Parkinson-Patient

"Wenn ich male, zittere ich nicht mehr"

Er ist Parkinson-Patient und hat vor einigen Jahren eine völlig neue Begabung entdeckt, die ihm wieder Kraft verleiht: Jörgen Bruchhäuser aus Neu-Isenburg rückt für seine Bilder immer wieder die Frankfurter Skyline ins rechte Licht.

Von Pete Smith Veröffentlicht:

NEU-ISENBURG. Seine Krankheit, sagt Jörgen Bruchhäuser, schränke ihn zwar im Alltag ein, doch erst durch sie habe er seine Schöpferkraft entdeckt. Tatsächlich begann der heute 73-jährige Parkinson-Patient erst nach der Diagnose mit dem Malen und hat seine Bilder seither in vielen Ausstellungen präsentiert.

Derzeit hängt eine Auswahl seiner Frankfurt-Motive in jenen Räumen, in denen er vor zehn Jahren seine Diagnose bekam.

Jörgen Bruchhäuser wurde 1942 in Kopenhagen geboren. Nach einer Ausbildung zum Schlosser studierte er Wirtschaftsingenieurswesen und arbeitete anschließend in leitender Position für verschiedene Software-Unternehmen. 2004 traten bei dem Neu-Isenburger die ersten Parkinson-Symptome auf.

"Auf einer Urlaubsreise", erzählt er, "begann meine linke Hand plötzlich zu zittern, obwohl ich mich im Ruhezustand befand."

Die Diagnose Parkinson stellte ein Jahr später die Frankfurter Neurologin und Psychiaterin Professor Alexandra Henneberg, bei der er seither in Behandlung ist.

Alles begann mit Kunsttherapie

Seine erste Berührung mit der Malerei hatte Bruchhäuser 2008 während eines Klinikaufenthaltes in der Parkinsonklinik Bad Schwalbach, wo er während einer Kunsttherapie sein erstes Aquarellbild malte. "Parkinson hat mir eine bislang unbekannte, kreative Seite meiner Persönlichkeit gezeigt und damit einen Weg eröffnet, wie ich mich konstruktiv mit der Krankheit auseinandersetzen konnte", sagt der Autodidakt im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung".

Während ihn der Tremor beispielsweise im Haushalt sowie beim An- und Auskleiden behindert, verschafft ihm die künstlerische Arbeit buchstäblich Ruhepausen. "Wenn ich male, vergesse ich die Krankheit", so Bruchhäuser. "Und ich zittere dann auch nicht mehr."

In den vergangenen Jahren beschäftigte sich Bruchhäuser in seiner künstlerischen Arbeit mit der Frankfurter Skyline. In seinen Bildern verändert er das Licht und die Farben, wechselt die Perspektiven und probiert verschiedene Formate aus. So entstand eine Serie, die ständig neue Blicke auf die Finanzmetropole eröffnet.

Seit fünf Jahren stellt Jörgen Bruchhäuser seine Bilder öffentlich aus. Unter anderem waren sie 2014 auf der Jahrestagung der Süddeutschen Orthopäden im Kongresshaus Baden-Baden zu sehen. Mit seiner aktuellen Exposition "Frankfurt bewegt sich" in den Praxisräumen der Frankfurter Nervenärztin Alexandra Henneberg schließt sich für beide ein Kreis.

"Mit ruhiger Hand"

"Jörgen Bruchhäuser", sagt die Neurologin, "ist für mich ein großartiges Beispiel dafür, dass Menschen sich auch mit einer ernsten Erkrankung neu organisieren und Gutes daraus entstehen lassen können."

Dem Titel der Ausstellung haben Künstler und Ärztin das Motto "Mit ruhiger Hand" gegenüber gestellt: Dort die Bewegung einer sich ständig verändernden Stadt, hier die aus einer schöpferischen Kraft geborene Kontemplation, die, zumindest für den Augenblick, selbst eine unheilbare Krankheit besiegt. "Indem er seine Krankheit angenommen hat", sagt Alexandra Henneberg über ihren Patienten, "hat er sich etwas Neues erobert, davor habe ich großen Respekt."

Bruchhäusers farbenfrohe Gemälde kommen im Übrigen auch bei Hennebergs Patienten gut an. Einige Bilder wurden bereits gekauft. Den Erlös will der Künstler der Flüchtlingshilfe spenden.

Weitere Informationen finden Sie unter

www.bruchhaeuser-arts.de

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