Hausarzt aus Greiz

"Wie schnell die Flut kam, war erschreckend"

Veröffentlicht:

Allgemeinmediziner Dr. Carsten Thomas aus Greiz ist bei der Flut noch glimpflich davon gekommen. Einen Apotheker im Erdgeschoss des Hauses hat es schwerer getroffen.

Das Interview führte Robert Büssow

Ärzte Zeitung: Vor drei Wochen standen Sie noch mitten im Hochwasser. Ist Ihre Praxis wieder geöffnet?

Dr. Carsten Thomas: Die Praxis befindet sich in der ersten Etage. Seit zwei Wochen haben wir wieder Strom und Telefon und können im Prinzip normal Sprechstunde halten. Vor allem die Kellerräume und die Apotheke im Erdgeschoss wurden stark in Mitleidenschaft gezogen.

Als die Flut kam, haben wir noch einige Bestände aus der Apotheke in unsere Praxisräume retten können. Ich bin insofern glimpflich davon gekommen, weil ich im Keller nur mein Archiv gelagert hatte, das in Teilen vom Wasser beschädigt wurde.

Der Keller wird nun entkernt. Das wird noch eine Weile dauern, beeinflusst aber unsere Arbeit nicht. Auch der Apotheker im Erdgeschoss hat wieder den Betrieb aufgenommen, aber etwas gebremst, weil das Lager fehlt. Ihm gehört das Gebäude. Alles in allem beläuft sich sein Schaden wohl auf etwa eine dreiviertel Million Euro.

Wie haben die Patienten darauf reagiert, dass Sie schließen mussten? Hat die Versorgung in Greiz durch betroffene Praxen gelitten?

Wir mussten zum Glück nur fünf Tage schließen. Versorgungsprobleme gab es, so weit ich weiß, nicht. Wenn ein Patient vor mir stand, habe ich ihn erst einmal zu höher gelegenen Kollegen auf dem Berg geschickt.

Wie hat das Krisenmanagement in Greiz funktioniert? Die Kassenärztliche Vereinigung hat eine Soforthilfe von 5000 Euro pro Praxis gestartet. Wie weit kommen Sie damit?

Meinen materiellen Schaden mit dem Archiv ersetzt das. Und beim Praxisausfall fehlt mir noch der Überblick. Ich habe die Soforthilfe der KV beantragt, wie mehrere hier in Greiz. Eine Kollegin hat das Geld schon, ich warte noch darauf. Wie schnell die Flut kam, das war schon irgendwie erschreckend.

Ich habe mit einem solchen Ausmaß nicht gerechnet. Und es haben auch die offiziellen Informationen gefehlt. Wir hatten zuletzt 1954 ein großes Hochwasser. Danach wurden mehrere Talsperren gebaut. Ich frage mich, was hier schief gelaufen ist.

Lesen Sie dazu auch: Nach dem Hochwasser in Sachsen-Anhalt: Auf Hausbesuch mit dem Unimog Hochwasser in Niedersachsen: Ärztliches Notquartier beim Steuerberater Hausarzt aus Greiz: "Wie schnell die Flut kam, war erschreckend" Sachsen: Jedes fünfte Pflegeheim geschädigt Chiropraktiker im Hochwassergebiet: Ein Helfer für die Helfer

Schlagworte:
Mehr zum Thema

Vor dem World Health Assembly

WHO-Pandemieabkommen noch lange nicht konsensfähig

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Lesetipps
Neue Hoffnung für Patienten mit Glioblastom: In zwei Pilotstudien mit zwei unterschiedlichen CAR-T-Zelltherapien blieb die Erkrankung bei einigen Patienten über mehrere Monate hinweg stabil. (Symbolbild)

© Richman Photo / stock.adobe.com

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert