KOMMENTAR
Vorsichtiger Schritt in der Lipidtherapie
Die Vorsicht ist spürbar. Den Schritt, die aggressive Lipidsenkung mit Zielwerten unter 70 mg/dl für LDL-Cholesterin bei Hochrisiko-Patienten zum neuen Standard zu erheben, wollte man (noch) nicht wagen. Den Zeitpunkt, die bisherigen ATP-III-Leitlinien zum Lipidmanagement aufgrund neuer Studiendaten zu modifizieren, sah das in den USA für diese Empfehlungen zuständige Gremium gleichwohl für gekommen. Also beließ man es im Grundsatz bei den alten Richtlinien, ergänzte sie jedoch um neue Spezifizierungen. Diese sind zurückhaltender formuliert, als in Leitlinien sonst üblich, und mehr als Wahlangebot an den frei entscheidenden Arzt zu verstehen.
Der Grund der Zurückhaltung ist klar. Für die Annahme, daß bei der Cholesterinsenkung "je tiefer, um so besser" sei, hat vor allem die kürzlich publizierte PROVE-IT-Studie Belege erbracht.
Aber reicht diese Studie allein schon aus, um bisherige Maßgaben für die Lipidsenkung fallen zu lassen?
In mehreren noch laufenden Studien werden derzeit ebenfalls eine intensive Lipidsenkung und eine konventionelle Lipidtherapie in ihrer klinischen Effizienz verglichen. Wenn ihre Ergebnisse demnächst vorliegen, wird die Empfehlung, das Cholesterin noch aggressiver als bisher zu senken, möglicherweise mehr Nachdruck erhalten.
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