Roadmovie über einen Arzt namens Guevara

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Der brasilianische Regisseur Walter Salles ist ohne große Umwege zu den Ursprüngen des Arztes und Revolutionärs Che Guevara (1928- 1967) zurückgekehrt - für eine Wendeepoche im Leben des Argentiniers, als dieser noch nicht der charismatische "Che" war.

Mit dem zweistündigen Film "Die Reise des jungen Che" (Originaltitel: "The Motorcycle Diaries") nach den Reiseaufzeichnungen des damals erst 23jährigen Mediziners aus gutem Hause hat Salles gleichzeitig eine ungewöhnliche Hommage an Ernesto Guevara wie auch an dessen Lateinamerika gedreht.

10 000 Kilometer mit dem Motorrad durch Lateinamerika

Die 10 000-Kilometer-Reise, die den noch jungen Guevara und seinen Freund Alberto Granado 1952 von Buenos Aires aus per Motorrad und zu Fuß weit nach Norden führt, entpuppte sich für den Regisseur aus Rio de Janeiro als verführerisches Sujet.

Der Kunstgriff des Walter Salles besteht darin, den Zuschauer für Ernesto Guevara samt seinem Kumpel einzunehmen und für die sozialen Probleme und die attraktive Vielfalt Lateinamerikas zu interessieren - ohne auf die spätere revolutionäre Karriere Che Gueveras in Kuba an der Seite von Fidel Castro und später im Guerillakampf in Bolivien einzugehen, wo er 1967 erschossen wird.

Wer mit dem ausgelassenen und jungenhaften, dann wieder von Begegnungen erschütterten Duo auf Fahrt durch den immensen Kontinent ginge, ohne um diesen Hintergrund zu wissen, der käme immer noch voll auf seine Kosten: Die "Diarios de Motocicleta", das könnten fast die Tagebücher der "Initiationsreise" eines x-beliebigen jungen Studenten sein, der sich selbst sucht. Und der dabei erfährt, daß es "die anderen" gibt.

Das Elend der Armen und Kranken hinterläßt Eindruck

All das Elend der Minenarbeiter, der enteigneten Bauern und der Lepra-Kranken, aber auch die Solidarität der Armen und die Weite des Kontinents berühren den ebenso abenteuerlustigen wie aufmerksamen (und nicht zuletzt introvertierten) Ernesto Guevara. "Was wir bei den Dreharbeiten für den Film in sozialer Beziehung sahen, das war nicht so weit von den Tagebuch-Eintragungen entfernt", sagte Salles (48) in Cannes zu seiner Filmreise auf den Spuren Ernesto Guevaras. "Auch in unserem Team kannte zwar jeder sein Land, Lateinamerika aber nicht."

Herausgekommen ist ein etwas langes, in Episoden gestückeltes und doch ansprechendes Werk, gedreht im Stil der Roadmovies. Produziert von Robert Redford und teilweise vor fabelhafter Landschaftskulisse in Bilder umgesetzt, laden die verfilmten Motorradtagebücher dazu ein, mutig und auch großzügig zu sein, der Welt idealistisch und neugierig zu begegnen. Man erfährt "nebenbei", welche drastischen sozialen Erfahrungen die spätere politische Kultfigur Lateinamerikas auf seiner Reise machte. Und was Guevaras Anziehungskraft begründete.

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