Alkoholexzesse an Uni Göttingen

Zwölf Erstsemester saufen sich in die Klinik

Das Wintersemester an der Uni Göttingen hat begonnen - und bei Veranstaltungen für Erstsemester wird wieder getrunken bis zum Umfallen. Zwölf Studenten landen mit Alkoholvergiftung in der Notaufnahme der Uniklinik.

Von Heidi Niemann Veröffentlicht:
Die kollektiven Besäufnisse spielen sich meist außerhalb des Campus der Uni Göttingen ab.

Die kollektiven Besäufnisse spielen sich meist außerhalb des Campus der Uni Göttingen ab.

© Uwe Anspach / dpa

GÖTTINGEN. Auch in diesem Jahr hat die Universität Göttingen wieder mit einem Alkoholproblem der besonderen Art zu kämpfen.

Trotz eindringlicher Appelle der Hochschulleitung sind zum Beginn des Wintersemesters erneut einige der studentischen Einführungsveranstaltungen offenbar in regelrechte Alkoholexzesse ausgeartet.

Seit Anfang vergangener Woche seien insgesamt zwölf Studenten mit akuter Alkoholvergiftung in der zentralen Notaufnahme des Göttinger Uni-Klinikums aufgenommen worden, berichtete der Sprecher der Universitätsmedizin, Stefan Weller.

Universitätspräsidentin Ulrike Beisiegel hatte zwar vor Beginn des Wintersemesters noch einmal in einem Schreiben an alle Dekanate die Tutoren darauf hingewiesen, dass bei den Veranstaltungen für die Erstsemester während der so genannten "O-Phase" (Orientierungsphase) der Konsum von Alkohol zu unterlassen sei.

Ihr eindringlicher Appell stieß jedoch offenbar nicht auf die gewünschte Resonanz. Aus Sicht der Universität sei es sehr bedauerlich, dass es erneut zu Auswüchsen gekommen sei, sagte Beisiegel.

Kollektive Besäufnisse

Die Hochschulleitung hatte bereits vor einem Jahr interveniert. Damals hatte es einen traurigen Rekord bei den Alkoholexzessen gegeben. Insgesamt landeten 18 Studenten in der Notambulanz, noch bevor sie ihre erste Vorlesung oder ihr erstes Seminar besucht hatten.

Die kollektiven Besäufnisse spielen sich meist außerhalb des Campus bei den so genannten Stadtrallyes ab. Diese werden von einigen Fachschaften als zusätzlicher "Programmpunkt" im Anschluss an die regulären Einführungsveranstaltungen angeboten, bei denen sich die Studenten über die Einrichtungen und Angebote der Universität sowie ihre Studienfächer informieren können.

Insbesondere die studentischen Organisatoren der großen Fakultäten wie beispielsweise der Wirtschaftswissenschaften und der Medizin sind seit einigen Jahren dazu übergegangen, nicht mehr nur abendliche Kneipentouren zum gegenseitigen Kennenlernen der Kommilitonen anzubieten, sondern bereits tagsüber spezielle "Stadtführungen" zu veranstalten.

Diese sehen dann häufig so aus, dass sich bunt kostümierte Studenten mit Unmengen von Bier und harten Getränken im Supermarkt eindecken und anschließend alkoholbenebelt durch die Innenstadt ziehen.

Unipräsident kritisiert Tutoren

Universitätspräsidentin Beisiegel findet es inakzeptabel, dass Tutoren während einer Veranstaltung, die Erstsemestern den Start ins Studium erleichtern soll, zu Alkoholkonsum und sexualisierten Spielen anregen.

"Wer das tut, verspielt die Möglichkeit, noch einmal O-Phasen-Tutor zu sein."

Viel mehr als appellieren kann sie allerdings nicht. Die so genannten "O-Phasen" sind keine Veranstaltung der Universitätsleitung, sondern werden in den jeweiligen Fakultäten von studentischen Tutorinnen und Tutoren organisiert.

Die Hochschulleitung will weiter versuchen, über die Fakultäten, die Fachschaften und den AStA auf die Organisatoren einzuwirken.

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