Flutkatastrophe

Indonesien braucht nach Tsunami dringend Hilfe

Nach der Tsunami-Katastrophe fehlt es in dem Inselstaat an fast allem. Es gibt kaum schweres Gerät und praktisch keinen Treibstoff. Und die Zahl der Toten steigt ständig.

Von Ahmad Pathoni und Christoph Sator Veröffentlicht:

JAKARTA. Indonesien hat nach der Tsunami-Katastrophe mit vielen Hundert Toten um internationale Hilfe gebeten. Bei den Rettungsarbeiten auf der Insel Sulawesi graben die Helfer zum Teil mit bloßen Händen, weil es an Gerät fehlt. Die Zeit, um in den Trümmern von eingestürzten oder weggeschwemmten Häusern noch Überlebende zu finden, wird immer knapper. Zudem gelangten die Einsatzkräfte erst nach und nach in die Gebiete, in denen die Serie von Erdbeben am Freitag besonders schlimm war.

Nach der jüngsten offiziellen Zwischenbilanz von Montag kamen auf Indonesiens viertgrößter Insel mindestens 844 Menschen ums Leben. Dabei handelt es sich nach Angaben des Katastrophenschutzes allerdings nur um Todesopfer, die bereits identifiziert wurden. Bei vielen Toten gelang dies noch nicht. Zudem wird befürchtet, dass in entlegeneren Gebieten viele Opfer noch nicht einmal entdeckt sind. Die Regierung fürchtet, dass die Zahl in die Tausende geht.

Deutsche Urlauber in Sicherheit

Die indonesische Hilfsorganisation Aksi Cepat Tanggap geht von mindestens 1200 Toten aus. Ob darunter auch Ausländer sind, ist bislang nicht bekannt. Eine Gruppe von deutschen Urlaubern überstand die Katastrophe in einem Tauch-Resort unverletzt. Die Tauchlehrerin Anna Kirstein sagte der dpa: "Wir hatten großes Glück. Keiner unserer Gäste ist verletzt." Die insgesamt knapp zwei Dutzend Gäste – größtenteils Bundesbürger – kommen mangels Autos und Benzin derzeit allerdings nicht mehr weg.

In dem Katastrophengebiet fehlt es an den wichtigsten Dingen. Der Leiter der staatlichen Suchtrupps in der Stadt Palu, Nugroho Budi Wiryanto, klagte: "Es gibt kaum schweres Gerät und praktisch keinen Treibstoff. Das macht uns die Rettung von Opfern sehr schwer." Zudem gibt es vielerorts immer noch keinen Strom. Inzwischen wurde mit der Aushebung von Massengräbern begonnen, um die Toten möglichst schnell unter die Erde zu bringen.

Flughafen Palu überlastet

Angesichts der katastrophalen Zustände bat der Präsident des 260-Millionen-Einwohner-Landes, Joko Widodo, das Ausland um Unterstützung. Zuvor hatten schon zahlreiche Staaten und internationale Organisationen Hilfsangebote gemacht, auch die Europäische Union. Der Flughafen von Palu ist mittlerweile wieder geöffnet. Allerdings können dort längst nicht alle erforderlichen Maschinen landen.

Zugleich wehrten sich die indonesischen Behörden gegen Kritik am Warnsystem. Die Leiterin der zuständigen Agentur für Meteorologie, Klima und Geophysik (BMKG) rechtfertigte die Entscheidung, die Tsunami-Warnung am Freitagabend nach einer halben Stunde wieder aufzuheben. Behördenchefin Dwirkorita Karnawati sagte der Zeitung "Jakarta Post": "Der Strand von Palu wurde in der Dämmerung von drei Wellen erfasst. Das hat zweieinhalb Minuten gedauert." Die Tsunami-Warnung sei erst danach aufgehoben worden.

Indonesien liegt auf dem Pazifischen Feuerring, der geologisch aktivsten Zone der Erde. Für die mehr als 260 Millionen Einwohner sind Erdbeben und Tsunamis keine neue Erfahrung. Insgesamt kamen damals in den östlichen Anrainerstaaten des Indischen Ozeans etwa 230 000 Menschen ums Leben.Das Tsunami-Warnsystem in Indonesien hat deutsche Wurzeln.

Weihnachten 2004 kamen am Indischen Ozean bei einem Erdbeben und dem folgenden Tsunami mehr als 230.000 Menschen um, allein in Indonesien starben 160.000 Menschen. Daraufhin wurde das Projekt GITEWS - German-Indonesian Tsunami Early Warning System (Deutsch-Indonesisches Tsunami Frühwarnsystem) – ins Leben gerufen. Federführend beteiligt war dabei das Geoforschungszentrum in Potsdam. 2011 wurde das System vollständig an Indonesien übergeben.

Nach GITEWS-Angaben hat das Frühwarnsystem nach dem jüngsten Beben binnen fünf Minuten eine Tsunami-Warnung mit einer Höhe von 0,5 bis 3,0 Metern ausgegeben. Warum allerdings so viele Menschen an der Küste dann dennoch von der Welle überrascht wurden, ist den Forschern nach eigenen Angaben nicht bekannt. (dpa)

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