Deutsches Engagement in Tibet

Blindenschule droht das Aus

Seit zwei Jahrzehnten bildet Sabriye Tenberken in Tibet blinde Kinder aus und bereitet sie auf ein selbstständiges Leben vor. Jetzt fürchtet sie um die Zukunft ihres Projektes: Die Behörden stellen sich quer.

Von Jörn Petring Veröffentlicht:

PEKING. Einem vielfach ausgezeichneten Blindenzentrum in Tibet, das von der Deutschen Sabriye Tenberken gegründet wurde, droht nach 19 Jahren die Schließung. Die chinesischen Behörden weigerten sich, das gemeinsame Projekt fortzusetzen, sagte Tenberken.

Sabriye Tenberken sorgt sich um ihre Schule in Tibet.

Sabriye Tenberken sorgt sich um ihre Schule in Tibet.

© Dedert / dpa

Bei einem Besuch in Tibet seien ihr und ihrer Organisation Braille Without Borders "völlig überraschend" der Entwurf eines Auflösungsvertrags vorgelegt worden. Demnach muss das Zentrum, zu dem eine Grundschule im Stadtzentrum von Lhasa sowie eine Ausbildungsfarm gehören, den Betrieb einstellen.

Verhandlungen laufen

Gründe, warum das Zentrum nicht weitergeführt werden darf, wurden nach Angaben von Tenberken nicht genannt. "Es werden noch immer Verhandlungen geführt. Für die blinden Kinder wird auf jeden Fall gesorgt", sagte ein lokaler Behördenmitarbeiter.

Tenberken zufolge, die seit drei Wochen in Tibet auf Gespräche wartet, seien jedoch sämtliche Termine abgesagt worden. "Es gibt keine Antworten und unser Visum läuft in zwei Tagen ab."

Die Chinesen planten dem Auflösungsvertrag zufolge, die Schüler in eine chinesisch-tibetische "Spezialschule" zu schicken, wo sie jedoch nicht in gleicher Weise auf ein unabhängiges Leben als Blinde und den Besuch einer regulären Schule oder Universität vorbereitet würden.

Sorge um die Versorgung der Kinder

"Für uns geht es nicht in erster Linie darum, hier in China weitermachen zu dürfen. Wir wollen aber sicher sein, dass die Kinder auch in Zukunft nach den gleichen Methoden ausgebildet und in Regelschulen integriert werden", sagt Tenberken.

Für ihre Arbeit mit Blinden in China hatte Tenberken 2005 das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen. Doch auch chinesische Behörden und Medien haben die Arbeit ihres Zentrums in der Vergangenheit immer wieder gelobt und mit Preisen ausgezeichnet.

Tenberken erblindete selbst im Alter von zwölf Jahren, lernte tibetisch und entwickelte 1992 die Braille-Blindenschrift für die tibetische Sprache. Später gründete sie zusammen mit dem Niederländer Paul Kronenberg das Blindenzentrum, in dem bislang 300 blinde Kinder ausgebildet wurden.

Die Arbeitsbedingungen zahlreicher regierungsunabhängigen Organisationen (NGOs), zu denen auch Braille Without Borders zählt, haben sich in China zuletzt deutlich verschlechtert. (dpa)

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