Galenus-Preis 2015

Auszeichnung für Innovationen und Ideen

Gas geben bei Innovationen, Wertschätzung und Anerkennung für ehrenamtliches Engagement: Botschaften von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe bei der Verleihung des Galenus-von-Pergamon-Preises und des CharityAwards.

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:
Translarna™ (Ataluren) von PTC Therapeutics gewann den Galenus-von-Pergamon-Preis in der Kategorie Orphan Drugs. Für das Unternehmen nahm Dr. Guido Schopen, Vice President und General Manager DACH, die Medaille in Empfang. Mit im Bild (v.l.) sind Joachim Krieger, Vorsitzender der Geschäftsleitung Springer Medizin, Moderatorin Anna Planken, Jury-Präsident Professor Erland Erdmann und Chefredakteur Wolfgang van den Bergh von der Ärzte Zeitung.

Translarna™ (Ataluren) von PTC Therapeutics gewann den Galenus-von-Pergamon-Preis in der Kategorie Orphan Drugs. Für das Unternehmen nahm Dr. Guido Schopen, Vice President und General Manager DACH, die Medaille in Empfang. Mit im Bild (v.l.) sind Joachim Krieger, Vorsitzender der Geschäftsleitung Springer Medizin, Moderatorin Anna Planken, Jury-Präsident Professor Erland Erdmann und Chefredakteur Wolfgang van den Bergh von der Ärzte Zeitung.

© Stefan Maria Rother

BERLIN. Es waren harte Stunden der Entscheidung für die 14-köpfige Jury des Galenus-von-Pergamon-Preises unter der Leitung von Professor Erland Erdmann - aber am Ende standen einstimmige Voten für die Preisträger in den vier Kategorien Grundlagenforschung, Primary Care, Specialist Care und Orphan Drugs, die Springer Medizin und die "Ärzte Zeitung" im Rahmen einer Gala-Veranstaltung am Donnerstagabend in Berlin ausgezeichnet haben.

Vor dem Hintergrund der Debatte um die Kostenwirkungen von Innovationen würdigte Joachim Krieger, Vorsitzender der Geschäftsleitung von Springer Medizin, die Entscheidung der Politik gegen Rationierung in der Medizin.

Der koordinierte Pharma-Dialog der Bundesministerien für Gesundheit, Forschung und Wirtschaft mit der Pharma-Industrie und der Wissenschaft sei eine gute Chance, die Rahmenbedingungen für eine der innovativsten Branche in Deutschland erstmals unter gesundheits-, wirtschafts- und forschungspolitischen Gesichtspunkten zu gestalten.

Gröhe: Bei Innovationen nicht auf der Bremse stehen

Große Emotionen bei der Preisverleihung im Berliner Axica.

Große Emotionen bei der Preisverleihung im Berliner Axica.

© Stefan Maria Rother

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe, Schirmherr des CharityAward, griff dies in seiner Rede auf: "Ein solidarisches Gesundheitssystem ist nur nachhaltig, wenn es bei Innovationen nicht auf der Bremse steht, sondern Gas gibt. Maßstab muss der für den Patienten nachgewiesene Zusatznutzen sein."

Er sei seiner Kollegin im Forschungsressort, Johanna Wanka, dankbar, der Gesundheitsforschung oberste Priorität zuzumessen.

Eine der großen Hoffnungen der Bevölkerung seien sichtbare Erfolge im Kampf gegen Alzheimer - "mindestens so wichtig wie das selbstfahrende Auto".

Gröhes Ermunterung für die Repräsentanten aus den Unternehmen und der Wissenschaft: "Sie sind gute Verbündete kluger Forschungsförderung."

Als Preisträger des CharityAwards wurden ausgezeichnet: Praxis ohne Grenzen in Hamburg (Platz 1), das Projekt Babylotse (Platz 2) und die Landarztmacher aus der Region Arber (Platz 3).

Kategorie Primary Care: Selincro®

Selincro® (Nalmefen) von Lundbeck, das bei Erwachsenen mit Alkoholabhängigkeit den Alkoholkonsum vermindert, erhält den Galenus-Preis 2015.

Nalmefen (Selincro®) ist ein Opioidsystem-Modulator, mit dem sich der Alkoholkonsum bei erwachsenen Patienten mit Alkoholabhängigkeit vermindern lässt. Das Verlangen nach Alkohol nach Einnahme einer Tablette wird rasch gemindert. So kann die Zahl der Tage starken Trinkens deutlich und dauerhaft reduziert werden. "Nalmefen bringt einen innovativen Ansatz in der Behandlung Alkoholabhängiger. Sie können früher, schon vor dem Absturz, in Therapie gebracht werden, und dann kann jeder Patient Schritt für Schritt individuell seinen Weg aus der Sucht finden", betonte Kristina Schulte-Herweling, Lundbeck, in Berlin.

In der Zulassungsstudie sank der Gesamtalkoholkonsum unter Nalmefen bereits ab dem ersten Monat mit 40 Prozent deutlich stärker als unter Placebo. Über den Zeitraum von einem Jahr reduzierte sich der Konsum sogar um 67 Prozent. Außerdem verbesserte sich der anhand des CGI (Clinical Global Impression-)Scale beurteilte Gesamteindruck der Patienten.

Nalmefen greift in das glutaminerge und dopaminerge Transmittersystem ein. Dadurch wird die verstärkende Wirkung von Alkohol auf das dopaminerge Belohnungssystem im Gehirn gedämpft und das Verlangen nach Alkohol reduziert. Die Therapie mit Nalmefen ist Anfang des Jahres auch in die aktuelle S3-Leitlinie zur Behandlung alkoholbezogener Störungen aufgenommen worden. (grz/ger)

Kategorie Specialist Care: Xofigo®

Xofigo® (Radium-223-dichlorid) von Bayer HealthCare, geehrt mit dem Galenus-Preis 2015, wirkt gegen Knochenmetastasen bei Prostatakrebs.

Mit Radium-223-dichlorid (Xofigo®) steht der erste Vertreter der Substanzklasse der Alpha-Strahler zur Verfügung. Das Radionuklid ist zugelassen für die Behandlung von Erwachsenen mit kastrationsresistentem Prostatakarzinom (CRPC) und symptomatischen Knochenmetastasen ohne bekannte viszerale Metastasierung.

In der zulassungsrelevanten Phase-III-Studie konnte eine Verlängerung des Gesamtüberlebens sowie eine Verringerung der skelettalen Komplikationen und Schmerzen durch Radium-223- dichlorid im Vergleich zu Placebo nachgewiesen werden.

Radium-223-dichlorid wird im Knochen in Arealen mit erhöhtem Knochenumsatz, hauptsächlich in Knochenmetastasen und deren Randzone, eingebaut und emittiert Alpha-Teilchen mit hohem linearen Energietransfer und kurzer Reichweite. Dadurch wird ein eng begrenzter Effekt mit überwiegender Abtötung von Tumorzellen erreicht, während das umgebende gesunde Gewebe und das Knochenmark einer vergleichsweise geringen Strahlenbelastung ausgesetzt werden. Dr. Robin Wegener von Bayer Healthcare äußerte die Erwartung, dass Xofigo® in Zukunft auch bei anderen Krebsarten mit Knochenmetastasen eingesetzt werden kann. (grz/ger)

Kategorie Orphan Drugs: Translarna™

Translarna™ (Ataluren) von PTC Therapeutics, die erste kausale Therapie bei Duchenne-Muskeldystrophie, erhält den Galenus-Preis 2015.

Ataluren (Translarna™) ist die erste zugelassene Therapie mit kausaler Wirkung bei Duchenne-Muskeldystrophie (DMD) mit zugrunde liegender Nonsense-Mutation. Diese Mutation im Dystrophin-Gen wird auf der korrespondierenden mRNA in "verfrühte" Stopp-Codons" übersetzt. Verfrühte Stopp-Codons führen beim Ablesen der genetischen Information zu einem vorzeitigen Abbruch der Dystrophinbildung. "Das Faszinierende bei Ataluren ist, dass ein Stopp-Signal auf dem Gen überlesen wird. Das erlaubt wieder ein Ablesen der eigentlichen genetischen Information.", erklärte Dr. Guido Schopen von PTC Therapeutics bei der Preisverleihung.

So kann funktionstüchtiges Dystrophin gebildet werden, was die Krankheitsprogression, die mit Muskeldegeneration, Atem- und Herzproblemen verbunden ist, verzögert.

Grundlage der Zulassung von Ataluren war eine weltweite, randomisierte, doppelblinde Phase-III-Studie. Als primärer Studienendpunkt war die 6-Minuten Gehstrecke gewählt worden. Ataluren erwies sich in allen untersuchten Krankheitsstadien als wirksam mit besonders ausgeprägten Unterschieden im Erhalt der Gehfähigkeit im Vergleich zu Placebo bei Patienten in fortgeschrittenen Krankheitsphasen. (grz/ger)

Kategorie Grundlagenforschung: Nervenzellen weniger reizbar machen

Das Team um Professor Jan Erik Siemens von der Uni Heidelberg erhält den Forschungspreis für Arbeiten im Bereich der Schmerzmedizin.

Eine Entdeckung, die neue Möglichkeiten in der Schmerzmedizin eröffnet: Die Forscher um Siemens identifizierten GABAB1 - eine Rezeptoruntereinheit, die Bestandteil des Schmerzrezeptors TRPV1 an sensorischen Nervenfasern ist.

TRPV1 wird durch Entzündungsmediatoren sensibilisiert. Die Aktivierung des GABAB1-Rezeptors durch den Botenstoff GABA hemmt die Sensibilisierung und wirkt einer Schmerzüberempfindlichkeit entgegen. Der Vorteil gegenüber einer pharmakologischen Blockade: Die physiologische Aktivierbarkeit des Rezeptors bleibt erhalten. Bei der Ehrung lobte Professor Jan Erik Siemens die Bedingungen für Nachwuchsforscher in Deutschland. Siemens hatte zuvor auch in den USA gearbeitet und kann daher den Vergleich ziehen. (grz/ger)

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Veröffentlicht: 16.10.2015 © Springer Medizin

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