Jugendliche sind beim ersten Sex älter als gedacht

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Küssen ja, Sex noch nicht: Viele Jugendliche wollen mit dem "ersten Mal" warten, bis sie sich dafür bereit fühlen.

Küssen ja, Sex noch nicht: Viele Jugendliche wollen mit dem "ersten Mal" warten, bis sie sich dafür bereit fühlen.

© Steinach / imago

BERLIN (men). Jugendliche in Deutschland sind beim Thema Sex besonnener als gemeinhin angenommen. Das ist das Ergebnis der Studie "Jugendsexualität 2010" der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), die am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde.

Hatten 2005 noch zwölf Prozent der Mädchen im Alter von 14 Jahren bereits "ihr erstes Mal" erlebt, sank dieser Anteil auf sieben Prozent im Jahr 2009. Derselbe Trend zeigt sich bei den älteren Jugendlichen: Mit 66 Prozent der Mädchen und 65 Prozent der Jungen haben im Alter von 17 Jahren nur etwa zwei Drittel der Heranwachsenden bereits Sex gehabt. Deutliche Unterschiede bestehen dabei zwischen deutschen Jugendlichen und Jugendlichen aus Migrantenfamilien. Jungen mit Migrationshintergrund sind früher sexuell aktiv als deutsche Jungen, während Mädchen aus Migrantenfamilien deutlich zurückhaltender sind als ihre deutschen Altersgenossen. Das Verhütungsverhalten wird insgesamt immer besser. Beliebteste Verhütungsmethode beim ersten Mal sind Kondome.

"Die Ergebnisse der Studie widerlegen den Eindruck, dass immer mehr Jugendliche immer früher sexuell aktiv werden, wie es in den Medien oft skandalierend dargestellt wird", erläuterte die Direktorin der BZgA, Professor Elisabeth Pott. Stattdessen habe die Studie ergeben, dass junge Menschen oft ganz bewusst und mit einem festen Partner ihr erstes Mal erleben wollen. Aufklärung findet vor allem in den Familien statt, hier ist häufig die Mutter der erste Ansprechpartner. "Das verschämte Aufklärungsgespräch von früher ist endgültig vorbei", sagte Pott dazu. "Heute sind Eltern starke Partner für Jugendliche, mit denen sie vertrauensvoll reden können." Doch auch die Schule gewinnt bei der Sexualaufklärung an Bedeutung: Für Kinder aus Migrantenfamilien, wo Sex zu Hause oft ein Tabuthema ist, wird sie mittlerweile zum wichtigsten Ort der Aufklärung. Neben dem direkten Gespräch mit Vertrauenspersonen wie Eltern oder Lehrern suchen Jungen und Mädchen auf unterschiedliche Art nach Informationen in Sachen Liebe, Sex und Verhütung. Mädchen wollen häufig ausführliche Informationen und bevorzugen daher Jugendzeitschriften und Aufklärungsbroschüren. Bei den Jungen - vor allem bei Jungen mit Migrationshintergrund - ist dagegen das Internet die bevorzugte Informationsquelle. Um die Sexualgesundheit von Jugendlichen weiter zu verbessern, will die BZgA daher die geschlechtersensible Aufklärungsarbeit verstärken, etwa mit einem Ausbau der Internet-Informationsplattform www.loveline.de

Zum Volltext der Studie "Jugendsexualität 2010" (PDF-Datei)

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