Winterspiele in Pyeongchang

Olympiastart mit vielen Fragezeichen

Bis zum Schluss wurde über Startverbote gestritten. In Pyeongchang beginnen die Olympischen Winterspiele, echte Vorfreude will nicht aufkommen.

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Die Spiele können beginnen: Eingang zum Doping Control Command Centre im Olympischen Dorf.

Die Spiele können beginnen: Eingang zum Doping Control Command Centre im Olympischen Dorf.

© HANS KLAUS TECHT/dpa|

PYEONGCHANG. Erst am Tag der Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele gibt der Internationale Sportgerichtshof CAS seine Entscheidungen über Klagen von 45 russischen Athleten und zwei Betreuern bekannt, die ein Startrecht verlangen. Die Ergebnisse der Verfahren wurden in der Nacht zum Freitag (03.00 Uhr MEZ) in Pyeongchang kommuniziert.

Insgesamt 60 russische Athleten und Betreuer wollten ihr Startrecht vor der Ad-hoc-Kommission des Internationalen Sportgerichtshof CAS einklagen. 13 Anträge, die an diesem Donnerstag eingegangen sind, hat das Sportgericht zurückgewiesen. Zu den bislang letzten Klägern gehörten der sechsmalige Eisschnelllauf-Weltmeister Pawel Kulischnikow und sein Teamkollege Denis Juskow, die beide schon wegen Dopingvergehen gesperrt waren. Mehrere russische Athleten waren am Donnerstagmittag persönlich bei ihrer Anhörung vor der Ad-hoc-Kommission erschienen.

Das Internationale Olympische Komitee hatte den Klägern nach einem aufwendigen Prüfverfahren eine Einladung zu den Spielen in Südkorea verweigert. Hintergrund der Ausschlüsse ist der Skandal um manipulierte Dopingproben bei den Winterspielen vor vier Jahren im russischen Sotschi.

"Entscheidung respektieren!"

Vor der CAS-Entscheidung hat Russland aufgerufen, das Urteil der Richter zu akzeptieren. "Der CAS-Beschluss muss respektiert und umgesetzt werden", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow in Moskau. "Wir erwarten die Entscheidung des Gerichts", ergänzte er.

 IOC-Präsident Thomas Bach hatte sich am Mittwoch mit Verweis auf das laufende Verfahren nicht äußern wollen. Er sagte nur: "Hoffentlich haben wir bald eine Entscheidung."

Sollten die russischen Athleten erfolgreich sein, könnten sie das 168-köpfige Team der "Olympischen Athleten aus Russland" (OAR) ergänzen, die ohne Hymne, Flagge und Nationaltrikots antreten. Bei der Eröffnungsfeier wird ihnen ein freiwilliger Helfer vorangehen, der die Flagge des IOC trägt: die fünf olympischen Ringe auf weißem Grund.

Die WADA teilte unterdessen mit, dass sie ihr Budget für den weltweiten Anti-Doping-Kampf von 30 auf 45 Millionen Dollar steigern will. Nach dem Skandal um systematisches Doping in Russland sei bei den Geldgebern der Welt-Anti-Doping-Agentur die "Überzeugung gewachsen", ihre Beiträge zu erhöhen, sagte WADA-Präsident Craig Reedie am Donnerstag.

Finanziert wird die WADA jeweils zur Hälfte von den Regierungen und den großen Sportorganisationen wie dem Internationalen Olympischen Komitee. "In diesem Jahr wollen wir das Budget um acht Prozent anheben, danach sollen weitere fünfzehn Prozent, fünfzehn Prozent und fünfzehn Prozent hinzukommen", erklärte Reedie.

Bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang, die am Freitag offiziell beginnen, verspricht er den Athleten weitmöglichste Chancengleichheit. "Es wurde jede Anstrengung unternommen, faire Wettkämpfe zu ermöglichen", sagte Reedie. "Wir haben alles getan, dass die Winterspiele ein großer Erfolg werden."

Seit April 2017 und bis zum 31. Januar 2018 mussten die potenziellen Winterspiele-Teilnehmer bei vorolympischen Doping-Kontrollen rund 17 000 Tests absolvieren. Während der Pyeongchang-Spiele sind etwa 2500 Blut- und Urin-Kontrollen vorgesehen.

Erinnerung an Ben Johnson

Doping war eines der Kernthemen im Vorfeld der Spiele. Auch vom ersten Gastspiel Olympias in Südkorea – 1988 fanden in Seoul die Sommerspiele statt – blieb vor allem der Dopingfall des kanadischen Sprinters Ben Johnson in Erinnerung.

Alfons Hörmann, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB), forderte zuletzt, dass Pyeongchang ein Kontrapunkt zu den früheren Spielen wird: "Das Fair Play muss nun zum Markenzeichen der Spiele werden."

Dass sich beschwingte Vorfreude noch nicht einstellen wollte, mag zum einen am Dauerthema Doping liegen. Zum anderen ist Südkorea bislang - abgesehen von Eisschnelllauf und Shorttrack - aber auch keine echte Wintersportnation. Immerhin: Alle Wettkampfstätten wurden rechtzeitig fertig, das Budget liegt bei zehn Milliarden Euro und damit in anderen Dimensionen als die rund 50 Milliarden von Sotschi.

Überlagert werden die Spiele vom politischen Konflikt auf der koreanischen Halbinsel. Einen Tag vor der feierlichen Eröffnung hielt Nordkorea noch eine Militärparade ab. Immerhin schickt Nordkorea knapp zwei Dutzend Athleten nach Pyeongchang. Die Mannschaften aus Nord und Süd marschieren bei der Eröffnungsfeier zusammen ein.

Doch nach der Eröffnung soll ganz allein der Sport im Vordergrund stehen. "Wir glauben, dass es Zeit für euch ist, sich auf den Sport zu fokussieren und auf das, für das ihr in den vergangenen Jahren so hart gearbeitet habt", schrieb die IOC-Athletenkommission in einem offenen Brief.

Das deutsche Team, das am Freitag vom Nordischen Kombinierer Eric Frenzel als Fahnenträger in das Stadion geführt wird, wäre schon zufrieden, wenn es zumindest besser als in Sotschi abschneiden würde.

Mehr als 19 Medaillen

Damals gab es nur 19 Medaillen (davon acht goldene) statt der erhofften 30. Deutschland strebt an, in Pyeongchang mit 154 Sportlerinnen und Sportlern zurück in den Kreis der führenden Wintersport-Nationen zu kommen. Chef de Mission Dirk Schimmelpfennig meint, dass die deutsche Mannschaft "an jedem olympischen Tag die Chance hat, Medaillen zu gewinnen".

Die nach den Spielen 2010 in Vancouver angekündigte Offensive in jüngeren Sportarten wie Freestyle oder Snowboard fand hingegen nur begrenzt statt. Dennoch hat das Team mit Parallel-Snowboarderin Ramona Hofmeister an der Spitze große Ambitionen.

Die knapp 3000 Athleten müssen sich in Asien zum Teil an ungewöhnliche Wettkampfzeiten gewöhnen, damit Olympia die wichtigen Fernsehmärkte in Europa und Nordamerika bedienen kann. So beginnt Laura Dahlmeiers erstes Biathlon-Rennen, der Sprint über 7,5 Kilometer, am Samstag um 20.15 Uhr Ortszeit, in Deutschland ist es dann 12.15 Uhr. (dpa)

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