekannt gegeben.

Kategorie Primary Care

Mit Benlysta® (Belimumab), dem monoklonalen IgG1-Antikörper von GlaxoSmithKline und Human Genome Sciences, gibt es bei systemischem Lupus erythematodes (SLE) erstmals eine Substanz, die spezifisch in den Pathomechanismus eingreift. In Studien ging die SLE-Aktivität mit Belimumab plus Standardtherapie signifikant stärker zurück als mit alleiniger Standardtherapie.

Daxas® (Roflumilast) von Nycomed / Takeda hemmt spezifisch die Phosphodiesterase-4, die die lokale Entzündung der Atemwege triggert. Roflumilast ist zur Dauertherapie bei schwerer COPD und chronischer Bronchitis begleitend zu einem Bronchodilatator zugelassen. In Studien wurde damit die Lungenfunktion gebessert und die Exazerbationsrate signifikant gesenkt.

Gilenya® (Fingolimod) von Novartis zur oralen Therapie bei hochaktiver schubförmig-remittierend verlaufender Multipler Sklerose ist der erste Vertreter der neuen Wirkstoffklasse der Sphingosin-1-Phosphat-Rezeptor-Modulatoren. Fingolimod bremst die neuronale Zerstörung. In Studien wurden so Krankheitsaktivität, Schubrate und Gehirnatrophie verringert.

Palexia® retard (Tapentadol), das zentral wirksame Analgetikum von Grünenthal gegen starke chronische Schmerzen, vereint in einem Molekül µ-Opioidrezeptor-Agonismus und Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmung. Beides trägt dazu bei, die Schmerzweiterleitung zum Gehirn zu hemmen. In Studien belegt ist die Reduktion nozizeptiver und neuropathischer Schmerzen.

Sativex®, das Mundspray von Almirall Hermal, enthält ein Extrakt aus Cannabis sativa mit Delta-9-Tetrahydrocannabinol und Cannabidiol. Die Zusatzbehandlung mit dem Spray reduziert bei mittelschwerer bis schwerer Spastik aufgrund von Multipler Sklerose die Symptome. Zugelassen ist das Spray für MS-Kranke, die nicht ausreichend auf eine antispastische Therapie angesprochen haben.

Kategorie Specialist Care

Arzerra® (Ofatumumab) von GlaxoSmithKline ist ein monoklonaler Anti-CD20-Antikörper zur Therapie bei Patienten mit chronischer lymphatischer Leukämie, die therapierefraktär auf Fludaribin und Alemtuzumab sind. Ofatumumab verstärkt die Komplement-abhängige Zytotoxizität. In Studien wurde mit Ofatumumab eine mediane Überlebenszeit von mehr als einem Jahr erreicht.

Bei Brinavess® (Vernakalant), dem neuen Antiarrhythmikum von MSD zur Therapie bei Patienten mit kürzlich aufgetretenem Vorhofflimmern, ist keine Kurznarkose erforderlich. Vernakalant verlängert die atriale Refraktärzeit und verzögert die Überleitungsgeschwindigkeit. In klinischen Studien lag die mediane Dauer bis zur Konversion in den Sinusrhythmus bei Patienten mit Ansprechen bei nur zehn Minuten.

Mit Incivo® (Telaprevir) von Janssen-Cilag erhöhen sich die Chancen für Patienten mit chronischer Hepatitis C vom Genotyp 1, das Virus dauerhaft zu eliminieren. Telaprevir hemmt die NS3-4-Protease und somit die HCV-Replikation direkt. In einer Studie mit unbehandelten Patienten lag die Rate dauerhaften virologischen Ansprechens mit Telaprevir plus Standardtherapie fast doppelt so hoch wie mit alleiniger Standardtherapie.

Soliris® (Eculizumab) von Alexion Pharmaceuticals ist ein humanisierter monoklonaler Antikörper, mit dem erstmals in die Kausalkette des atypischen Hämolytisch-Urämischen Syndroms eingegriffen werden kann. Eculizumab unterbindet die unkontrollierte Aktivierung des Komplementsystems. In Studien konnte mit Eculizumab meist eine generalisierte thrombotische Mikroangiopathie verhindert werden.

Victrelis® (Boceprevir) von MSD ist der erste Proteasehemmer, der direkt in die Replikation des Hepatitis-CVirus vom Genotyp 1 eingreift. Boceprevir bindet an die NS3-Protease und unterbricht so die Replikation der Virus-RNA. In Studien kam es mit Boceprevir plus Standardtherapie bei doppelt bis dreimal so vielen Patienten mit chronischer HCV-1-Infektion zum dauerhaften virologischen Ansprechen wie mit der Standardtherapie.

Yervoy® (Ipilimumab), ein humanisierter monoklonaler Antikörper von Bristol-Myers Squibb, ist zur Therapie bei nicht resezierbarem oder metastasiertem Melanom zugelassen. Er verlängert die Überlebenszeit der Betroffenen. Bei Patienten mit metastasiertem Melanom lag die Gesamtüberlebenszeit mit Ipilimumab bei zehn Monaten. Nach einem Jahr lebten noch 46 Prozent, nach zwei Jahren 24 Prozent der Patienten.

Mit Zelboraf® (Vemurafenib), dem Proteinkinase-Inhibitor von Roche, steht erstmals eine zielgerichtete Therapie für Patienten mit nicht resezierbarem oder metastasiertem Melanom und BRAF-V600-Mutation zur Verfügung. Die Monotherapie mit Vemurafenib führte in Studien zu einer signifikanten Verlängerung der Gesamt- und progressionsfreien Überlebenszeit im Vergleich zur Standardtherapie.

Zytiga® (Abirateronacetat) von Janssen-Cilag verlängert bei Patienten mit metastasiertem kastrationsresistentem Prostatakarzinom das Überleben, reduziert Schmerzen, Fatigue und Frakturrisiko. Abirateronacetat oral führt zur Hemmung der Androgen-Biosynthese in den Hoden, Nebennieren und im Tumorgewebe. So wird das Tumorwachstum deutlich gebremst.

Kategorie Grundlagenforschung

Team um Professor Wolfgang E. Berdel vom Universitätsklinikum Münster. Die Forscher haben einen neuen Ansatz zur antivaskulären Krebstherapie entwickelt, bei dem die lokalisierte Blutgerinnung im Zentrum steht. Sie haben dazu eine neue Klasse von antitumoralen, antivaskulären Eiweißstoffen entwickelt, die bifunktional sind: Sie binden spezifisch an wachsende Endothelzellen und aktivieren die Blutgerinnung.

Team um Privatdozent Kamran Ghoreschi von der Universitäts-Hautklinik Tübingen. Die Forscher haben den Wirkmechanismus von Dimethylfumarat bei Psoriasis und Multipler Sklerose aufgedeckt. Die Substanz beeinflusst entscheidend den Phänotyp dendritischer Zellen, die für die Immunabwehr besonders wichtig sind. Das Fumarat gehört bei mittelschwerer Psoriasis bereits zur Erstlinientherapie.

Team um Professor Wolfgang Göpel von der Universität zu Lübeck. Die Wissenschaftler haben in einer randomisierten Studie belegt, dass man bei sehr unreifen Frühgeborenen das Lungenprotein Surfactant auch bei spontan am CPAP (continuous positive airway pressure) atmenden Frühgeborenen einsetzen kann. Dazu wird das Protein behutsam unter Sicht mittels einer dünnen Sonde in die Luftröhre eingebracht.

Professor Tobias B. Huber vom Universitätsklinikum Freiburg. Der Forscher hat herausgefunden, dass eine gestörte Aktivierung des Proteinkomplexes mTOR eine Schlüsselrolle für die fortschreitende Nephropathie bei Patienten mit Diabetes mellitus hat. Zudem lieferte er mit seinen Kollegen einen Erklärungsansatz dafür, dass mTOR-Hemmer bei vielen Patienten eine Proteinurie als unerwünschte Wirkung hervorrufen.

Dr. Thomas Worzfeld vom MPI für Herz- und Lungenforschung in Bad Nauheim. Der Wissenschaftler hat eine neue Option für die Behandlung von Frauen mit metastasierendem Brustkrebs entwickelt. Es handelt sich um monoklonale Antikörper gegen den Rezeptor Plexin-B1, die die Invasivität bestimmter Brustkrebszellen in vitro deutlich reduzieren. Die Antikörper werden derzeit präklinisch getestet.

Zum Special Galenus-von-Pergamon-Preis

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Ambulantisierung

90 zusätzliche OPS-Codes für Hybrid-DRG vereinbart

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Lesetipps
Der Patient wird auf eine C287Y-Mutation im HFE-Gen untersucht. Das Ergebnis, eine homozygote Mutation, bestätigt die Verdachtsdiagnose: Der Patient leidet an einer Hämochromatose.

© hh5800 / Getty Images / iStock

Häufige Erbkrankheit übersehen

Bei dieser „rheumatoiden Arthritis“ mussten DMARD versagen