Bundeswehr ersetzt Klinik auf Sumatra

NEU-ISENBURG (ger). Für die Opfer der Tsunami-Katastrophe hat die Bundeswehr sofort alle verfügbaren Kräfte mobilisiert. Heute oder morgen wird das Lazarettschiff "Berlin" in der Stadt Banda Aceh auf Sumatra eintreffen. An Bord sind 54 Mann medizinisches Personal, darunter zwölf Ärzte.

Veröffentlicht:

Die Soldaten, Ärzte und Sanitäter an Bord verstärken die Einsatzkräfte vor Ort, die dort seit einigen Tagen auf dem Gelände eines schwer beschädigten zivilen Krankenhauses ein mobiles Lazarett in Zelten aufbauen, das die Klinik vorläufig ersetzen soll. Im Einsatz seien bisher etwa 25 Ärzte, sagte Flottillenarzt Dr. Dirk Stölten aus dem Pressezentrum der Bundeswehr auf Anfrage.

Die Bundeswehr ist nicht aufs Geratewohl in die Region gefahren, sondern arbeitet laut Stölten eng mit den australischen Streitkräften zusammen, die dort die Koordination übernommen hätten. "Die Zusammenarbeit läuft sehr gut", sagt Stölten.

Die Hauptaufgabe der deutschen Kräfte in Aceh sei es nicht nur, die Opfer direkt nach der Katastrophe zu versorgen. "Wir wollen auch verlorengegangene Kapazitäten ersetzen, bis sie wieder aufgebaut sind." Dazu gehören auch Einsätze im Hinterland von Banda Aceh: Mobile Teams sollen dort die Versorgung unterstützen.

Den Transport der Ärzte und Sanitäter, die dort auch vorgeschobene Krankenstationen aufbauen sollen, können bei Bedarf die Hubschrauber der "Berlin" übernehmen. Der Einsatz des Lazarettschiffs war zuletzt teilweise als überflüssig kritisiert worden, weil genug Helfer vor Ort seien.

Oberstleutnant Andreas Heine vom Einsatzführungskommando in Potsdam weist diese Kritik allerdings entschieden zurück: "Aus Sicht der Bundeswehr ist der Einsatz zwingend erforderlich." Die Transportkapazitäten würden dringend gebraucht, aber auch die beiden Operationssäle an Bord könnten jederzeit benutzt werden. Das Schiff war zuvor am Horn von Afrika im Einsatz.

Der Einsatz in Banda Aceh ist auf Monate ausgelegt. Aus diesem Grund habe man auch Ärzte nicht unbedingt bundeswehr-typischer Fachrichtungen wie Gynäkologen mit nach Sumatra genommen, so Flottillenarzt Stölten. Eingesetzt werden Bundeswehrangehörige im aktiven Dienst, aber auch Reservisten.

Die Bundeswehr ist mit dem Einsatz in Indonesien jetzt am Rand ihrer medizinischen Kapazitäten, auch in den Bundeswehrkrankenhäusern. Auch auf dem Balkan und in Afghanistan sind ja mobile Lazarette im Einsatz. Die Prioritäten sind dabei eindeutig verteilt. Stölten: "Erste Priorität haben die Einsatzaufträge. Wenn es in Deutschland tatsächlich eng werden sollte, können wir immer noch Patienten an zivile Krankenhäuser überweisen."

STICHWORT

EGV "Berlin"

Das Lazarettschiff EGV "Berlin" verfügt über umfangreiche medizinische und logistische Möglichkeiten. Die medizinische Versorgungseinheit hat 45 Betten, davon vier Intensivbetten. Zwei Operationssäle können zeitgleich betrieben werden. Zusätzlich lassen sich bis zu 100 Leichtverletzte an Bord versorgen. Zwei Bordhubschrauber vom Typ Sea King erlauben den Lufttransport von Personen, Verletzten und Material. An Bord sind 230 Mann, das medizinische Personal umfaßt 54 Mann, darunter zwölf Ärzte.

Die "Berlin" soll die mobile Klinik in Banda Aceh unterstützen, die über 22 Pflegebetten und drei Intensivbetten verfügt und gerade aufgebaut wird. Zu den diagnostischen Möglichkeiten gehören Ultraschall, Röntgen und Labor. Die Rettungszentren ermöglichen eine medizinische Versorgung der Bevölkerung nach einem Standard, der dem in einem Kreiskrankenhaus entspricht. (ger)

 

Mehr zum Thema

Freiwillige Selbstverpflichtung reicht Minister nicht

Özdemir will Lebensmittelproduzenten Reduktionsziele vorgeben

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen