200. Geburtstag

Georg Büchner - Arzt, Dichter, Revoluzzer

Heute vor genau 200 Jahren erblickt Georg Büchner im hessischen Goddelau das Licht der Welt: Sein Leben ist kurz, da er im Alter von 23 Jahren stirbt - sein Vermächtnis bleibt aber unvergessen.

Von Pete Smith Veröffentlicht:
Der Schriftsteller Georg Büchner, dargestellt auf einer undatierten Zeichnung.

Der Schriftsteller Georg Büchner, dargestellt auf einer undatierten Zeichnung.

© dpa

GODDELAU. Arzt, Dichter, Revolutionär - wenn von Georg Büchner die Rede ist, dann oft in jenem offenbar disharmonischen Dreiklang, in dem drei Leben aufscheinen, die augenscheinlich nichts miteinander gemein haben.

Wer sich jedoch mit Büchner befasst, wird schnell erkennen, dass sich die drei Existenzen des vor 200 Jahren in Goddelau bei Darmstadt geborenen Feingeistes aus derselben Quelle speisen - der tiefen Überzeugung, dass alle Menschen frei und gleich seien.

Georg Büchner kommt am 17. Oktober 1813 zur Welt. Sein Vater Dr. Ernst Karl Büchner (1786 bis 1861) ist Amtschirurg in Goddelau, von 1816 an Medizinalassessor in Darmstadt. Seine Mutter Louise Caroline Büchner, geborene Reuß (1791 bis 1858), kümmert sich um Haushalt und Kinder.

Anatomie-Studium in Straßburg

Georg ist das älteste von acht Kindern, deren zwei kurz nach der Geburt sterben. Nach Abschluss des Gymnasiums immatrikuliert er sich am 9. November 1831 an der Medizinischen Fakultät der Universität Straßburg, wo er zunächst vergleichende Anatomie studiert.

1832 verlobt sich der 18-Jährige mit Wilhelmine (Minna) Jaeglé (1810 bis 1880), der Tochter des evangelischen Pfarrers Johann Jakob Jaeglé, in dessen Haus Büchner wohnt. Im Rückblick wird er die Straßburger Jahre als seine glücklichste Zeit bezeichnen.

Am 31. Oktober 1833 verlässt Büchner Straßburg und schreibt sich als Medizinstudent an der Universität Gießen ein. Wenige Wochen später erleidet er eine Hirnhautentzündung. Er unterbricht sein Studium und zieht für kurze Zeit nach Darmstadt zurück.

Seine Zeit in Gießen ist von großer Unzufriedenheit geprägt: Er vermisst Minna, die weiterhin in Straßburg wohnt, reibt sich an seinen Kommilitonen, denen er Gleichgültigkeit vorwirft, und leidet unter seinen Professoren, die er uninspiriert oder borniert findet.

Einem seiner Dozenten, dem Gießener Mediziner Johann Bernhard Wilbrand, setzt Büchner in seinem Sozialdrama "Woyzeck" ein wenig schmeichelhaftes Denkmal.

Gemeinsam mit Freunden aus seiner Darmstädter Zeit gründet Georg Büchner im März 1834 die "Gesellschaft der Menschenrechte", eine Geheimorganisation nach französischem Vorbild, und entwirft eine Flugschrift, die wenige Monate später unter dem Titel "Der Hessische Landbote" gedruckt wird und deren Parole "Friede den Hütten! Krieg den Palästen!" die hessische Landbevölkerung zur Revolution aufruft.

Mitglieder der Gruppe, die das Pamphlet verbreiten, werden verhaftet - Büchner selbst wird zunächst nur verhört, kommt dann einer erneuten Vorladung vor Gericht nicht nach und flieht, wegen "Teilnahme an staatsverräterischen Handlungen" steckbrieflich gesucht, am 9. März 1835 nach Straßburg.

"Dantons Tod" in fünf Wochen

Im Juli desselben Jahres erscheint "Dantons Tod", Büchners ebenso feinsinniges wie radikales Drama über das Scheitern der Französischen Revolution, das er eigenen Angaben nach in nur fünf Wochen verfasst hat.

Nun begibt er sich an eine Erzählung über die paranoide Schizophrenie des Sturm-und-Drang-Dichters Jakob Michael Reinhold Lenz, widmet sich philosophischen Studien, darunter Arbeiten über Descartes und Spinoza, und vollendet seine Dissertation über das Nervensystem der Barbe.

Am 18. Oktober 1836 - inzwischen hat der 23-Jährige das Drama "Woyzeck" in Arbeit - zieht Büchner nach Zürich, wo er zum Privatdozenten ernannt wird, aber offenbar nur wenige Studenten sein erstes Kolleg "Zootomische Demonstrationen" besuchen. Es wird sein erstes und letztes Kolleg sein.

Am 2. Februar 1837 erkrankt Georg Büchner plötzlich an hohem Fieber. Sein Fakultätskollege Johann Lukas Schönlein diagnostiziert eine Typhusinfektion.

Der Zustand des Patienten verschlechtert sich zusehends. Am 17. Februar 1837 trifft Büchners Verlobte Minna in Zürich ein. Doch zwei Tage später stirbt er im Alter von 23 Jahren.

Nach der Einebnung des Züricher "Krautgrabens", wo man den Arzt, Dichter und Revolutionär 1837 begrub, bettete man seine sterblichen Überreste 1875 auf den "Germaniahügel" in Zürich um, wo heute eine Gedenktafel an ihn erinnert.

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