Eltern wünschen sich mehr Zeit für Kinder

Gesundheitsreform? Ja, unbedingt! Für die Mehrheit der Bürger hat allerdings die Förderung junger Familien als politische Aufgabe eine noch größere Bedeutung. Das ergibt sich aus Zahlen des gestern in Berlin vorgestellten Monitors "Familienleben 2010".

Veröffentlicht:
Bilderbuchfamilie: Eltern wollen Familie und Beruf besser miteinander vereinbaren können.

Bilderbuchfamilie: Eltern wollen Familie und Beruf besser miteinander vereinbaren können.

© Tilly / fotolia.com

BERLIN (eb). Menschen, die im Berufsleben stehen, wünschen sich mehr Zeit für ihre Familie. Dies geht aus dem Monitor Familienleben 2010 des Instituts für Demoskopie Allensbach hervor, den die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Kristina Schröder (CDU), gestern gemeinsam mit Allensbach-Geschäftsführerin Professor Renate Köcher vorgestellt hat.

Zentrales Ergebnis der Untersuchung: Auch in Zukunft soll die Vereinbarkeit von Familie und Beruf Kernaufgabe der Familienpolitik sein: 69 Prozent der Bevölkerung und 78 Prozent der Eltern sagen, hier sollte der Schwerpunkt liegen (zum Vergleich 2008: 63 Prozent der Bevölkerung).

"Wie zufrieden die Familien sind, hängt ganz besonders davon ab, ob sie genügend Zeit mit ihren Kindern und Angehörigen verbringen können. Zeit ist die Leitwährung einer modernen Gesellschaftspolitik", so Schröder bei der Präsentation in Berlin. "Mein Ziel ist deshalb, bessere Voraussetzungen für eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu schaffen."

Das alte Lied: Mutter macht den Haushalt

Immer noch übernehmen Mütter den weitaus größeren Teil der Haus- und Erziehungsarbeit. Von den Müttern mit Kindern unter 18 Jahren, die mit einem Ehemann oder Partner zusammenleben, übernehmen elf Prozent die Erziehung und Hausarbeit praktisch komplett, 67 Prozent machen zumindest den größeren Teil.

Dies gilt nicht nur für teilzeit- und nichtberufstätige Mütter, sondern meist auch für die Vollzeitberufstätigen: Von ihnen übernehmen vier Prozent die gesamte Arbeit und 53 Prozent den größeren Teil. 37 Prozent der Mütter würden sich wünschen, dass ihr Partner sich bei der Kindererziehung und -betreuung stärker beteiligt

Der Monitor zeigt auch, dass die Familie für 78 Prozent der Bevölkerung wichtigster Lebensbereich ist. (eb)

Familienpolitische Themen haben nichts von ihrer bisherigen Zugkraft verloren: Unter den zehn meistgenannten zentralen Aufgaben der Politik betreffen zwei die Familienpolitik", erläutert Köcher. "Neben einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf rückt bei der Bevölkerung auch die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege immer mehr ins Blickfeld. 87 Prozent der Bevölkerung sind der Ansicht, dass dieses Thema eine wichtige oder sogar sehr wichtige Aufgabe für die Zukunft darstellt."

Deshalb plant die Bundesfamilienministerin die Einführung einer Familienpflegezeit. Das Modell sieht vor, dass Arbeitnehmer ihre Arbeitszeit über einen Zeitraum von maximal zwei Jahren auf bis zu 50 Prozent reduzieren können, dabei dann aber 75 Prozent ihres Gehalts beziehen. Zum Ausgleich müssten sie später wieder voll arbeiten, bekämen aber in diesem Fall weiterhin nur 75 Prozent des Gehalts - so lange, bis das Zeitkonto wieder ausgeglichen ist.

Um Müttern und Vätern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf weiter zu erleichtern, startet das Bundesfamilienministerium im Herbst gemeinsam mit dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag die Initiative "Flexible Arbeitszeiten". Ziel: Mehr vollzeitnahe Teilzeitstellen für Mütter und Väter zu schaffen.

Im Auftrag des Bundesfamilienministeriums hat das Institut für Demoskopie Allensbach bereits zum dritten Mal die Entwicklung des Familienlebens in Deutschland repräsentativ untersucht.

Das sind die gestern vorgestellten wichtigsten Ergebnisse des Monitors "Familienleben 2010":

  • Die dringlichen politischen Aufgaben werden zwar noch immer von der Wirtschaftskrise bestimmt: Für 62 Prozent hat zum Beispiel die Eindämmung der Staatsverschuldung Vorrang. Die Familie ist für 78 Prozent der Bevölkerung jedoch weiterhin wichtigster Lebensbereich.
  • Familienpolitische Anliegen bleiben für die Mehrheit wichtig: Die Förderung junger Familien (52 Prozent), die Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf (48 Prozent) und verbesserte Bedingungen für Geburten zu schaffen (45 Prozent) werden häufiger genannt als etwa die Reform des Gesundheitswesens oder die Senkung von Steuern.
  • 42 Prozent der nichtberufstätigen Mütter berichten von schlechter Vereinbarkeit (34 Prozent der Mütter insgesamt). Sie wünschen sich Ganztagsbetreuung von Kindern (54 Prozent), an die Arbeitszeiten angepasste Betreuungszeiten von Kindergärten und Schulen (56 Prozent) sowie eine stärkere finanzielle Förderung (53 Prozent). 60 Prozent der Väter und 41 Prozent der Mütter möchten ihre Arbeitszeit reduzieren.
  • 74 Prozent der Bevölkerung bewerten die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf als schlecht. Sie gilt für 87 Prozent der Bevölkerung als wichtige Aufgabe.

Schlagworte:
Mehr zum Thema

Weit weg von WHO-Zielen

hkk-Daten zeigen laue HPV-Impfquoten

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Weniger Rezidive

Hustenstiller lindert Agitation bei Alzheimer

Lesetipps
Ulrike Elsner

© Rolf Schulten

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“

KBV-Chef Dr. Andreas Gassen forderte am Mittwoch beim Gesundheitskongress des Westens unter anderem, die dringend notwendige Entbudgetierung der niedergelassenen Haus- und Fachärzte müsse von einer „intelligenten“ Gebührenordnung flankiert werden.

© WISO/Schmidt-Dominé

Gesundheitskongress des Westens

KBV-Chef Gassen fordert: Vergütungsreform muss die Patienten einbeziehen