Luftrettung

ADAC-Helikopter fliegen deutlich mehr Einsätze

Die ADAC Luftrettung ist 2016 erneut mehr Einsätze geflogen – für Ärzte und Piloten eine große Herausforderung. Die Überführung eines Patienten aus dem Ausland per Flugzeug gestaltete sich besonders kompliziert.

Von Christina Bauer Veröffentlicht:
Notarzteinsatz: Über 48 000 Patienten versorgte die ADAC Luftrettung 2016.

Notarzteinsatz: Über 48 000 Patienten versorgte die ADAC Luftrettung 2016.

© ADA

MÜNCHEN. Der ADAC hat 2016 ein einsatzstarkes Jahr erlebt. Insgesamt 54.444 mal rückten die Hubschrauber aus, im Durchschnitt alle fünf Minuten und fast 400 mal häufiger als 2015 (54.062 Einsätze).

Täglich versorgte die Luftrettung im Schnitt 133 Patienten, über das ganze Jahr hinweg 48.567. Die Differenz kommt durch Fehlalarme zustande. Unangenehm: Auf diesen Kosten bleibt der ADAC sitzen.

Meist freilich erfolgen die Einsätze aus gutem Grund. Jeder zweite Patient hat ein akutes Herz-Kreislauf-Problem, etwa einen Herzinfarkt, oder eine andere internistische Diagnose. Einer von zehn ist von einem neurologischen Notfall betroffen, ebenso viele wurden bei einem Unfall verletzt.

55 der deutschlandweit bekannten, gelben ADAC-Helikopter gibt es, sie sind an 37 Standorten in der ganzen Bundesrepublik stationiert. Die Einsätze fordern den Piloten einiges ab. Sie landen oft "mitten im Nirgendwo", sagte Frédéric Bruder, Geschäftsführer der ADAC Luftrettung gGmbH, bei der Vorstellung der aktuellen Zahlen am Dienstag in München.

Ärzte helfen bei der Landung

Selbst eine herumfliegende Plastiktüte, die sich in einem Rotor verfange, könne zum Problem werden. Daher halten auch Notärzte und Rettungskräfte die Augen offen und assistieren bei der Landung.

"Wir sind stolz darauf, dass bei über 54.000 Einsätzen kein schwerer Unfall passiert ist", so Bruder. Oft können Notarzt und Rettungskräfte vor Ort die erste Versorgung leisten. Nur in den dringendsten Fällen erfolgt auch der Weitertransport in eine Klinik per Flug (2016: 13.000 Fälle). Etwa 60 Prozent der Einsätze führten die selbsternannten "gelben Engel" in ländliche Regionen. Gerade dort bietet ein Helikopter oft einen Zeitvorteil. In 15 Minuten fliegt er etwa 70 Kilometer weit. Ein Einsatzflug dauert meist etwa 30 bis 50 Minuten.

Flüge bei Dunkelheit sind bisher noch problematisch. Aber ein Standort in Senftenberg kann dank Nachtsichtgeräten mittlerweile auch nachts fliegen. Deren Anwendung ließe sich sukzessive ausweiten, sagte Bruder: "Die Technologie dafür ist da. Wir glauben nicht, dass unbedingt noch mehr Standorte benötigt werden. Es wäre möglicherweise sinnvoller, die Betriebszeiten auszuweiten." Dafür seien zunächst Gespräche mit den zuständigen Kostenträgern erforderlich.

Vielfach half der ADAC auch außerhalb Deutschlands. "Es gibt fast kein Land, wo der ADAC nicht im Einsatz war", stellte Dimitrios Tsiktes, Leiter des ADAC-Ambulanzdienstes, fest. Insgesamt gab es Einsätze in 191 Ländern. Dabei, so Tsiktes, zeige sich eine Verlagerung zu mehr Einsätzen im europäischen Ausland. Das habe zu tun mit einem durch Terrorängste veränderten Reiseverhalten.

Besonders zeigt sich das in der Türkei. 5650 Patienten betreute der ADAC dort, und damit 19 Prozent weniger als im Vorjahr. Damit war die Türkei das dritthäufigste Einsatzland. Auf Platz zwei und eins stehen Österreich und Spanien, mit 6000 und 6650 Patienten.Insgesamt versorgte der ADAC 55.000 Patienten weltweit, und damit 2,4 Prozent mehr als 2015. Für 12.100 der Auslandspatienten wurde außerdem ein Rücktransport nach Deutschland organisiert. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das fast 14 Prozent weniger.

Ein Novum in 40-jähriger Geschichte

In sehr schwierigen Fällen kommt ein Flugzeug zum Einsatz. Das war bei 4000 Patienten der Fall, und damit bei 15 Prozent weniger als noch 2015. Die Tendenz gehe zu weniger ADAC-Flügen, dafür aber komplizierteren.

Ein besonderer Rücktransport war 2016 der eines 44-Jährigen, der an einer schweren Lungenentzündung erkrankt war. Per Flugzeug, mit mobiler Herz-Lungen-Maschine und Dialyse an Bord wurde er aus Mexiko in eine deutsche Klinik gebracht. Der 21-stündige Flug war für ihn lebensrettend. Der Einsatz ist ein Novum in 40 Jahren ADAC-Geschichte. In insgesamt 4,1 Millionen Fällen rückte der ADAC aus, um auf Deutschlands Straßen bei Autopannen zu helfen. Das bedeutet alle acht Sekunden einen Einsatz – und somit 2,5 Prozent mehr Einsätze im Vergleich zum Vorjahr. Meist standen technische Probleme wie etwa Batterieausfälle im Vordergrund. Aber bei 164.806 der Anfragen ging es um Unfallhilfen. Das waren mehr als im Vorjahr, mit 159.414.

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