Die Gastroskopie in der Kneipe und andere Sternstunden

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Die erste Gastroskopie der Geschichte fand in einer Freiburger Weinschänke statt. Im Jahr 1868 schob der Internist Adolf Kußmaul einem Schwertschlucker eine Röhre in den Magen - und erfand damit die Magenspiegelung. Solche und andere Sternstunden der Medizingeschichte dokumentiert eine vierteilige Serie, die der Fernsehsender arte ab heute ausstrahlt.

Die Autoren Christian Feyerabend und Daniela Gieseler zeichnen anhand historischer Aufnahmen und mit szenischen Rekonstruktionen anschaulich und informativ große Momente der Medizingeschichte nach. Die erste Folge kreist um das Thema tödliche Keime. Die Zuschauer erfahren unter anderem, wie der englische Landarzt Edward Jenner die Pocken und der französische Forscher Louis Pasteur die Tollwut bezwangen. Jenner beobachtete am Ende des 18. Jahrhundert, daß sich an Kuhpocken erkrankte Melkerinnen nicht mehr mit der tödlichen Krankheit ansteckten. In seinem Gartenhaus entstand die erste Impfstation der Geschichte.

Pasteur hatte ein Medikament gegen die Tollwut aus dem Rückenmark eines infizierten Kaninchens entwickelt und im Tierversuch erfolgreich getestet - ohne den Erreger zu kennen. Als der neunjährige Josef Meister nach 14 Bissen eines tollwütigen Hundes zu Pasteur gebracht wurde, wagte er 1885 den Einsatz an einem Menschen. Josef Meister wurde wieder gesund. "Die Menschen verstanden sofort, hier war etwas ganz Außergewöhnliches geschehen", sagt der Medizinhistoriker Professor Klaus Bergdolt.

Meilensteine in der Medizin haben nicht nur Ärzte oder Wissenschaftler gesetzt. Die Entdeckung der Spermatozoen geht auf den holländischen Tuchhändler Antoine van Leeuwenhoek zurück. Er fertigte im 17. Jahrhundert Mikroskope, mit denen er Kunden von der Qualität seiner Waren überzeugte. Mit den Geräten untersuchte er auch sein eigenes Sperma, wie der zweite Teil der Serie zeigt. Er spannt einen Bogen von den Entdeckungen der Anatomie über die Entwicklung der Chirurgie bis zur Empfängnisverhütung.

Die dritte Folge widmet sich Diagnoseverfahren wie der von Kußmaul erfundenen Magenspiegelung oder der Entwicklung des Brutdruckmessers. Der Italiener Scipione Riva-Rocci baute 1896 den ersten Blutdruckmesser aus einem Fahrradschlauch und einem Gummiballon. Noch heute messen Ärzte den Blutdruck in RR - Riva-Rocci-Einheiten.

Daß die Pioniere der Medizin oft auf Widerstände stoßen, zeigt der vierte Teil der Serie. "Chirurgen, die versuchen, am Herzen zu operieren, können nicht auf den Respekt von Kollegen hoffen", mußte der Wiener Chirurg Theodor Billroth noch im Jahre 1880 feststellen. Bis zur ersten Eingriff am offenen Herzen 1944 in Baltimore galten die Operationen als Tabu. (Anja Krüger)

Vierteilige Dokumentation "Auf Leben und Tod -- Sternstunden der Medizin", zu sehen auf Arte vom 22. bis zum 25. November jeweils 19 bis 19.45 Uhr

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