Krebstod der Schwester inspirierte zum ersten Roman

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Einen humorvollen Roman über den Tod der eigenen Schwester zu schreiben, ist gewagt. Und doch ist es Elisabeth Robinson mit ihrem Briefroman "Die wahren und unglaublichen Abenteuer der Hunt-Schwestern" (Diana Verlag, München) auf eine ganz nonchalante Art gelungen.

"Ich finde, Briefe lesen hat so etwas Voyeuristisches. Der Leser entdeckt einen anderen Menschen und stellt sich vor, was zwischen den Briefen passiert ist", sagte die US-Autorin. Deshalb habe sie im Zeitalter von SMS, Telefon und Email die eher altmodische Art der Kommunikation des Briefeschreibens für ihren international erfolgreichen Debüt-Roman gewählt, der zurzeit in etwa 15 Sprachen übersetzt wird.

Eine Frau will sich umbringen, doch dann stirbt ihre Schwester

Ihre Hauptfigur ist Olivia Hunt, eine Mittdreißigerin mit Hollywood-Karriere, bei der gerade beruflich und privat alles schief läuft. Während sie ihren Abschiedsbrief überarbeitet, erreicht sie die Nachricht, daß ihre jüngere Schwester Madeline Leukämie hat. Wie im Rausch versucht sie auf einmal, alles zu retten: ihre Karriere, die Liebe ihres Lebens und ihre sterbende Schwester. Ihre Gefühle vermittelt sie in Briefen Studiobossen, Ärzten, der besten Freundin, dem Vater, dem Ex-Freund.

Robinson konnte für ihren Debüt-Roman aus eigener Erfahrung schöpfen. Sie hat Hollywood- Filme mitproduziert (etwa "Braveheart") hat sich jahrelang mit Stars, Studiobossen, und Filmbudgets herumgeschlagen - bis ihre jüngere Schwester Laurie 1998 an Krebs starb. Die Entscheidung, diesen Schicksalsschlag nicht in einem Film aufzuarbeiten sondern mit einem Roman, brachte eine Sammlung alter Briefen zwischen ihrer Schwester und ihr, die ihre Mutter ihr zusandte.

Ihr Buch ist trotzdem keine Autobiographie: "Teil des Spaßes beim Schreiben ist es, Geschichten zu erfinden. Das habe ich schon immer gemacht, seit ich ein Kind war. Die Realität inspiriert die Fiktion, und das kann zu einer Wahrheit führen, die unmittelbare Memoiren nicht wirklich bringen", so die Autorin.

Robinson nahm sich ein Jahr Auszeit für den Roman und zog nach New York in ein kleines Apartment. Tagtäglich stand sie früh auf, nur um sich an den Computer zu setzen und loszuschreiben. Dabei lebte sie von ihren Ersparnissen - und weitgehend von Toast und Wasser: "Am Ende hatte ich noch 300 Dollar auf der Bank. Ich hatte mich schon darauf eingestellt, wieder als Kellnerin anzuheuern", erzählt die zierliche 42jährige.

Sie fand eine Agentin, die sich für diesen unbequemen Stoff einsetzte. Wichtiger als Verkaufserfolge und gute Kritiken war jedoch die Reaktion ihrer Familie. "Wenn ihr an mich denkt, seid nicht traurig. Ich möchte wie ein Lieblingslied für euch sein. Das Lied, das ihr euch anhört, um euch aufzumuntern", läßt Robinson die sterbende Madeline zu Wort kommen. "Mein Vater sagte erst neulich zu mir, daß er sich durch das Buch geheilt fühlt. Dafür alleine bin ich dankbar", sagt Robinson.

Ob aus dem Erfolgsbuch auch ein Erfolgsfilm wird, wer weiß?

Ob sie den Erfolgsroman eines Tages von Hollywood verfilmen lassen will, bezweifelt Robinson. Sie könne sich nicht vorstellen, ihre Schwester von jemand anderem spielen zu lassen, sagt sie. "Und gleichzeitig höre ich im Kopf, wie meine Schwester sagt: ‚Du bist so ein Snob. Los, mach ‘nen Film über mich‘. Ich will von Catherine Zeta Jones verewigt werden‘", sagt Robinson. Und lacht. (dpa)

Elisabeth Robinson: Die wahren und unglaublichen Abenteuer der Hunt-Schwestern. Diana Verlag. München 2004. 412 Seiten. 20 Euro. ISBN: 3-453-26501-7

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