Chiropraktiker im Hochwassergebiet

Ein Helfer für die Helfer

Pierre André Wedeking ist Chiropraktiker. Mit sieben Kollegen hat er Rückenschmerzen von 500 Fluthelfern gelindert - unentgeltlich.

Von Jonas Tauber Veröffentlicht:
Chiropraktiker Pierre André Wedking ist von Bielefeld ins Flutgebiet gefahren, um Helfern ihre Wirbelsäule wieder zurecht zu rücken.

Chiropraktiker Pierre André Wedking ist von Bielefeld ins Flutgebiet gefahren, um Helfern ihre Wirbelsäule wieder zurecht zu rücken.

© privat

KÖLN. Fluthelfer haben in den vergangenen Tagen Tausende Sandsäcke zur Verstärkung auf die Schutzwälle gegen die Überschwemmungen gewuchtet.

Weil diese Arbeit die Wirbelsäule stark belastet, ist der Bielefelder Chiropraktiker Pierre André Wedeking kurzerhand zusammen mit Kollegen für zwei Wochenenden an die Deiche gefahren, um den Helfern seinerseits Hilfe anzubieten.

"Je länger die Menschen an den Dämmen arbeiten, umso stärker wird der Druck auf Wirbel und Bandscheiben und damit auf die austretenden Spinalnerven", erklärt er. "Irgendwann blockieren die Wirbel - Schmerzen und Erschöpfung folgen."

Wirbel-Blockierungen lösen

Um die Helfer professionell versorgen zu können, nahm Wedeking mehrere Behandlungsliegen aus seiner Praxis mit ins Überschwemmungsgebiet.

"Bei Helfern mit Schmerzen untersuchten wir sämtliche Wirbel auf Blockierungen", berichtet er. Dann brachten die Chiropraktiker die betroffenen Stellen wieder in die richtige Position.

Beim ersten Hilfseinsatz im niedersächsischen Damnatz am 8. und 9. Juni landeten 200 Soldaten, Feuerwehrleute, THW-Mitarbeiter oder Polizisten auf Wedekings Liegen.

Er behandelte zusammen mit zwei Bielefelder Kollegen und seinen beiden Assistenten.

Eine Woche darauf fuhren er und sein Team ins schleswig-holsteinische Lauenburg. Diesmal reisten zusätzlich drei Chiropraktiker aus Osnabrück an. Gemeinsam schafften sie 300 weitere Behandlungen.

Unentgeltlicher Einsatz

Ihre Arbeit leisteten die Chiropraktiker unentgeltlich und in ihrer Freizeit. Ein Bielefelder Wohnungsunternehmen unterstützte die Aktion mit einer Spende für Fahrtkosten und Spesen. Wedeking sagt, er wäre jederzeit bereit für einen weiteren Einsatz.

"Die Aktion war zwar anstrengend, aber die erfreuten Gesichter nach der Behandlung und die Dankbarkeit, die wir zurückbekamen, ließ uns dies vergessen", erzählt er.

Seine Praxis-Assistentin brachte den Chiropraktiker auf die Idee mit der Hilfsaktion. Ihre Verwandten leben mitten im Flutgebiet, berichtet Wedeking.

Außerdem habe er sich an eine Kollegin erinnert, die 2010 nach Haiti ins Erdbebengebiet gereist ist, um dort zu helfen.

Lesen Sie dazu auch: Nach dem Hochwasser in Sachsen-Anhalt: Auf Hausbesuch mit dem Unimog Hochwasser in Niedersachsen: Ärztliches Notquartier beim Steuerberater Hausarzt aus Greiz: "Wie schnell die Flut kam, war erschreckend" Sachsen: Jedes fünfte Pflegeheim geschädigt Chiropraktiker im Hochwassergebiet: Ein Helfer für die Helfer

Mehr zum Thema

Weit weg von WHO-Zielen

hkk-Daten zeigen laue HPV-Impfquoten

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Weniger Rezidive

Hustenstiller lindert Agitation bei Alzheimer

Lesetipps
Ulrike Elsner

© Rolf Schulten

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“

KBV-Chef Dr. Andreas Gassen forderte am Mittwoch beim Gesundheitskongress des Westens unter anderem, die dringend notwendige Entbudgetierung der niedergelassenen Haus- und Fachärzte müsse von einer „intelligenten“ Gebührenordnung flankiert werden.

© WISO/Schmidt-Dominé

Gesundheitskongress des Westens

KBV-Chef Gassen fordert: Vergütungsreform muss die Patienten einbeziehen