"Sein Geist ist verwirrt, die Heilung ausgeschlossen"

BERLIN (dpa). "Ein großer Berliner Clown, Komiker, grandioser Entertainer und Anarchist" - so nannte der Theaterregisseur Claus Peymann den Schauspieler Harald Juhnke, der vor einem Jahr gestorben ist. Nach Bernhard Minetti, Hildegard Knef, Günter Pfitzmann, Horst Buchholz, Wolfgang Gruner und Brigitte Mira war mit Juhnke "das alte West-Berlin fast ganz verschwunden", wie manche meinten.

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"Ich persönlich bin, wie viele meiner Generation, in Berlin sozusagen mit Juhnke groß geworden", sagte der Berliner Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit. "Wenn ick mal aus Berlin weggehe, dann is det so, als ob der Funkturm oder die Jedächtniskirche umkippen würde", hatte der Entertainer einmal seine Verbundenheit mit der Stadt beschrieben.

"Mein Mann ist friedlich eingeschlafen", teilte Susanne Juhnke am 1. April 2005 der Öffentlichkeit mit, die schon seit Jahren jede Nachricht aus dem Pflegeheim bei Berlin mit Sorge verfolgte und das Ende eines großen Schauspielerlebens immer näher kommen sah. Seit Dezember 2001 lebte Juhnke in einem Pflegeheim für Demenzkranke.

"Harald Juhnke ist unheilbar krank", teilte sein Manager Peter Wolf damals offiziell mit. "Sein Geist ist verwirrt. Eine Heilung ist ausgeschlossen. Harald Juhnke wird niemals wieder auf einer Bühne oder vor einer Kamera stehen."

Auf der bewegenden Trauerfeier - natürlich in der Gedächtniskirche als dem Wahrzeichen des "alten West-Berlin" - fand Thomas Gottschalk bewegende Worte über den Kollegen, den er als "Deutschlands größten Entertainer" und "Held der kleinen Leute" würdigte.

Der liebe Gott werde an Harald seine Freude haben. Seine letzte Ruhe fand Juhnke in einem Ehrengrab auf dem Waldfriedhof Dahlem am Hüttenweg, wo seine Frau ihm eine weiße Rose ins Grab legte. "Alles bezwingt die Liebe - Leb wohl in Frieden", hatte sie auf die Kranzschleife schreiben lassen.

Inzwischen schmückt ein hoher schwarz-grüner Grabstein aus Lausitzer Granit das Grab, wo am Samstag Familienangehörige und Fans Blumen zum Gedenken niederlegen werden. Auf der Rückseite des Grabsteins ist ein Zitat des großen Theatermannes Max Reinhardt zu lesen: "Der wahre Schauspieler ist von der unbändigen Lust getrieben, sich unaufhörlich in andere Menschen zu verwandeln, um in den anderen am Ende sich selbst zu entdecken."

Juhnke hat auch viele Filme gedreht. Einer seiner letzten mit dem Titel "Einsteins Ende" wartet noch auf das Licht der Öffentlichkeit. Darin spielt Juhnke einen DDR-Atomphysiker, der kurz vor dem Ende der DDR eine angeblich sensationelle Entdeckung macht und von Geheimdiensten gejagt wird.

Die Pläne seit Juhnkes Tod, ihm in seiner Heimatstadt und vor allem in seinem "Soldiner Kiez" im Arbeiterbezirk Wedding ein Denkmal zu setzen, sind bisher in eher dilettantischen Versuchen stecken geblieben. "Häßlich! Juhnke-Schande!" waren die Reaktionen auf den Gedenkstein mit einem offensichtlich mißlungenen Juhnke-Porträt, das seine Fans wieder überklebten.

Andere planen jetzt ein Denkmal vor dem Friedrichstadtpalast, wo der Entertainer große Erfolge feierte. Eine Straße oder ein Platz kann in der Regel erst fünf Jahre nach dem Tod eines Prominenten benannt werden.

Aber Juhnke lebt - in den Erinnerungen vieler Fans und Freunde und auf der Showbühne. Der RBB erinnert am Samstag mit einem "Gern-sehabend" an Juhnke, unter anderem mit seiner Showsendung "Willkommen im Club" und dem Porträtfilm "Barfuß oder Lackschuh".

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