Doping-Affäre

Ex-Teamarzt von Stuttgart meldet sich zu Wort

Eine wichtige Figur in der Doping-Affäre der Bundesliga meldet sich zu Wort: der frühere Stuttgarter Mannschaftsarzt Winfried Laschner.

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Wie tief ist der Dopingsumpf in der Fußball-Bundesliga?

Wie tief ist der Dopingsumpf in der Fußball-Bundesliga?

© Patrick Seeger / dpa

STUTTGART. In der undurchsichtigen Doping-Affäre der Fußball-Bundesliga hat sich erstmals der frühere Mannschaftsarzt des VfB Stuttgart zu Wort gemeldet.

Winfried Laschner schloss Vergehen mit illegalen Mitteln während seiner Amtszeit aus.

Auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Eberhard Gienger, der Kontakt zu ehemaligen VfB-Profis hatte, nahm den Verein in Schutz.

"Ich habe nichts gewusst"

Doping-Experte Perikles Simon sieht die Stuttgarter in Bezug auf Anabolika-Doping nicht als potenziellen Einzelfall.

Der damalige VfB-Arzt Laschner erklärte, dass er zwar nicht wisse, was der frühere Freiburger Sportmediziner Armin Klümper, bei dem sich früher auch VfB-Profis behandeln ließen, "bei jedem einzelnen Patienten in seinen Spritzen hatte. Ich kann aber ausschließen, dass Mittel zur Leistungssteigerung eingesetzt wurden", sagte Laschner den "Stuttgarter Nachrichten".

Der Mediziner war von 1976 bis 1984 Team-Arzt des VfB.

Klümper habe eine "besondere, intensivere und umfangreichere Sportmedizin betrieben als andere Ärzte", sagte Laschner weiter.

"Dass Anabolika-Mittel wie Megagrisevit von Klümper zu therapeutischen Zwecken eingesetzt wurden, kann ich nicht ausschließen, ich habe davon aber nichts gewusst."

"Doping war nie ein Thema"

Gienger ergriff Partei für damalige VfB-Spieler. "Doping war nie ein Thema", sagte der Vorsitzende der Bundestags-Arbeitsgruppe Sport und Ehrenamt, der nach eigenen Angaben unter anderen mit früheren VfB-Größen wie Karlheinz Förster und Hansi Müller Kontakt hatte.

"Ich hatte auch zu keinem Zeitpunkt den Eindruck, dass an anderen Stellen manipuliert wird."

Gienger selbst hatte noch als Weltklasse-Turner ein enges Verhältnis zu Klümper.

"Er hat mich in der Zeit als aktiver Athlet hervorragend betreut und bei Verletzungen medizinisch behandelt. Meine Gesundheit stand dabei immer im Vordergrund, mit Dopingpraktiken bin ich nie in Berührung gekommen", versicherte der Reck-Weltmeister von 1974.

Die Untersuchungskommission zur Aufarbeitung der Doping-Vergangenheit an der Universität Freiburg wirft dem VfB Stuttgart und SC Freiburg vor, in den späten 1970er und frühen 1980er Jahren Anabolika-Doping betrieben zu haben.

Der VfB und SC haben sich klar von Doping-Praktiken distanziert.

Kein Einzelfall?

Für Doping-Experte Simon, der seit Kurzem der Freiburger Kommission angehört, ist der VfB zur damaligen Zeit kein potenzieller Einzelfall.

"Das muss man zeitgeschichtlich einordnen. Wir wissen, was in der Phase, um die es nun geht, in der damaligen DDR abgelaufen ist. Im Westen sehe ich eine gewisse Analogie. Der Sport war ähnlich verseucht, auch wenn die Vorgehensweise eine etwas andere war", erläuterte er den "Stuttgarter Nachrichten".

"Was Anabolika-Missbrauch im Fußball angeht, würde ich sagen: Das lässt sich nicht generalisieren, aber es wäre sicher zu kurzsichtig zu behaupten, dass der VfB ein Einzelfall ist", sagte Simon. (dpa)

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