Invasion der Stinkwanzen - Plage in Washington

WASHINGTON (dpa). Sie sind braun, etwa einen halben Zentimeter groß und erregen oft allein schon wegen ihrer langen Fühler Ekel. Doch das wahrhaft Abscheuliche an ihnen ist der Gestank. Die US-Hauptstadt Washington wird in diesem Herbst von einer Stinkwanzenplage heimgesucht.

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Eine der Stinkwanzen, die zurzeit Washington massenhaft heimsuchen.

Eine der Stinkwanzen, die zurzeit Washington massenhaft heimsuchen.

© dpa

Die Insekten sitzen auf Fensterbänken, an Holzfassaden und mittlerweile eigentlich überall. Wer sie einfach totschlägt, hat ein Problem: Werden die Wanzen zerdrückt, verbreiten sie einen widerlichen Geruch, der - wie viele meinen - an Schweißfüße erinnert.

Erst setzte eine Invasion blutsaugender Bettwanzen der US-Ostküste zu - und jetzt kommen auch noch die stinkenden Artverwandten. "Die Situation ist außer Kontrolle geraten. Viele verzweifelte Opfer berichten von mehreren tausend Stinkwanzen in ihren Häusern", sagt Wayne White, Insektenkundler beim Schädlingsbekämpfer "American Pest". Die Kammerjäger seines Unternehmens schafften es derzeit einfach nicht, mit der Beseitigung nachzukommen.

Auch die Rentnerin Fran Black aus Thurmont (Maryland) ist von der Plage befallen. "Es ist unglaublich schrecklich. Ich versuche alles, um sie loszuwerden, aber ich schaffe es nicht", klagt die 78-Jährige. "In einem Raum in unserem Haus ist es sogar so schlimm, dass unsere Gäste dort nicht schlafen konnten. Die Wanzen waren einfach überall."

Im Gegensatz zu Bettwanzen sind die Marmorierten Baumwanzen (Halyomorpha halys), wie sie in der Fachwelt heißen, zwar harmlos. Sie beißen nicht, stechen nicht und können keine Krankheiten übertragen. Die trägen Sechsbeiner richten jedoch erheblichen Schaden in der Landwirtschaft an.

Weil sie in diesem Jahr massenhaft wie nie zuvor in der Region auftreten, sind sie auch auf Feldern und Plantagen zu einem Problem geworden. Erstmals befallen sie Zierstauden, Bäume, Sojabohnen, Pfirsiche und Äpfel. Bauern beklagen bereits Ernteeinbußen bis zu 20 Prozent.

Von Obstgärten und Getreidefeldern aus stürzen sich die Wanzen auf Bürogebäude, Hotels und Wohnhäuser in Washington und den umliegenden Bundesstaaten. Die Nächte werden kühler, die Tage kürzer - für die Stinkwanzen ist es Zeit, sich einen Unterschlupf zum Überwintern zu suchen.

Experten rätseln, wie sich die Population in diesem Jahr so explosionsartig vermehren konnte. Der außergewöhnlich warme Sommer könnte eine Begründung sein oder, das scheint wahrscheinlicher, dass die bis heute in 29 US-Staaten verbreiteten Stinkwanzen in den USA so gut wie keine natürlichen Feinde haben und sich so ungehindert vermehren können. Ursprünglich kam die Marmorierte Baumwanze vor rund zehn Jahren aus Asien, wo sie als "stinkende große Schwester" bekannt ist.

Noch gibt es auf dem US-Markt keine erfolgreichen Gegenmittel zur Bekämpfung der Plage. Forscher tüfteln erst an wirksamen Waffen - darunter eine Pheromonfalle, die Lockstoffe aussendet, um die Plagegeister einzufangen.

Derweil empfehlen Experten von der Universität von Maryland, sämtliche Ritzen an Fenstern und Türen gut abzudichten. Sind die Wanzen jedoch erst einmal im Haus, fällt den Fachleuten eigentlich nur eine Methode ein, die Tierchen loszuwerden: mit dem Staubsauger einsammeln und den Beutel schnell nach draußen in den Mülleimer bringen. Ganz geruchsneutral verlaufe aber auch das nicht - denn am Ende sei es dann eben der Staubsauger, der nach Schweißfuß rieche.

Pressemitteilung des Staates Maryland (englisch)

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