Doping

Scharfe Kritik am geplanten Anti-Doping-Gesetz

Schon bevor der Entwurf überhaupt öffentlich vorliegt, gibt es harsche Kritik am Anti-Doping-Gesetz. "Dumm", meint Doping-Experte Werner Franke. Die deutschen Sportsponsoren hingegen begrüßen das neue Gesetz.

Veröffentlicht:

BERLIN. Doping-Experte Werner Franke und die ehemalige Weltklasse-Sprinterin Ines Geipel haben das neue Anti-Doping-Gesetz der Bundesregierung scharf kritisiert. Die Vorlage sei "nicht nur ein kleiner Wurf, sondern gar kein Wurf", meinte der renommierte Wissenschaftler Franke in einem Gespräch mit dem Radiosender hr1. "Das ist entweder total dumm oder total hinterhältig."

Keine strafrechtlichen Konsequenzen für Freizeitsportler?

Franke begründete dies mit aus seiner Sicht eklatanten Versäumnissen und Schwächen des Gesetzentwurfs. So solle es strafrechtliche Konsequenzen nur für Spitzenathleten und Profis geben, nicht aber für Amateure und Freizeitsportler. Der Heidelberger Molekularbiologe kritisierte außerdem das System der Sportförderung: "Wir haben einen Staat, der jede Art der Hilfe für junge Leute von der Zahl der Medaillen abhängig macht."

Nach Meinung von Ines Geipel würde das Gesetz lediglich den Druck auf die Sportler verstärken. "Wir wissen, Doping ist ein System, da gibt es sehr viele Interessenten, und jetzt gibt es wieder die Schwarze-Schaf-Variante mit dem Athleten als Bösewicht", sagte die Vorsitzende des Doping-Opfer-Hilfe-Vereins (DOH) dem Rundfunksender SWRinfo.

Die Wissenschaftlerin und Buchautorin forderte ein Gesetz, "das dieses Netz auseinandernimmt und die Strukturen dahinter sichtbarer macht und bestraft".

"Ein wichtiger Schritt zur Abschreckung"

Die Vereinigung führender Sportsponsoren in Deutschland (S20) hat den Gesetzentwurf der Bundesregierung dagegen begrüßt. "Die Unternehmen, die bei S20 zusammengeschlossen sind, haben sich stets klar gegen Doping ausgesprochen.

 Wir haben bei diesem Thema regelmäßig Kontakt zur NADA und finden, dass weitergehende Strafen auch durch den Staat ein wichtiger Schritt zur Abschreckung sein können", betonte der S20-Vorsitzende Stephan Althoff in einer Mitteilung.

Doping sei allerdings "nicht die einzige Ausprägung von Manipulation im Sport", fügte Althoff hinzu. Bestechung, Wettmanipulation und andere Auswüchse müssten ebenfalls dringend thematisiert und auch politisch angegangen werden, forderte er.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) und Justizminister Heiko Maas (SPD) stellen am Mittwoch in Berlin den Entwurf für ein Anti-Doping-Gesetz vor. Spitzensportler, die beim Doping erwischt werden, müssen künftig mit bis zu drei Jahren Haft rechnen. Das Gesetz, das auch den Besitz von Doping-Mitteln unter Strafe stellt, soll "zur Erhaltung der Integrität des Sports" beitragen.

Doping-Ärzten und anderen Hintermännern drohen noch härtere Strafen als den Athleten. Der Entwurf sieht Freiheitsstrafen von bis zu zehn Jahren vor, wenn jemand "die Gesundheit einer großen Zahl von Menschen gefährdet". (dpa)

Schlagworte:
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch.

© Rolf Schulten

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System