Auch in Deutschland gang und gäbe

Tierversuche an Affen – Wissenschaftllich nötig, ethisch vertretbar?

Seit Tierversuche im Zusammenhang mit dem VW-Dieselskandal bekannt wurden, ist die Empörung groß. Dabei werden auch hierzulande Hunderte Affen jährlich für Versuche verwendet.

Veröffentlicht:
2460 Affen und Halbaffen wurden 2016 für Tierversuche in Deutschland benutzt.

2460 Affen und Halbaffen wurden 2016 für Tierversuche in Deutschland benutzt.

© dpa

BERLIN. Wenn es um Affen in Tierversuchen geht, begleiten häufig drastische Bilder die immer wieder emotional geführten Diskussionen. Das erleben aktuell auch Forscher in Deutschland. Nach jüngsten Zahlen haben Wissenschaftler in Deutschland im Jahr 2016 an insgesamt rund 2,8 Millionen Tieren Versuche vorgenommen. Wie aus den kürzlich veröffentlichten Daten des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft hervorgeht, waren darunter auch rund 2460 Affen und Halbaffen.

Der überwiegende Großteil der Versuchstiere sind jedoch Mäuse, gefolgt von Fischen, Ratten, Kaninchen und Vögeln. Zwar sind Affenversuche damit vergleichsweise selten – für Tierschützer aber ein schwaches Argument.

"Primaten sind sinnesphysiologisch hoch entwickelt, auf soziale Beziehungen angewiesen und leiden mehr als andere Tiere in Tierversuchen", sagt Marius Tünte, Sprecher beim Deutschen Tierschutzbund. Die Organisation fordert ein Verbot zumindest von Affenversuchen.

Strenge Vorgaben

Aus wissenschaftlicher Sicht hingegen sind Tierversuche, auch an Primaten, noch immer unverzichtbar. Gerade dann, wenn es um die medizinische Forschung geht. "Es muss uns allen klar sein, dass die Sicherheit unserer Medikamente natürlich auch auf Tierversuchen beruht", sagte der Neurowissenschaftler und Biologe Dr. Stefan Treue vom Deutschen Primatenzentrum in Göttingen.

Nach den ethischen Grundsätzen in Deutschland dürften Forscher aber nur die am wenigsten leidende Art verwenden, die für ihre Fragestellung geeignet ist, sagte Treue. Das heißt: Ist zu erwarten, dass ein Test an einer Maus aussagekräftige Ergebnisse liefert, ist der Einsatz eines Affen nicht erlaubt.

Forscher, die einen Tierversuch planen, müssen einen Antrag stellen, den die zuständige Landesbehörde prüft – unter anderem geht es um die Bedeutsamkeit des Vorhabens. Dabei werden die Behörden von einer Kommission aus Tierärzten, Ärzten, Wissenschaftlern und Tierschützern unterstützt. Dabei wurden auch einzelne Anträge schon abgelehnt.

Die Forschung an Affen konzentriere sich zu mehr als drei Vierteln auf medizinische Sicherheitsprüfungen, weil die Tierart dem Menschen besonders ähnlich ist. (dpa)

Mehr zum Thema

Weit weg von WHO-Zielen

hkk-Daten zeigen laue HPV-Impfquoten

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Weniger Rezidive

Hustenstiller lindert Agitation bei Alzheimer

Lesetipps
Ulrike Elsner

© Rolf Schulten

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“

KBV-Chef Dr. Andreas Gassen forderte am Mittwoch beim Gesundheitskongress des Westens unter anderem, die dringend notwendige Entbudgetierung der niedergelassenen Haus- und Fachärzte müsse von einer „intelligenten“ Gebührenordnung flankiert werden.

© WISO/Schmidt-Dominé

Gesundheitskongress des Westens

KBV-Chef Gassen fordert: Vergütungsreform muss die Patienten einbeziehen