Im Notfall erreicht Daniela Klüber ihre Patienten per Fallschirm

KUNDUS/FULDA (dpa). Am Anfang ihres Medizinstudiums hätte Daniela Klüber nie daran gedacht, später einmal an einem Fallschirm zu hängen. Doch statt in einer Praxis in Deutschland Patienten zu behandeln, muß die 30jährige aus Fulda täglich mit lebensgefährlichen Einsätzen rechnen.

Von Fajsz Deáky Veröffentlicht:

Die Medizinerin ist Stabsärztin bei der Bundeswehr und mit Kameraden ihrer Fallschirmjägereinheit aus Brandenburg seit fast sechs Monaten in Kundus in Nordafghanistan im Einsatz. Zehn Bundeswehrärzte und 230 weitere Soldaten sind dort als Teil der internationalen Schutztruppe ISAF (International Security Assistance Force) stationiert.

Sie leben und arbeiten hinter rund drei Meter hohen Mauern in Containern. Von außen sieht das Lager unscheinbar aus und mutet fast wie ein kleines Dorf an. Die Deutschen übernahmen es von der US-Armee, als die amerikanischen Soldaten ihren Anti-Terror-Einsatz in Kundus beendeten. Deutsche Soldaten sind am Eingangstor nicht zu sehen, nur einige afghanische Wachen.

Bislang blieb der Einsatz Klübers in Afghanistan weitestgehend ruhig. Wenn die Bundeswehr-Soldaten durch die Stadt mit ihren meist staubigen Straßen fahren, winken die Bewohner ihnen freundlich zu. Auch bei Einsätzen in den drei übrigen Provinzen im Nordosten des Landes habe es noch keine brenzligen Situation gegeben, sagt Klüber. Die Bundeswehr soll in Afghanistan beim Wiederaufbau helfen. Als Stabsärztin muß die 30jährige ISAF-Konvois begleiten.

Hauptsächlich ist sie für die Soldaten im Lager zuständig. "Wir helfen natürlich auch bei medizinischen Notfällen in der Stadt und bilden afghanische Ärzte aus", sagt Klüber. Ausgebildet wurde sie aber eigentlich für gefährlichere Situationen. In Deutschland ist sie in Doberlug-Kirchhain in Brandenburg beim Fallschirmjägerbataillon 373 stationiert, das Teil der Bundeswehr-Spezialeinheit Division Spezielle Operationen ist (DSO). Zu den Aufgaben der DSO gehört etwa die sogenannte bewaffnete Rückführung.

Klüber weiß, was das für sie bedeutet: "Es kann passieren, daß ich als Arzt an einem Einsatz teilnehme, bei dem deutsche Staatsbürger oder Soldaten schnell aus einer gefährlichen Region herausgeflogen werden müssen." In solchen Fällen springen Klüber und ihre Kameraden mit einem Fallschirm über dem Einsatzgebiet ab. Auch für die Befreiung von deutschen Geiseln im Ausland ist die DSO zuständig. Angst hat die Ärztin deshalb nicht.

"Für mich hat es sogar Vorteile, bei der DSO zu sein", sagt Klüber. "Die Akzeptanz bei den Soldaten ist sehr hoch für einen Arzt, der sie im Ernstfall auch in ein gefährliches Gebiet begleitet." Im Mai geht es nach sechseinhalb Monaten in Afghanistan wieder nach Hause. Weitere Einsätze im Ausland sind nicht ausgeschlossen. Für eine Zivilkarriere möchte sie ihren Dienst bei der Bundeswehr nicht aufgeben: "Andere Ärzte sitzen in ihrer Praxis und haben ihren festen Patientenstamm - ich kann hin und wieder mal aus einem Flugzeug springen", sagt sie.

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