Vernetzung ist ein Hauptthema bei den CeBIT-Neuheiten für die Ärzte

HANNOVER (cben). Vernetzung ist alles. Die Computerbranche reagiert auf die wachsende Kooperation von Kliniken und niedergelassenen Ärzten mit einer Fülle von Angeboten. Auf der CeBIT, die von heute an bis zum 15. März dauert, werden einige vorgestellt.

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Das Fraunhofer-Institut für Software und Systemtechnik (ISST) will den Datenverkehr bei der praxisübergreifenden Behandlung von Patienten, etwa in DMP, optimieren. Arztbriefe oder Befunde werden mittels einer speziellen Software an vorher definierte Stellen und Ärzte verteilt, die an der Behandlung eines Patienten beteiligt sind. Geht das nicht genauso gut mit dem normalen Outlook-Programm?

"Ja, aber bei unserem System ist auf dem Server ein Protokoll gespeichert, das juristisch wasserdichte Empfangsbestätigungen erstellt", sagt Oliver Koch vom ISST. Außerdem könne die neue Software mehr. "Die Ärzte können bestimmen, ob sie die Informationen auf das Fax bekommen wollen oder ob nur eine Nachricht über eine neue Information im Postfach per SMS auf das Handy kommt", sagt Koch.

Informationen aus Leitlinien wurden in Software integriert

Das ISST will auch die leitlinienorientierte Behandlung erleichtern. "Es ist unmöglich, daß Ärzte vor dem Patienten stundenlang in den Leitlinien blättern", sagte Oliver Koch vom ISST, "deshalb haben wir diese Lösung entwickelt." Zusammen mit Bochumer Ärzten und der KV Nordrhein haben die Wissenschaftler die Informationen der Leitlinien immer mehr eingedampft. Nun kann ein Arzt während der Behandlung die Symptome seines Patienten in den Computer eingeben. Das System macht darauf verschiedene leitliniengestützte Diagnose- und Behandlungsvorschläge.

"Durch immer weitere Spezifikation kann der Arzt die leitliniengerechte Behandlung immer genauer einkreisen", so Koch. "Wir wissen auch, daß kein Arzt die Kochbuchmedizin liebt, aber viele Ärzte wollen verständlicherweise sicher sein, daß sie im Zweifelsfalle leitliniengerecht behandelt haben."

Star.Net heißt die nach Angaben des Herstellers Tecsphere erste völlig internetbasierte Verwaltungs- und Kommunikationssoftware für Arztpraxen, Klinikambulanzen und Medizinische Versorgungszentren. Die Software wird am Stand von IBM in Halle 9 präsentiert. Direkt aus der elektronischen Patientenkartei können per Link Zusatzinformationen aus dem Internet geholt werden, etwa zu bestimmten Diagnosen oder Medikamenten.

"Datenhaltung und Anwendung sind vollkommen getrennt", so ein Sprecher des Unternehmens, "in Zukunft könnten die Daten auch extern auf einem Server deponiert werden." Das könnte für eine Behandlung von Patienten in einer integrierten Versorgung interessant sein. Die Software soll auch den Informationsaustausch zwischen Einweisern und Kliniken erleichtern.

Siemens Health Care zeigt bei der CeBIT einen Vorschlag für den kabellosen Datenverkehr im Krankenhaus. Das durch ein lokales Funknetz (WLAN) gestützte System erlaubt den Ärzten den mobilen Zugriff auf die Patientendaten über den Monitor am Krankenbett. Mit dem Monitor kann der Patient auch den Schwesternruf betätigen. Das Pflegepersonal kann seinerseits über das System die Ärzte direkt per Mobiltelefon informieren.

"Die Zeit des Anpiepens und der anschließenden Telefonsuche in der Klinik wäre damit vorbei", sagt Martina Knappe von Siemens Health Care.

Siemens will auch die Radio Frequency Identification (RFID) im Krankenhaus einsetzen. So könnten Patienten ein Armband mit einem Identifikationschip tragen und die Ärzte und Pfleger ein Lesegerät dafür. Über den ausgelesenen RFID-Code würden etwa Ärzte die kompletten Patientendaten auf den Monitor am Krankenbett holen. "Wir versprechen uns davon unter anderem, daß Fehlmedikamentierungen vermieden werden", so Knappe.

Musterlösung zur Integration unterschiedlicher Software

IBM präsentiert bei der CeBIT eine Musterlösung dafür, wie verschiedene Systeme - Praxisverwaltungs-, Krankenhausinformations- und Warenwirtschaftssysteme der Apotheken - über einen eine spezielle Hardware (Konnektor) und ein Virtual Private Network (VPN) mit dem zentralen IBM-Netz verbunden werden können.

Das Model ist so aufgebaut, wie es später bei der neuen elektronischen Gesundheitskarte aussehen soll. Gezeigt werden unter anderem die Prüfung von Vertragsdaten sowie das Erstellen, Lesen und Einlösen von Verordnungen, das Lesen der Arzneimittelhistorie und auch der Notfalldaten.

IBM stellt dem System ein Kiosk-System zur Seite, das Ärzte etwa im Wartezimmer aufbauen könnten. An einem Terminal können die Patienten mit ihrer Karte Vertragsdaten oder Verordnungen nachlesen. "Sinn der Sache ist es, die verschiedenen etablierten Hard- und Software-Systeme zusammenzuführen", sagte Thomas Apfel von IBM.



Die E-Card als Messe-Highlight

Die CeBit präsentiert im Public Sector Parc in Halle 19 erstmals eine "E-Health-Area" (wir berichteten). Hier sollen die Möglichkeiten der neuen Gesundheitskarte vorgestellt werden. Der Public Sector Parc präsentiert eine Gemeinschaftsfläche, die sich dieser Thematik umfassend annimmt: Unternehmen stellen ihre Lösungen vor, mit denen Praxen, Apotheken, Kliniken und Krankenkassen künftig stärker vernetzt arbeiten können. Die Initiative wird in Kooperation mit dem Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e. V. (Bitkom) betrieben. Ebenfalls im Public Sector Parc in der Halle 19 präsentiert das Fraunhofer-Forum Beispiele für Forschungsarbeiten in der Informations- und Kommunikationstechnik als Teil der Medizintechnik.

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