Bauchaortenaneurysma

Bei abdominalem Aneurysma hilft häufig nur "Kollege Zufall"

Arterielle Aneurysmen entstehen am häufigsten im Bereich der abdominalen Aorta, dort vorwiegend unterhalb der Nierenarterienabgänge.

Arterielle Aneurysmen entstehen am häufigsten im Bereich der abdominalen Aorta, dort vorwiegend unterhalb der Nierenarterienabgänge.

© Prof. W. A. Wall, TU München

Abdominale Aortenaneurysmen betreffen vor allem Männer ab dem 60. Lebensjahr. Kardiovaskuläre Begleiterkrankungen erhöhen die Komorbidität. Zu den Risikofaktoren zählen zunehmendes Lebensalter, familiäre Belastung, koronare Herzkrankheit, arterielle Hypertonie und Nikotinabusus.

In der Veterans Affairs Cooperative Study Group erwies sich Nikotinabusus als stärkster Risikofaktor (OR: 5,07). Je größer die Zahl der "pack years" war, desto höher war die Prävalenz des abdominalen Aortenaneurysmas.

Das Risiko kann aber nach einem Nikotinverzicht wieder absinken, betonen Professor Eike Sebastian Debus vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und Kollegen in der CME-Fortbildungseinheit "Behandlung beim Bauchaortenaneurysma".

Die Mehrzahl der abdominalen Aortenaneurysmen, nämlich über 80 Prozent, verursachen keine oder nur unspezifische Beschwerden. Sie werden daher oft nur als Zufallsbefund entdeckt. Mögliche Beschwerden sind akuter oder chronischer Bauch- und Rückenschmerz.

Die Schmerzen weisen darauf hin, dass das Aneurysma wächst. Dies gilt auch für den Druckschmerz bei Betasten. Wegen der erhöhten Rupturgefahr sollten diese Patienten stationär weiteruntersucht werden.

Etwa 30 Prozent der asymptomatischen abdominalen Aortenaneurysmen fallen bei Routineuntersuchungen durch Palpation einer pulsatilen abdominalen Resistenz auf.

Die Sensitivität der körperlichen Untersuchung schwankt zwischen 22 und 96 Prozent. Sie steigt signifikant mit dem Aortendurchmesser an. Insgesamt ist die körperliche Untersuchung aber nicht ausreichend sicher.

Ein asymptomatisches abdominales Aortenaneurysma wird häufig zufällig durch Sonografie, Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) erkannt. Ist es verkalkt, kann es bereits durch eine Röntgenaufnahme diagnostiziert werden.

Die Gesamtletalität des rupturierten abdominalen Aortenaneurysmas liegt bei über 80 Prozent. Eine elektive operative Therapie ist die einzige valide Maßnahme, um die Ruptur zu verhindern und die Prognose zu verbessern.

Die Gesamtletalität nach 30 Tagen bei elektiver Operation eines abdominalen Aortenaneurysmas liegt bei 3,3 Prozent. Mit Screening-Programmen können abdominale Aortenaneurysmen rechtzeitig entdeckt werden. Die Sonografie bietet sich dazu an. In Großbritannien, den USA und Schweden sind solche Programme bereits etabliert.

Die Therapieindikation hängt von der Größe des Aneurysmas, von der Progredienz und von den begleitenden Risikofaktoren ab. In der Praxis ist der Aneurysmadurchmesser der am besten anwendbare Risikofaktor für eine Ruptur.

Eine operative Therapie ist bei Männern ab einem Querdurchmesser von 5 bis 5,5 cm, bei Frauen ab 4,5 bis 5 cm indiziert. Eine medikamentöse und konservative Therapie kann bei kleinen bis mittleren Aneurysmen erwogen werden.

Für die operative Therapie stehen zwei Verfahren zur Verfügung: der offene Ersatz der abdominalen Aorta durch eine Rohr- oder Bifurkationsprothese oder die endovaskuläre Implantation einer Stentprothese ("endovascular aortic repair", EVAR).

Kurz- und mittelfristig sind die Gesamtmortalität und die mit dem Aortenaneurysma assoziierte Mortalität bei der Stentprothese signifikant niedriger. Langfristig gleichen sich die Unterschiede an. Die endovaskuläre Implantation einer Stentprothese ist eine Alternative zur konventionellen Aneurysmaausschaltung. (otc)

Nur für Fachkreise: Zu dem Modul "Behandlung beim Bauchaortenaneurysma"

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