Die Gießener Universitätsmedizin hat eine wechselvolle Geschichte

GIESSEN. Mit über 21 000 Studenten und fast 5000 Universitäts-Beschäftigten ist die kleine hessische Stadt Gießen an der Lahn eine der bedeutenden Universitätsstädte des Landes. Am 19. Mai jährte sich die Gründung der ehemals "Ludoviciana" und nach ihrer Wiedereröffnung 1957 in "Justus-Liebig-Universität" umbenannten Hochschule zum 400. Mal.

Von Klaus Brath Veröffentlicht:

Als eine der vier Gründungsfakultäten der Universität begeht auch die Medizin, heute der größte Fachbereich der Uni, ihr 400-jähriges Jubiläum. Während sich Gießens universitärer Ruhm bis heute vor allem auf die glanzvollen Namen von Justus von Liebig und Wilhelm Conrad Röntgen gründet, besaß ihre medizinische Fakultät, nach einem Wort des verstorbenen Medizinhistorikers Jost Benedum, lange eher den Charakter einer "Arbeitsuniversität … , die bei bescheidenen äußeren Verhältnissen nie zu spektakulärem Ansehen gelangte." So unzureichend die Fakultät personell und räumlich zeitweilig ausgestattet war - im 18.Jahrhundert gab es durchschnittlich nur zwei Medizin-Professoren -, so wechselhaft waren die theoretischen Ausrichtungen. Das Spektrum reichte von hippokratisch-hermetischer Medizin (Horstius) über naturhistorische Theorien (Wilbrand) bis hin zu naturwissenschaftlicher Empirie (Buchheim). In der NS-Zeit bildete Gießen ein Zentrum der "Erb- und Rassepflege", danach aber auch eine Hochburg der Psychoanalyse und Psychosomatik (Horst-Eberhard Richter).

Auch organisatorisch ist die Gießener Uni-Medizin weiterhin in Bewegung: 2006 wurde das Klinikum Gießen-Marburg als erste deutsche Universitätsklinik komplett privatisiert.

Kein Wunder, dass auch im Gießener Institut für Geschichte der Medizin derzeit Hochbetrieb herrscht. Für Oktober 2007, wenn sich der Beginn des Vorlesungsbetriebs zum 400. Mal jährt, sind die Ausstellung "400 Jahre Medizinische Fakultät in Gießen" und drei Buchpublikationen geplant: Dr. Ulrike Enke publiziert dann über die Anfänge der Fakultät bis 1933, Dr. Sigrid Oehler-Klein befasst sich mit Gießens Uni-Medizin vor, während und nach dem Nationalsozialismus und Institutsleiter Prof. Volker Roelcke wird die gegenwärtige medizinische Fakultät in Wort und Bild vorstellen. Dazu beteiligt sich die Fakultät mit vielen Veranstaltungen am Jubiläumsprogramm der Universität.

Programminfos: http://www.med. uni-giessen.de/2007/kalender.pdf

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