Katastrophen-Simulation

Was, wenn alle plötzlich fliehen müssen?

Angenommener Katastrophen-Fall für das Ruhrgebiet: Menschen müssen die Region sofort verlassen, strömen zum Bahnhof. Kann das funktionieren? Forscher untersuchen das am Beispiel Dortmund.

Von Elke Silberer Veröffentlicht:
Das Projekt "Kaparit" soll klären, wie man großflächige Evakuierung bessern durchführen kann.

Das Projekt "Kaparit" soll klären, wie man großflächige Evakuierung bessern durchführen kann.

© Jürgen Priewe / Fotolia

JÜLICH/DORTMUND. Das Szenario der Wissenschaftler: Es droht eine Katastrophe. Im dicht besiedelten Ruhrgebiet. Durch einen Chemieunfall etwa. Hunderttausende Menschen rund um Dortmund müssen die Region schlagartig verlassen.

Die Flucht über die Straße wäre eine schlechte Idee, meint Sicherheitsforscher Stefan Holl vom Institut IAS am Forschungszentrum Jülich. "Im Falle einer Katastrophe wären die Straßen und Autobahnen nach kurzer Zeit dicht und dadurch für die meisten Menschen unbenutzbar."

Zu dem Schluss, dass der Schienenverkehr im Ernstfall eine gute Möglichkeit für die großräumige Evakuierung sein kann, war eine Arbeitsgruppe der Innenminister der Länder nach dem Reaktorunglück im japanischen Fukushima 2011 gekommen.

Jülicher Wissenschaftler erforschen nun unter anderem mit der Hochschule Bochum, wie sich die Abläufe für einen solchen Notfall optimieren lassen – vom Evakuierungsaufruf über die Anfahrt zum Bahnhof bis zur Abfahrt mit dem Zug.

Bund fördert mit einer Million Euro

In dem vom Bund mit gut einer Million Euro geförderten Projekt "Kapakrit" sollen Daten für eine großräumige Evakuierung gewonnen werden, die Ingenieure und Behörden für die weitere Planung nutzen können. Unter anderem geht es darum, mit Polizei, Feuerwehr und Nahverkehrs-Betreibern den möglichen Zustrom von Menschen abzuschätzen, die zum Bahnhof wollen. Gibt es genügend Fahrzeuge im öffentlichen Nahverkehr?

"Dann ist für uns natürlich die Frage, können wir die Personen, die kommen, mit ausreichender Geschwindigkeit durch den Bahnhof schleusen", sagt Holl. An den Treppenaufgängen zu den Bahnsteigen sei die Kapazität begrenzt. "Es macht also keinen Sinn, mehr Leute dort hinzuschicken in einer Zeiteinheit, als über diese Treppe nach oben abgeleitet werden können", sagt der Sicherheitsforscher.

Bekannt sei, bei welcher Dichte sich Menschen in welcher Geschwindigkeit noch bewegen könnten. "Es macht also keinen Sinn, einfach alle in den Bahnhof reinzuschicken, bis alle vor den Aufgängen stehen, weil sich die Leute in den Aufgängen verkeilen." Die beste Strategie im Bahnhof wollen die Wissenschaftler in Simulationen herausfinden.

Kooperation mit der Bahn

"Am Ende muss natürlich ein Zug stehen, in den sie einsteigen und abtransportiert werden können", so Holl. In Absprache mit der Bahn wollen Verkehrsforscher der Hochschule Bochum Annahmen treffen, wie viele Züge in welchen Abständen in den Bahnhof einfahren können, wie lange diese dort halten müssen, bis alle eingestiegen sind, um dann loszufahren.

Ziel der Forscher ist es auch, dass die Erkenntnisse aus dem Projekt ins Regelwerk der Bahn einfließen. (dpa)

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