Beautiful People, sexy Klinik oder was?

Dem gesellschaftlich akzeptierten und erwünschten Ziel "Beautiful People in a Healthy Society" muss die Realität von "Not so Beautiful People in a Hospital" entgegengesetzt werden. Dies gilt gleichermaßen für Kranke und Personal.

Von Ronny Teutscher Veröffentlicht:

Denn allen hochglänzenden Werbe-Foldern moderner Krankenanstalten zum Trotz muss leider gesagt werden: Klinik macht nicht sexy! Selbst die einschlägigen Seifenopern plagen sich mit diesem Setting ab: Sehen die Protagonisten in fescher Dienstkleidung noch recht ansehnlich aus, so ist Hopfen und Malz verloren, wenn die Akteure als Patienten schlecht geschminkt aus den weißen Laken der Krankenhausbetten blinzeln. Wer krank ist, dem sieht man das meist auch an, und die Kliniken liefern auch noch das passende Umfeld in Sachen Tristesse.

Auch die Mitarbeiter sehen im Lichte der Neonröhren etwas blass aus. Wer es schafft, nach dem Nachtdienst bei der Morgenvisite noch halbwegs frisch aus den Augen zu schauen, gilt ohnehin als verdächtig.

Blasse Mitarbeiter im Licht der Neonröhren

Denn die modische Attraktivität am Tag danach ist indirekt proportional zur nächtens geleisteten Arbeit. Für alle immer wieder erfreulich, wenn so manch leitender Oberarzt nach dem Dienst frisch geschminkt und wohl duftend zur Morgenbesprechung erscheint.

Wenn Angehörige bemüht sind, das fahle Antlitz der im Spital besuchten Verwandtschaft mit einem Blumenstrauß etwas ansehnlicher zu gestalten, schmücken sich Ärzte höchstens mit bunten Stethoskopen oder lustigen kleinen Blutflecken am Kittel.

Patientin im Armani-Schlafanzug

Nicht einmal die netten figurbetonten Nachthemdchen im Spitalseigentum, die durch die modische Teilung am Rücken besonders Hip erscheinen, tragen allzu viel zum würdevollen Kranksein bei. Natürlich kann man sich als Patient seine iatrogen verwüstete Frisur beim spitalseigenen fliegenden Coiffeur vor der Besuchszeit zurechtstutzen lassen; so es einem nichts ausmacht, seinem Besuch mit einer Frisur der Jacob-Sisters entgegenzutreten.

Ein wenig mehr Fashion im Krankenhaus wäre wohl kein Fehler, liebe Krankenhausträger. Ein bisschen Lagerfeld-Duft in die Desinfektionsmittel, etwas Chanel No.5 ins Infusionsflascherl…

Auch ein Lichtdesigner könnte sich im Operationssaal austoben. Der Chirurg sieht dann vielleicht etwas schlechter, der Eingriff wäre aber très chic!

Was wäre denn dagegen einzuwenden, ein paar Designer zu verpflichten? Eine Patientin im Armani-Schlafanzug, die ihr Mittagessen aus einer Alessi-Schnabeltasse schlürft zeugt vom Versuch, etwas mehr Würde in den Klinikalltag fließen zu lassen. Von einem künstlichen Hüftgelenk im Porsche-Design möchte ich gar nicht reden!

Dr. Ronny Teutscher

Er ist Arzt und ein in Österreich bekannter Kabarettist, der den Irrgarten Gesundheitswesen auf die Schippe nimmt: Dr. Ronny Teutscher hat bei seinen grenz- überschreitenden Auftritten eine Kernerfahrung gemacht: Die Deutschen lachen an den gleichen Stellen wie die Österreicher! Zweimal im Monat analysiert er in einer Kolumne der "Ärzte Zeitung" "NebenWirkungen" des Medizinbetriebs.

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