Geschichten eines Notarztes

Er kam, sah und intubierte

Notarzt Falk Stirkat erzählt in seinem Buch von den Absurditäten seines Berufs. Dabei wagt er die Gratwanderung zwischen Information und Unterhaltung.

Von Pete Smith Veröffentlicht:

Falk Stirkat: Ich kam, sah und intubierte. Wahnwitziges und Nachdenkliches aus dem Leben eines Notarztes. Schwarzkopf & Schwarzkopf. Berlin 2015. 288 Seiten. 9,99 Euro.

NEU-ISENBURG. Falk Stirkat ist Notarzt und erlebt tagtäglich Geschichten, die oft so unglaublich sind, "dass es einer Verschwendung gleichkäme, sie nicht auch mit einem größeren Publikum zu teilen", wie er im Vorwort seines im Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf erschienenen Buchs "Ich kam, sah und intubierte" schreibt.

1984 geboren, arbeitet Stirkat seit 2010 in seinem Traumberuf, dem "wahrscheinlich abwechslungsreichsten Job der Welt".

Wie kurzweilig sein Job ist, erfährt man gleich im zweiten Kapitel, in dem der Autor seine Leser zu einer Frau mitnimmt, die mit Suizid droht. Ihr Freund hat sie mit dem Nachbarn erwischt. Als er ankündigt, sie zu verlassen, droht sie ihm, bewaffnet mit einem Messer, sich etwas anzutun.

"Das Team muss überleben!"

Stirkat erfährt es aus erster Hand und reagiert besonnen: Er schützt seine Kollegen und informiert stattdessen die Polizei. "Das Team muss den Einsatz überleben", lautet sein oberster Merksatz. Als die Beamten eintreffen, können sie gerade noch verhindern, dass die Frau statt sich selbst den nachbarlichen Liebhaber ersticht.

Ganz so dramatisch verläuft der Alltag eines Notarztes dann doch nur in Ausnahmefällen. Die meisten Notfallpatienten, so Stirkat, ließen sich ohne Komplikationen stabilisieren.

Allerdings schildert er auch Einsätze, bei denen der Arzt zu spät kommt und nur noch den Tod des Patienten feststellen kann. Solche Episoden nutzt der Autor, um seinen Laien-Lesern Tipps zur Wiederbelebung kollabierter Patienten zu geben, beispielsweise indem sie bei der Herzdruckmassage des richtigen Takts wegen den Bee Gees-Klassiker "Stayin‘ Alive" summen - in Gedanken, versteht sich.

Neben vielen eher ernsten Einsätzen erzählt der Notarzt Stirkat auch von kuriosen Notfällen. Wie dem des liebestollen Studenten, der sich beim Schäferstündchen mit seiner Kommilitonin versehentlich auf deren Vibrator setzte. Oder von der jungen Frau, die sich nackt auf die Anhängerkupplung des Autos ihres Liebhabers setzte, deren Gumminoppen sich "in den Weichteilen des weiblichen Genitals festsaugte" und partout nicht mehr lösen wollte.

Mitunter bittere Unterhaltung

Stirkat möchte seine Leser erklärtermaßen informieren, aber vor allem unterhalten, was angesichts der Tragik vieler Einsätze mitunter bitter aufstößt.

Vor allem wenn der Ton allzu flapsig gerät, wie beim "saftigen Herzinfarkt" oder bei der Schilderung eines Treppensturzes ("…und die Zweiundachtzigjährige bremste den Sturz wenig elegant mit Hilfe ihres Kopfes ab"). Da wäre weniger mehr gewesen.

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