20 Jahre "Der Landarzt": Familienserie mit Arzt
HAMBURG (dpa). Es war eine Sternstunde des ZDF. Am 28. April 1986 schritt Christian Quadflieg zum erstenmal im weißen "Landarzt"-Kittel durch das schleswig-holsteinische Kaff Deekelsen. Er tat Gutes, kabbelte sich mit der dominanten Mama Antje Weisgerber, freite seine Ex Gila von Weitershausen ein zweites Mal, und über 17 Millionen Menschen schauten am Fernseher zu.
Veröffentlicht:Das sind Traumzahlen aus einer Zeit, als sich die Privatsender erst zögernd zu Wort meldeten und ihr Publikum mit US-Serienimporten abfütterten. Genau 20 Jahre später, an diesem Freitag, wird gleich dreifaches Jubiläum gefeiert: die 200. "Landarzt"-Folge, 20 Jahre "Landarzt" und 15 Jahre Walter Plathe, der 1991 als Ulrich Teschner die Quadflieg-Nachfolge antrat.
Der Wechsel hatte damals eine gewisse Bänglichkeit ausgelöst. Würde sich der kesse Plathe mit seinem Wedding-Fluidum eines echten Berliner Jungen gegen die verklärte Erinnerung an Quadflieg-Weißkittel-Noblesse behaupten können? Er behauptete sich. Noch immer schauen fünf Millionen bei jeder "Landarzt"-Folge zu.
"Freitag, 19.25 Uhr - das ist einfach ,Landarzt-Time‘", freut sich ZDF-Serienchef Klaus Bassiner. Und Joachim Mendig vom "Landarzt"-Produzenten Nova-Film meint: "Plathe als Teschner ist der Typ, von dem man schon beim Eintreten überzeugt ist: Der weiß, wo mich der Schuh drückt."
Aber "Der Landarzt", diese "Familienserie mit Arzt-Anschluß" (Mendig), deren 16. Staffel gerade in Kappeln gedreht wird, ist nicht nur eine Plathe-Serie. "Sie funktioniert so gut, weil sie ein Ensemble ganz hervorragender Schauspieler bietet."
Zum Beispiel Veteran Heinz Reincke als Pastor Eckholm, der sich in der nächsten Staffel von seinem geistlichen Standpunkt her einige "Don-Camillo-und-Peppone"-reife Streitereien mit dem mehr weltlich gesonnenen Teschner liefert. Plathe: "Das war mein Einfall. Mir wurden die Leute in Deekelsen einfach zu lieb beim Umgang miteinander."
Eine andere Veteranin und seit dem ersten "Landarzt"-Film dabei: die 84jährige Gisela Trowe als Gräfin Bea, die den Humor von einst in den jetzigen Folgen vermißt.