Felix-Burda-Chefin: "Wir schalten keinen Gang zurück!"

Zum 10. Mal wurde am Sonntagabend der Felix Burda Award in Berlin verliehen. In sechs Kategorien lobte die Jury aus 60 Einreichnungen die Gewinner aus.

Wolfgang van den BerghVon Wolfgang van den Bergh Veröffentlicht:
Gruppenbild mit Film- und TV-Stars, den Preisträgern des Felix Burda Award 2012 und Dr. Christa Maar.

Gruppenbild mit Film- und TV-Stars, den Preisträgern des Felix Burda Award 2012 und Dr. Christa Maar.

© Felix Burda Stiftung

. . .aus Liebe zur Vorsorge!" Mit diesem Kampagnen-Motto hat die Felix Burda Stiftung in diesem Jahr einen weiteren Akzent in der langen Geschichte der Darmkrebs-Aufklärung gesetzt. Und dabei zielte die Initiatorin und Gründerin der Stiftung Dr. Christa Maar ganz bewusst auf Männer.

Im Interview mit der "Ärzte Zeitung" sagte sie vor kurzem: "Die Kampagne ist darauf angelegt, dass die Frauen ihre Männer zur Früherkennungsuntersuchung animieren. Die Männer wiederum können ihre Liebe unter Beweis stellen, indem sie zur Vorsorge gehen."

Am Sonntagabend begrüßte Christa Maar die etwa 300 Gäste, die anlässlich der 10. Verleihung des Felix Burda Awards ins Hotel Adlon Kempinski nach Berlin gekommen waren. Der Tod ihres Sohnes Felix, der im Februar 2001 gestorben war, ist auch an diesem Abend präsent.

Ein Tod, der so sinnlos war und verhindert hätte werden können, betont Christa Maar, wenn man frühzeitig gewusst hätte, dass das familiäre Risiko beim Darmkrebs eine so wichtige Rolle spielt.

Prominente haben erreicht, das Thema zu enttabuisieren

Sie hat aus dieser Erkenntnis eine Lebensaufgabe gemacht, Menschen davon zu überzeugen, wie wichtig die Darmkrebsvorsorge ist. Dabei geht sie ungewöhnliche Wege. Zusammen mit ihrem früheren Mann, dem Verleger Professor Hubert Burda, hat sie Prominente gewinnen können, die sich für ihre Aktion einsetzen.

Die Klitschkos gehören genauso dazu wie Nina Ruge, Verona Pooth, Atze Schröder oder Hans Werner Olm.

In ihrer Rückschau räumt Christa Maar ein, vieles angeschoben, aber längst noch nicht alles erreicht zu haben und verspricht: "Wir werden keinen Gang zurückschalten!"

Zwar konnte im Jahr 2002 die Vorsorgekoloskopie in den Leistungskatalog der GKV aufgenommen werden, dennoch hakt und klemmt es beim Thema Einladungsverfahren - größtes Hindernis sind der Datenschutz und die regional unterschiedlichen Regelungen dazu.

Das Gleiche gilt für die Berücksichtigung des familiären Risikos in den Früherkennungsrichtlinien. Maar: "Ich bin sehr gespannt, zu welchem Ergebnis das IQWiG in seiner Nutzen-Bewertung kommt."

Erfreut zeigt sie sich, dass in der S3-Leitlinie zu Darmkrebs der Zusatz aufgenommen worden sei, Menschen bereits von 40 bis 45 zu untersuchen. "Jetzt liegt es am Bundesausschuss, hier nachzuziehen."

In sechs Kategorien verliehen

In diesem Jahr wurde der Award in sechs Kategorien verliehen. Den Preis Journalism for Prevention ging an Karin Steinberger von der "Süddeutschen Zeitung". Der Beitrag "Kerle in Angst..." erschien im März auf Seite 3 der Zeitung.

Die Jury stellte besonders die Perspektivenvielfalt des Beitrags sowie den ungewöhnlichen Zugang zur Zielgruppe heraus. Fokus-Chefredakteur und Laudator Uli Baur sprach von einem außergewöhnlichen journalistischen Stück.

In der Kategorie Medical Prevention ging der Award an Professor Alexander Katalinic und das Evaluationsteam Darmkrebsfrüherkennung der Institute für Krebsepidemiologie und klinische Epidemiologie der Uni Lübeck.

In ihrer Nominierung stellte die Jury den innovativen Charakter bei der Betrachtung der regionalen Unterschiede von Karzinom- und Adenominzidenz sowie die regional unterschiedlichen Koloskopieraten heraus.

Die Arbeit leiste einen wichtigen Beitrag zur Versorgungsforschung, sagte der Laudator und Medizin-Nobelpreisträger Professor Harald zur Hausen.

Wie in jedem Jahr lobte die Jury auch den Preis Prevention at Work aus. Hier hatte die ThyssenKrupp AG die Nase vorn. Den Preis nahmen Dr. Anja Berkenfeld und ihr Team entgegen. Erstmals wurde die Darmkrebsvorsorgeaktion bei ThyssenKrupp in allen 121 Geschäftseinheiten des Konzerns angeboten.

So konnten 76 000 Mitarbeiter erreicht werden. Im Ergebnis wurden 14 000 Stuhltests angefordert. Immerhin waren 700 positiv. Auch Angehörige seien in die Aktion eingebunden gewesen, schilderte Anja Berkenfeld.

Neuer Preis setzt ein politisches Zeichen

Dr Rainer Hess (l), scheidender Vorsitzende des GBA, erhielt den Preis Milestone für Prevention von seinem Nachfolger Josef Hecken (2.v.r.) überreicht. Mit dabei: Dr. Christa Maar und Barbara Schöneberger.

Dr Rainer Hess (l), scheidender Vorsitzende des GBA, erhielt den Preis Milestone für Prevention von seinem Nachfolger Josef Hecken (2.v.r.) überreicht. Mit dabei: Dr. Christa Maar und Barbara Schöneberger.

© Felix Burda Stiftung

In der Kategorie Public Prevention erhielten Dr. Dominik Stähler, Dr. Kai Severin, Professor Christian Krieglstein und Professor Tobias Beckurts vom Darmkrebszentrum Köln den begehrten Preis.

Sie hatten im vergangenen Jahr eine große Aufklärungsaktion unter dem Motto "Kölner gegen Darmkrebs - nicht verdrängen, früh erkennen!" initiiert. Viele bekannte Künstler der Stadt Köln traten bei den Events auf - mit von der Partie war auch das Maskottchen des 1. FC Köln Geißbock Hennes VIII.

Begleitet wurde die Aktion durch die Einbindung verschiedener Medien - Postwurfsendungen, Flyer, Taxi- und Straßenbahnwerbung.

Für eine Überraschung sorgte schließlich der Preis Milestone for Prevention. Hier erhielt der scheidende Vorsitzende des Gemeinsamen Bundesausschusses, Dr. Rainer Hess, die Auszeichnung von seinem Nachfolger Staatssekretär Josef Hecken überreicht.

Zuvor hatte Hecken, in dessen Familie es bereits mehrere Darmkrebsfälle gegeben hat, versprochen, das Thema weiterhin im Blick zu behalten. Hess zeigte sich zuversichtlich, dass es vielleicht noch in dieser Legislaturperiode zu schaffen sei, das Einladungsverfahren zu etablieren.

In jedem Jahr zeichnet die Stiftung das Engagement eines Stars aus. Nach Erol Sander im vergangenen Jahr erhielt in diesem Jahr Sky du Mont die Ehrung. "Erst dann, wenn der Satz, ,Schatz ich geh‘ denn mal zur Darmkrebsvorsorge‘ Normalität geworden ist, kann man davon reden, dass das Ziel der Aufklärungsaktion erreicht wurde."

Bereits bei der ersten Aufklärungsaktion war der Schauspieler mit von der Partie.

Hier finden Sie kostenlose Patienteninfos und Tipps zur Früherkennung beim Darmkrebs.

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