Heimlich-Handgriff

Erfinder gestorben

Die von US-Arzt Dr. Henry Heimlich entwickelte Notfallmaßnahme hat viele Menschen weltweit gerettet. Nun ist ihr Erfinder gestorben.

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Erfinder eines berühmten Handgriffs: Dr. Henry Heimlich.

Erfinder eines berühmten Handgriffs: Dr. Henry Heimlich.

© Al Behrman/dpa

CINCINNATI. Der Erfinder des lebensrettenden "Heimlich-Handgriffs", Henry Heimlich, ist im Alter von 96 Jahren gestorben. Die von dem US-Arzt entwickelte Notfallmaßnahme rettete viele Menschen weltweit vor dem Ersticken.

Dabei wird versucht, mit Druck auf den Bauch einen Fremdkörper aus der Luftröhre zu bekommen. Heimlich sei in einer Klinik in Cincinnati (Ohio) gestorben, teilte seine Familie mit.

Dabei hieß es: "Vater war ein Held für viele Menschen auf der Welt – aus einem einfachen Grund: Er hat geholfen, unzählige Leben zu retten, durch die Erfindung von Prozeduren und Geräten des gesunden Menschenverstands."

Einen Hamburger verschluckt

Heimlich selbst hatte seinen Handgriff in diesem Jahr zum ersten Mal selbst benutzen können, als ein Mitbewohner seines Altenheims sich an einem Hamburger verschluckte. In fast allen Restaurants in den USA hängt eine Anleitung für den "Heimlich-Handgriff". In Deutschland zählt er zu den Este-Hilfe-Maßnahmen.

Der Heimlich-Handgriff findet Anwendung, wenn ein Mensch sich verschluckt hat und unmittelbar zu ersticken droht. Dabei legt ein Helfer dem Betroffenen eine geballte Faust in den Oberbauchbereich unterhalb des Brustbeins. Die Faust wird mit der zweiten Hand umfasst und bis zu fünf Mal kräftig nach hinten oben gezogen.

Die Hoffnung: Der verschluckte Gegenstand löst sich durch den Druck. Tritt keine Besserung ein, sollten Rückenschläge und Heimlich-Griff so lange abgewechselt werden, bis der Rettungsdienst eintrifft. Es wird davor gewarnt, den Handgriff an Gesunden zu üben, da er durchaus Risiken birgt.

Der Heimlich-Handgriff eignet sich offenbar auch als erste Maßnahme zur Wiederbelebung bei Ertrinkenden. Das berichtete die Ärzte Zeitung bereits 1997.

Hilfe für Rettungsschwimmer

Eine Arbeitsgruppe um Dr. John Hunsucker von der University of Houston im US-Bundesstaat Texas hatte damals den Effekt des Handgriffs durch 167 US-amerikanische Rettungsschwimmer erproben lassen. Dabei stellte sich heraus, dass diese Maßnahme allein so erfolgreich war, dass die Mund-zu-Mund-Beatmung bei den Unfallopfern nicht mehr erforderlich war.

Die günstigen Ergebnisse dieser Studie seien auch in einer weiteren Untersuchung bestätigt worden, die von der National Pool and Water Parks Association in den USA vorgenommen worden war. In dieser Studie kam es bei 24 von 27 Ertrinkenden allein nach Anwendung des Heimlich-Handgriffs zur Spontanatmung.

Immer wieder berichten Massenmedien über die spektakuläre Wirkung des Handgriffs. Vor einigen Jahren etwa hieß es in einem Beitrag der Online-Agentur Ananova, ein Labrador habe der US-Amerikanerinn Debbie P. das Leben gerettet, indem er an ihr das Heimlich-Manöver praktiziert habe.

Die damals 45-Jährige hatte einen Apfel gegessen, als ihr ein Stück im Hals stecken blieb – und ihr die Luft wegblieb. "Ich beugte mich über einen Stuhl, um an mir selbst das Heimlich-Manöver zu versuchen, aber es klappte nicht", so Parkhurst.

Als sie sich selbst gegen die Brust schlug, wurde ihr Labrador aufmerksam. "Er drückte mich zu Boden, und als ich auf dem Rücken lag, begann er, auf meiner Brust herumzuspringen", sagte Parkhurst. Sie habe dann das Apfelstück ausgehustet. Wahr oder unwahr: Henry Heimlichs Vermächtnis wird unvergessen bleiben. (dpa/eb)

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