Erbe von Paul Ehrlich

Brücken zwischen Uni und Wirtschaft schlagen

Ergebnisse in die Praxis zu "übersetzen", ist für die Arzneimittelforschung in Frankfurt ein wichtiges Ziel. Auch dies ist das Erbe von Paul Ehrlich.

Von Jana Kötter Veröffentlicht:

Die Rhein-Main-Region als "Apotheke Europas" - dieses Bild zeichnete Professor Josef Pfeilschifter, Dekan des Fachbereichs Medizin der Goethe-Universität Frankfurt, während der Gedenkfeier zum 100. Todestag von Paul Ehrlich.

Und auch Professor Gerd Geißlinger betont das Ziel, zu diesem historischen Status zurückzukehren: "Frankfurt ist der wichtigste Pharma-Standort Deutschlands", so der Direktor des Instituts für Klinische Pharmakologie. Paul Ehrlichs Erbe spielt dabei eine bedeutende Rolle.

Denn sein wissenschaftspolitisches Konzept, die universitäre Forschung und Lehre stets sehr eng mit der außeruniversitären Forschung zu verknüpfen, ist laut Geißlinger ein Ansatz, den die Arzneimittelforschung heute verfolgen muss, um für die Zukunft fit zu sein.

Problem der Translation

Das Problem in der Arzneimittelforschung, so Geißlinger, sei das Problem der Translation von Forschungsergebnissen in den außeruniversitären Bereich. 2009 wurden seinen Angaben zufolge weltweit 95,2 Milliarden US-Dollar in F+E investiert, jedoch nur 19 Wirkstoffe zugelassen.

1996 sah das noch anders aus: Damals seien lediglich 35,5 Milliarden US-Dollar investiert worden, doch zugelassen wurden letztlich 53 Wirkstoffe. "Es besteht eine Lücke zwischen der grundlagenorientierten Forschung an deutschen Universitäten und dem praxisorientierten außeruniversitären Bereich", kritisiert Geißlinger.

Frankfurt jedoch habe es geschafft, eine Brücke zu bauen, wo andere Forschungsergebnisse möglicherweise verloren gehen: Die Universität hat sich in den vergangenen Jahren ein Netzwerk mit Partnern wie dem Fraunhofer Institut oder der Helmholtz Gesellschaft geschaffen, die bei der "Übersetzung" helfen.

Viele Unternehmen in der Region

In Frankfurt wird aktuell in vier Indikationsschwerpunkten geforscht: kardiovaskuläre Erkrankungen, Onkologie, Immunologie und Entzündung sowie Neurowissenschaften.

Für den Bereich der Immunologie wurde eine eigene Fraunhofer-Projektgruppe gegründet - mit dem langfristigen Ziel der Umwandlung in ein Fraunhofer Institut für Translationale Arzneimittelforschung.

Seit 2012 wurden rund 145 Millionen Euro Drittmittel eingeworben, 65 Millionen davon stammen aus der Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz - kurz: LOEWE.

Mit dem Forschungsförderprogramm will das Land Hessen seit 2008 wissenschaftspolitische Impulse setzen und damit die hessische Forschungslandschaft stärken.

Großes Potenzial in der Region

"Von 2008 bis 2014 wurden für die Landesexzellenzinitiative rund 520 Millionen Euro zur Verfügung gestellt", sagte Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) nun während der akademischen Gedenkfeier.

Auch in der laufenden Legislaturperiode sei das Forschungsprogramm LOEWE zentrales Instrument der hessischen Forschungspolitik, worauf sich die schwarz-grüne Landesregierung in ihrem Koalitionsvertrag 2014 bis 2019 verständigt hatte.

In den kommenden Jahren sei es für die Translationale Arzneimittelforschung in Frankfurt wichtig, sich über den Standort hinaus zu vernetzen. Mit vielen Pharmaunternehmen in der Region - etwa Sanofi, Merck oder Stada - verfüge die Rhein-Main-Region über enormes Potenzial.

Das Erbe Paul Ehrlichs könnte zeitgleich aber wieder näher an Frankfurt, wo Ehrlich den ersten Lehrstuhl für Pharmakologie innehatte, heranrücken: Während der Gedenkfeier warb Universitätspräsidentin Birgitta Wolff dafür, das Paul-Ehrlich-Institut vom aktuellen Standort in Langen nach Frankfurt zu holen.

Lesen Sie dazu auch: 100. Todestag von Paul Ehrlich: Wie ein zerstreuter Eigenbrötler Medizin-Geschichte schrieb

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