Vom aktiven Umgang mit Multipler Sklerose

Diagnose Multiple Sklerose - für Betroffene und Angehörige meist ein Schock. Doch der Schock kann überwunden werden, und ein aktiver Umgang mit der chronischen Erkrankung ist möglich. Das zeigt nun ein innovatives DVD-Projekt mit einem Spielfilm und 3D-animierter Sachinformation.

Angela MisslbeckVon Angela Misslbeck Veröffentlicht:

Diese DVD hat es in sich. Nicht nur der etwa halbstündige Spielfilm "Nina - ein Leben mit MS" ist darauf zu sehen. In ästhetisch ansprechender und allgemeinverständlicher Darstellung zeigen 3D-Animationen die physiologischen Abläufe im Körper. Die Zuschauer reisen durch das zentrale Nervensystem, verfolgen den Abwehrkampf der Freßzellen, lernen Symptome, Verlauf und Therapie der Multiplen Sklerose kennen.

Durch die mitgelieferte 3D-Brille werfen sie einen Blick auf die Verarbeitung der Sinneseindrücke im Gehirn. Interviews mit den Initiatoren des Projektes unter dem Titel "Emotional Science" ergänzen die Sach- und Fachinformationen, die mit fachlicher Kontrolle des Schweizer Neurologen Professor Jürg Kesselring entwickelt worden sind.

Doch hieße das Projekt nicht "Emotional Science" - emotionale Wissenschaft -, wenn nicht auch die Gefühlsebene der Zuschauer angesprochen würde. "Wir wollten die Leute dort abholen, wo sie mit ihren Ängsten stehen", so Adam Michel, Ideengeber für das Projekt und Leiter des AMSEL Landesverbands Baden-Württemberg der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG), die das Projekt initiiert hat. In erster Linie ist die DVD für junge Menschen, die mit der Diagnose MS konfrontiert werden, und ihre Angehörigen gedacht.

"Wir wollen jungen, neu diagnostizierten Patienten Mut machen. Viele fallen nach der Diagnose in ein Loch. Wir zeigen, daß es Perspektiven, Lebensmut und Behandlungsmöglichkeiten gibt", sagte DMSG-Bundesgeschäftsführerin Dorothea Pitschnau-Michel bei der Vorstellung des Projektes.

Besonders eindrücklich schildert der Spielfilm das erste Tief und den Weg zum aktiven Umgang mit der Erkrankung. Die junge, lebensfrohe Nina verliert manchmal das Gefühl im Fuß, fällt im Fitness-Center vom Laufband und hat zunehmend Schwierigkeiten, ihren Bildschirm bei der Büroarbeit scharf zu sehen.

Ihr Hausarzt schickt sie in die neurologische Abteilung der Charité. Nach einem Untersuchungs-Marathon mit abschließender Lumbalpunktion erhält Nina die Diagnose MS. Ideal-typisch schildert der Film, wie der Neurologe dabei vorgeht. "Es gibt keinen Grund zu verzweifeln", sagt er und gibt Nina nach diesen tröstenden Worten Informationsmaterial der DMSG mit auf den Weg.

Die Zuschauer erleben Ninas anfängliche Verzweiflung mit. Sie begleiten die junge Frau aber auch dabei, wie sie sich umfassende Informationen besorgt und wie sie sich schließlich zur Therapie entschließt. In einer emotionalen Berg-und-Tal-Fahrt zeigt der Spielfilm weitere wichtige Stationen im Leben der neu diagnostizierten MS-Patientin. Und, soviel sei verraten: Es gibt ein Happy End.

Das mehrere hunderttausend Euro teure DVD-Projekt der DMSG wurde von den Unternehmen TEVA Pharma und Sanofi-Aventis finanziert. Es wird Patienten von der DMSG kostenlos zur Verfügung gestellt. Ärzte erhalten es entweder vom Außendienst der beiden Firmen oder auf Bestellung bei der DMSG.

Weitere Infos und Bestellung: www.emotional-science.de



STICHWORT

Multiple Sklerose

Mehr als 120 000 Menschen leiden nach Angaben der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) in Deutschland an MS. Etwa 3000 Menschen zwischen 15 und 40 Jahren erkranken jedes Jahr neu. Im jüngeren Alter sind vor allem Frauen von der chronischen, entzündlichen Erkrankung des Zentralen Nervensystems betroffen, die dann oft in Schüben auftritt. Bei älteren Neuerkrankten zeigt sich meist ein chronisch, degenerativer Verlauf. Die Diagnose MS ist nicht einfach, da der Verlauf der Erkrankung sehr unterschiedlich sein kann. Auch die Symptome sind vielfältig. (ami)

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