Raumfahrt

Expedition 56/57 – Gesundheit im All

Gesundheit, Umwelt und Klimawandel, Energie und Mobilität von Morgen – das Forschungsprogramm für den deutschen Astronauten Alexander Gerst im All ist groß. Bald fliegt er zur Internationalen Raumstation.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Expedition 56/57 – Gesundheit im All

© NASA

BAIKONUR/DARMSTADT/BONN. Deutschland hat sich in Zeiten der Globalisierung wissenschaftlicher Expertise und Innovationskraft als wirtschaftlichem Überlebenselixier im internationalen Wettbewerb verschrieben. Da sind auch Ideen und Impulse aus dem Universum gefragt. Letztere stehen im Mittelpunkt der deutschen Forschung auf der Internationalen Raumstation ISS.

Wenn der deutsche Astronaut Alexander Gerst am Mittwoch vom Kosmodrom in Baikonur die Expedition 56/57 zur ISS antritt, wird er sich seiner Verantwortung für die 41 deutschen Experimente bewusst sein, die das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Bonn steuert. Insgesamt arbeitet Gerst an 67 europäischen Experimenten unter dem Motto "Horizons – Wissen für Morgen".

Exzellente Forschungsumgebung

Für den Geophysiker ist es als deutscher Astronaut der Europäischen Weltraumorganisation ESA in Darmstadt der zweite sechsmonatige Besuch im All – der erste fand vor vier Jahren statt. Gerst wird laut DLR "im größten internationalen Technologieprojekt aller Zeiten" arbeiten.

In diesem wissenschaftlichen Labor entwickeln die USA, Russland, Japan, Europa und Kanada gemeinsam Lösungen für globale Herausforderungen wie Gesundheit, Umwelt und Klimawandel, aber auch Digitalisierung, Industrie 4.0, Energie sowie Mobilität von Morgen.

"Die Mission von Alexander Gerst stärkt den Wissenschafts- und Innovationsstandort Deutschland und macht die Bundesrepublik zu einem der intensivsten Nutzer und Profiteure der wissenschaftlichen Anlagen an Bord der Internationalen Raumstation – Raumfahrt ist gefragt", verdeutlicht Dr. Walther Pelzer, Vorstand des DLR Raumfahrtmanagements.

Die ISS bietet, so das DLR, exzellente Möglichkeiten, um in Schwerelosigkeit unseren Körper sowie Zellen von Menschen, Tieren und Pflanzen zu erforschen. So ermögliche das Flumias-Mikroskop, zum ersten Mal lebende Zellen direkt in Schwerelosigkeit sichtbar zu machen, sie zu vergrößern und in 3D abzubilden.

Krankheiten besser verstehen

Mit Myotones würden erstmals die grundlegenden biomechanischen Eigenschaften der Skelettmuskulatur überwacht, um Veränderungen durch fehlende Schwerkraft zu untersuchen. Weitere deutsche Experimente beschäftigten sich zum Beispiel mit dem Immunsystem und Genreaktionen in Schwerelosigkeit.

"Dank dieser Forschung lernen wir zum Beispiel, Krankheiten wie Krebs, Immunschwäche oder Muskel- und Knochenschwund besser zu verstehen. Aus diesen Erkenntnissen lassen sich dann innovative Medikamente und Therapieansätze entwickeln, die unser Leben auf der Erde verbessern", erklärt Dr. Markus Braun, beim DLR Raumfahrtmanagement Programmverantwortlicher für die humanphysiologische und biologische Forschung unter Weltraumbedingungen.

Doch auch Umwelt- und Klimabedingungen lassen sich von der ISS aus erforschen. Tiere haben beispielsweise ein sehr gutes Gespür für Klimaveränderungen und einen "siebten Sinn" für nahe bevorstehende Naturkatastrophen wie Vulkanausbrüche und Erdbeben, so das DLR.

Winzige, an Kleintieren wie Vögeln oder Fledermäusen angebrachte Sender funkten im Projekt Icarus Daten über deren Wanderverhalten zur ISS. Diese Informationen könnten Forscher auswerten und zum Beispiel Rückschlüsse über klimatische Veränderungen und globale Wanderrouten der Tiere bei uns auf der Erde ziehen.

Auch Künstliche Intelligenz an Bord

Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (KI) gelten in terrestrischen Gefilden derzeit als Megatrends – auch und gerade im Healthcare-Sektor. Auch bei Gersts Mission soll mit dem vom DLR Raumfahrtmanagement, Airbus und IBM entwickelten Technologiedemonstrator Cimon ein digitales Assistenzsystem auf der ISS zum Einsatz kommen.

Das siebte Crewmitglied ist laut DLR ein fliegender und smarter Astronautenassistent. Ausgestattet mit KI solle er den Astronauten bei ihrer täglichen Arbeit helfen.

Doch nicht nur auf der ISS sind Roboter im Einsatz. Alexander Gerst werde während seiner Mission einem humanoiden Androiden des DLR in Oberpfaffenhofen Kommandos auf der Erde geben, sodass dieser weitgehend autonom Aufgaben lösen kann.

Beide Projekte sollen Innovationen für Anwendungen in der robotischen Industrieproduktion, der Medizin und Pflege sowie der Bildung vorantreiben, wie es heißt.

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