Doping

Athleten hoffen in Rio auf saubere Spiele

"Der IAAF muss alles umkrempeln." Prominente Leichtathleten drängen sieben Monate vor den Olympischen Spielen auf einen dopingfreien Wettkampf.

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DÜSSELDORF. Angesichts der ruinösen Machenschaften im Weltverband IAAF haben prominente Leichtathleten ein rasches Aufräumen und grundlegende Reformen gefordert - möglichst noch bis zu den Olympischen Spielen in Rio. "Die IAAF muss sich selbst erneuern, alles umkrempeln. Sie braucht neue Strukturen", sagte Deutschlands Vorzeigeläufer Arne Gabius als Reaktion auf den größten Doping- und Korruptionsskandal der Leichtathletik-Geschichte.

Die frühere Hammerwurf-Weltmeisterin Betty Heidler hofft dabei, dass die Rio-Spiele in sieben Monaten dopingfreier sein werden als die in London 2012. Dort waren nach dem Bericht der unabhängigen Kommission der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) vier gedopte russische Leichtathleten am Start.

Der frühere IAAF-Präsident Lamine Diack und einige Andere sollen es gegen Geld möglich gemacht haben. "Es muss so sein, um die Sportart wieder glaubwürdiger zu machen", sagte die 32-Jährige aus Frankfurt am Main. "Man muss alle Maßnahmen ergreifen, damit der sportliche und olympische Gedanke nicht weggezogen wird."

Kugelstoß-Weltmeister Christina Schwanitz findet auch gut, dass "diese Mauscheleien" aufgedeckt werden, fürchtet jetzt aber eine Pauschalverurteilung ihrer Sportart. "Das Problem ist nur: Die werfen jetzt wieder ein schlechtes Licht auf alle. Dadurch werden alle Athleten jetzt wieder in einen großen Dopingtopf hineingeworfen", meinte sie. "Für das Image der Leichtathletik ist das katastrophal."

Zweifel am Aufklärungswillen der WADA hegt trotz der schockierenden Berichte der unabhängigen Kommission, die von der Weltagentur berufen wurde, der Dopingexperte Perikles Simon. "Auffällig ist, dass internationale Forschergruppen, die unabhängig gearbeitet haben, seit Jahren bemerken, dass mit der IAAF irgendetwas nicht stimmt", sagte der Mainzer Forscher mit Hinweis auf eine von der WADA in Auftrag gegebene Doping-Studie von der Leichtathletik-WM 2011 in Daegu.

Bei einer Befragung hatten 29 Prozent der Teilnehmer Doping in der Vorbereitung auf die Titelkämpfe in Südkorea eingeräumt. "Dann komplett zu sagen, die WADA konnte da nichts machen, ist schade und hoffentlich eine selektive Wahrnehmung", erklärte Simon. "Die Freiheit der Wissenschaft wird dafür tyrannisiert, dass ein korruptes System jahrelang seine Ruhe hatte."

Ungedopte Athleten, denen man diese Erkenntnisse zwischen 2011 bis 2015 erfolgreich vorenthalten hätte, seien die Hauptgeschädigten. "Und die Studie wird in dem Bericht mit keinem Wort erwähnt. Man hätte früher tätig werden müssen."

Kein Verständnis hat Simon auch dafür, dass in dem WADA-Bericht einerseits Unverständnis geäußert wird, dass das IAAF-Council von den unglaublichen Fehlverhalten der alten Führungsclique nichts mitbekommen haben will, aber der Kommissionschef Richard Pound den neuen IAAF-Präsidenten Sebastian Coe für den geeigneten Retter hält."Es ist sehr erstaunlich, wenn er von Pound in Schutz genommen wird", sagte Simon. "Dann ist die sogenannte unabhängige Kommission der WADA nur eine Kommission der WADA, die ihrerseits auch von der IAAF und ihren Repräsentanten mit durchgesetzt ist." (dpa)

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