Ärzte sollten bei Alten mehr auf Ernährung achten

BERLIN (ami). Ärzte sollten bei ihren älteren Patienten stärker auf die Ernährungssituation achten. Darauf hat gestern der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) im Vorfeld der "Grünen Woche" in Berlin hingewiesen.

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Die Ernährungssituation von Menschen über 60 Jahren kennzeichnete der Verband als sehr heterogen. Bis zum Alter von 69 Jahren herrscht Übergewicht vor, bei Älteren dagegen werden oft Mangelernährung und Austrocknung festgestellt. In Heimen seien zwischen 25 und 50 Prozent der Bewohner mangelernährt, so der VZBV mit Berufung auf den Medizinischen Dienst der Krankenkassen.

VZBV-Chefin Professor Edda Müller forderte deshalb, "daß das Pflegepersonal und alle weiteren medizinischen Betreuer im Hinblick auf Ernährungsphysiologie besser ausgebildet werden." Hauptproblem sei die mangelnde Aufmerksamkeit der Betreuer. Ernährungs- und Trinkprotokolle kommen ebenso wie die regelmäßige Gewichtskontrolle besonders in Heimen zu kurz.

Eine Ursache der Mangelernährung alter Menschen ist nach Angaben des VZBV der physiologisch bedingte Appetitverlust. Er kann bei multimorbiden Patienten durch Medikamente und Beeinträchtigungen beim Essen verstärkt werden. Mangelernährung fördert unter anderem das Wundliegen und die Häufigkeit von Stürzen und Frakturen.

Müller rät, Ärzte sollten bei der Anamnese ihrer alten Patienten die Ernährung ansprechen. Zur "Ärzte Zeitung" sagte sie, über das Thema Ernährungsberatung für Ältere müsse sicher im neuen Bundesausschuß geredet werden. Ernährungsberatung beim Arzt zählt nicht zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen.

Bei den jüngeren Alten, die sich zuhause selbst verpflegen, ist das Interesse an Hinweisen auf altersgerechte Ernährung überdurchschnittlich groß. Die meisten informieren sich aus Zeitungen und Zeitschriften, ein knappes Drittel bei einem Arzt oder einem Apotheker. Das hat eine Umfrage der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen ergeben.

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