Vorhofflimmern

Antikoagulation – Was sich in der Praxis verändert hat

Der Anteil der Patienten mit Vorhofflimmern, die eine orale Antikoagulation zur Schlaganfall-Prophylaxe erhalten, ist deutlich gewachsen, belegen Daten eines nationalen dänischen Registers.

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KOPENHAGEN. Mit Einführung der NOAK, von denen in Deutschland inzwischen vier verfügbar sind (Dabigatran, Rivaroxaban, Apixaban, Edoxaban), sind die Möglichkeiten zur Schlaganfall-Prophylaxe bei Vorhofflimmern – lange Zeit die Domäne von Vitamin-K-Antagonisten – deutlich verbessert worden. Wie hat sich dadurch die Behandlung von Patienten mit Vorhofflimmern im Praxisalltag in den letzten Jahren verändert?

Dieser Frage ist eine Untersuchergruppe um Dr. Kasper Gadsboll aus Kopenhagen in ihrer Analyse von landesweit vor allem in Kliniken – und partiell auch Praxen – in Dänemark erhobenen Patientendaten nachgegangen (Eur Heart J 2017, online 20. Januar). Basis der Analyse bildeten Registerdaten von 108.410 Patienten, bei denen in der Zeit zwischen 2005 und 2015 erstmals Vorhofflimmern diagnostiziert worden war.

Im nationalen Verordnungsregister wurde dann eruiert, ob diese Patienten im Zusammenhang mit der Erstdiagnose eine orale Antikoagulation erhalten hatten und welchen zeitlichen Veränderungen diese Behandlung unterlag.

Vor allem Frauen und anfällige Patienten mit mehr Antikoagulazien

Eine gewisse Zäsur war dabei im Jahr 2010 zu erkennen. Von den Patienten, bei denen vor 2010 Vorhofflimmern festgestellt worden war, hatten im Zusammenhang mit der Diagnose weniger als die Hälfte eine orale Antikoagulation erhalten. Zwischen Januar 2005 und Dezember 2009 war der Anteil sogar rückläufig, er fiel von 46,3 Prozent auf 38,1 Prozent.

Das sollte sich nach 2010 ändern: Bis 2015 stieg der Anteil der Patienten mit verordneter oraler Antikoagulation kontinuierlich und im Vergleich zur Zeit vor 2010 signifikant. Mitte 2015 lag die entsprechende Verordnungsquote bereits bei 66,5 Prozent – was gegenüber der im Dezember 2009 ermittelten Quote einer relativen Zunahme um 74,5 Prozent entspricht.

Eine Aufschlüsselung nach spezifischen Patientengruppen ergab, dass es vor allem Frauen und als "anfällig" (fragile) eingestufte Patienten (älter als 75 Jahre mit hohem Schlaganfallrisiko) waren, die im Vergleich zu früher nun vermehrt mit Antikoagulanzien behandelt wurden.

Auch die Art der Antikoagulation veränderte sich: Seit 2011 entschieden sich die zuständigen Ärzte zunehmend für NOAK – und dementsprechend seltener für Vitamin-K-Antagonisten – als verordneten Gerinnungshemmer. Mitte 2015 hatten NOAK bei allen Patienten, bei denen die Diagnose Vorhofflimmern zur Einleitung einer Antikoagulation führte, bereits einen Anteil von 72,5 Prozent erreicht. (ob)

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