Ein Arzt hat als erster vom Osterhasen, der Eier bringt, geschrieben

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Wenn die Kinder sich am Ostersonntag auf die Suche nach den bunten Eiern machen, setzen sie eine lange Tradition fort: Seit dem 17. Jahrhundert werden Ostereier gesucht. Aus dem Jahr 1601 stammt der erste Bericht über das Verschenken verzierter Ostereier.

Seinerzeit überreichten die Lehrer im Rheingau ihren Schülern gefärbte oder buntbemalte Eier. Die Legende vom eierlegenden Hasen fand später allgemeine Verbreitung. Das wohl älteste Zeugnis für die vom Hasen gebrachten Ostereier stammt von einem Arzt.

Der Heidelberger Medizinprofessor Georg Franck von Franckenau schrieb 1678 in seinem Buch "Satyrae medicae": "In Südwestdeutschland, in unserer heimatlichen Pfalz, im Elsaß wie auch in Westfalen heißen solche Ostereier die Haseneier. Man macht einfältigeren Leuten und kleinen Kindern weis, diese Eier brüte der Osterhase aus und verstecke sie im Garten im Gras, im Gebüsch und so weiter, man will sie von den Buben um so eifriger suchen lassen zum erheiternden Gelächter der Älteren."

Warum wird ausgerechnet der Hase mit Ostern in Verbindung gebracht? Da stößt man auf verschiedene Theorien. So kommen Hasen im Frühjahr (also zur Osterzeit) zur Futtersuche in Dörfer und Gärten und halten sich in der Nähe des Menschen auf - für wilde Tiere ungewöhnlich. Dann steht der Hase für Fruchtbarkeit, im alten Konstantinopel war er ein Symbol für Christus.

Es ist auch ein alter Brauch überliefert, zum Beispiel aus Zürich, nach dem Pfarrer oder Paten Kinder zu Beginn des Frühjahrs eingeladen haben, um mit ihnen den Osterhasen zu jagen. Dazu wurden im Garten Eier versteckt. Die bunten Eier wurden dem Osterhasen zugeschrieben, weil Hennen schließlich keine bunten Eier legen und weil der Hase flinker ist als die Hühner.

Der Hase war aber nicht immer der Star. Bevor der Heidelberger Arzt vom Osterhasen geschrieben hat, haben alle möglichen Tiere die Ostereier gebracht: in Thüringen der Storch, in Sachsen und Holstein der Hahn, in Teilen Hessens der Fuchs, in Fulda der Palmesel und in der Schweiz der Kuckuck. Anderswo waren es Ostervogel, Himmelshenne, Kranich oder Auerhahn, die die Eier weitergegeben haben. Warum schließlich der Hase das Rennen gemacht hat, läßt sich nicht ermitteln.

Als Frühlingsbote ist der Hase allerdings bis in die Mythologie zurückzuverfolgen. Der Hase ist das Tier der griechischen Liebesgöttin Aphrodite und der Begleiter der germanischen Erdgöttin Holda. Ihr soll er auf ihren nächtlichen Umzügen mit Kerzen vorangeleuchtet haben.

In den Sagen der Germanen tauchen zum erstenmal Hase und Eier gemeinsam auf - als Opfergaben: Beide, die ersten Märzhasen und bunt bemalte Eier, wurden der Frühlingsgöttin Ostera dargebracht.

In späteren Zeiten - Belege dafür finden sich vom 16. Jahrhundert an - waren sowohl Eier als auch Hasen als Zinsgaben an die Grundherren zu entrichten. Auch ihren Weg in die Kirchen fanden die beiden alten Symbole der Fruchtbarkeit gemeinsam, indem Eier und Hasen an Ostern zu Weihe in die Kirche gebracht und anschließend verzehrt wurden.

Übrigens: Ob das Wort "Ostern" sich wirklich auf die germanische Frühlingsgöttin Ostera bezieht, wie oft behauptet wird, ist umstritten. Eine andere Theorie besagt, der Begriff gehe auf ein altes nordisches Wort zurück, das "mit Wasser taufen" bedeute, denn gerade zu Ostern hat es früher christliche Massentaufen gegeben.

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